
Liechtenstein, Aloys von
Autor: Redaktion | Stand: 31.12.2011
*19.11.1846 Wien, †25.3.1920 Wien, // Wien. Sohn des Franz und der Julia, geb. Gräfin Potocka, drei Geschwister, unter anderem Alfred, Neffe des Alois II. ⚭ 1) 27.6.1872 Mary Fox (*21.12.1850, †26.12.1878), vier Töchter, 2) 20.5.1890 Fabrikantentochter Johanna von Klinkosch (*13.8.1849, †31.1.1925), ein Sohn.
Gymnasium und Studium der Rechtswissenschaften in Wien. Dienst in der österreichischen Armee (Leutnant). 1869–73 im österreichischen diplomatischen Dienst in München, London, wo er durch die englische soziale Reformbewegung geprägt wurde, sowie in Berlin tätig. Nach der Beendigung seiner diplomatischen Laufbahn wandte sich Aloys der Politik zu. 1878–89 (katholisch-konservativ) und 1891–1911 (christlich-sozial) Reichsratsabgeordneter. 1881 gründete er zusammen mit seinem Bruder Alfred den «Liechtensteinklub» als Zusammenschluss der christlich-sozialreformatorischen Kräfte des politischen Zentrums im Reichsrat. 1891 kandidierte der hochadlige Aloys für die kleinbürgerliche christlich-soziale Bewegung (ab 1893 Christlich-soziale Partei), was ihn bei seinen Standesgenossen in Misskredit brachte. Aloys stand ab 1875 in Kontakt zu Karl von Vogelsang und ab 1887 zu Karl Lueger, dem Gründer der Christlichsozialen Partei, und war wie dieser antisemitisch eingestellt. Er war unter anderem als Obmann (1910–18) der Christlichsozialen Partei massgeblich an ihrem Aufbau beteiligt und prägte ihr politisches Programm mit. 1896–1902 Abgeordneter im Wiener Landtag, 1906–18 Landmarschall von Niederösterreich, 1911–18 Mitglied des Herrenhauses.
Zahlreiche Publikationen, unter anderem zur Nationalitätenfrage in Österreich-Ungarn und zu sozialen Problemen, deren Ursache er in der Verbindung von Industrialisierung und Liberalismus sah. Der als «roter Prinz» bezeichnete Aloys gilt als bedeutender österreichischer Sozialreformer. Wie sein Bruder Alfred erhoffte er sich eine Lösung der sozialen Frage durch Stände und Berufsgenossenschaften (→ Ständestaat). 1906 Ehrenbürger der Stadt Wien.
Literatur
- Maria Banauch: Prinz Aloys von und zu Liechtenstein. Stationen im Leben eines ungewöhnlichen Politikers, Dissertation Universität Wien, Wien 1997.
- Gerald Schöpfer: Klar und fest. Geschichte des Hauses Liechtenstein, Graz 1996, 22001 (= Schriftenreihe der Arbeitsgemeinschaft für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Sonderband 2), S. 123–130.
- Erika Weinzierl: Liechtenstein, Aloys Prinz von und zu, in: Neue Deutsche Biografie, Bd. 14 (1985), Sp. 521f.
- Reinhold Lorenz, Hannes Stekl: Liechtenstein, Aloys Prinz von und zu, in: Österreichisches Biographisches Lexikon, Bd. 5 (1971), S. 203f.
- Erika Weinzierl-Fischer: Aloys Prinz Liechtenstein (1846–1920), in: Grosse Österreicher. Neue Österreichische Biographie ab 1815, Bd. 14 (1960), S. 96–113.
Normdaten
GND: 120125838
Zitierweise
<<Autor>>, «Liechtenstein, Aloys von», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 8.2.2025.