
Lawinen
Autor: Jürg Zürcher | Stand: 31.12.2011
Lawinen sind am Hang rasch abgleitende Schneemassen von grosser Zerstörungskraft. Klima- und topografiebedingt ist in Liechtenstein besonders das Berggebiet relativ häufig von Lawinen-Abgängen betroffen. Flurnamen wie Lawena (Triesen), abgeleitet von alträtoromanisch lave(g)na, oder Läubana (Triesenberg), von althochdeutsch lewina, weisen auf eine frühzeitige Konfrontation der Menschen mit Lawinen hin. Aufzeichnungen älterer Ereignisse fehlen in Liechtenstein weitgehend, jedoch zeigen seit dem Spätmittelalter erhaltene Bannbriefe und Waldordnungen das Bemühen um den Erhalt der Schutzfunktion des (Bann-)Walds. An den Rheintalhängen ist aufgrund des breiten Schutzwaldgürtels die Lawinen-Gefahr noch heute gering. Im Berggebiet hingegen wurden gemäss dem Chronisten Johann Georg Helbert z.B. 1778 ganze Wälder von Lawinen fortgerissen. Nach der Landesbeschreibung von Landvogt Josef Schuppler (1815) verschütteten Lawinen in den Alpen sogar im Sommer «nicht selten» Mensch und Vieh.
Beschränkten sich früher die Schäden vor allem auf Wald- und Weideflächen sowie alpwirtschaftliche Gebäude (z.B. Valüna 1792, 1877 und 1945, Lawena 1924 und 1966), so führten die bauliche Entwicklung sowie die Landschaftsnutzung durch den Wintersport vor allem im Malbun zu einer Gefährdung von Personen und einer erheblichen Erhöhung des Schadenpotenzials. In Malbun wurden 1951 neun Hütten, 1999 15 Ferienhäuser teilweise oder total zerstört (Schaden 1999: ca. 6 Mio. Fr.), wobei 1999 nur die rechtzeitige Evakuation des gefährdeten Areals Personenschäden verhinderte. In den letzten Jahrzehnten ereigneten sich mehrere tödliche Lawinen-Unfälle, die ausschliesslich Skitourengänger und Variantenfahrer betrafen. Durch Verbauungs- und Aufforstungsmassnahmen wurde die Zahl der Gefahrenstellen 1970–97 erheblich reduziert. Mit der Lawinen-Warnung und der Intervention bei Lawinen-Ereignissen ist der seit 1992 gesetzlich geregelte Lawinen-Dienst der Berggebietsgemeinden betraut, der mit dem Eidgenössischen Institut für Schnee- und Lawinen-Forschung in Davos zusammenarbeitet.
Literatur
- Lawinenwinter 1998/1999, Schriftenreihe Umwelt, Nr. 323, Hg. Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL), 2001.
- Hans Stricker, Toni Banzer, Herbert Hilbe: Liechtensteiner Namenbuch, Teil I: Die Orts- und Flurnamen des Fürstentums Liechtenstein, Bd. 5, Vaduz 1999 (FLNB I/5), S. 319, 321.
Von der Redaktion nachträglich ergänzt
- Stephan Wohlwend: Rheintalseitige Lawinen in Balzers, in: Balzner Neujahrsblätter 2020, Jg. 26 (2020), S. 6–13.
Externe Links
- Geodatenportal, Liechtensteinische Landesverwaltung, Amt für Tiefbau und Geoinformation
- Liechtensteiner Namenbuch online
Zitierweise
<<Autor>>, «Lawinen», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 10.2.2025.
Medien

ZUR VERTIEFUNG
Lawinenwinter 1999