Liechtenstein, Elsa (Elisabeth) von

Autorin: Marija Wakounig| Stand: 31.12.2011

Landesfürstin. *8.1.1875 Wien, †28.9.1947 Vitznau am Vierwaldstättersee (LU), // Vaduz, römisch-katholische Tochter des 1878 geadelten, jüdischen Bankiers und Industriellen Wilhelm (Isaak) Wolf Ritter von Gutmann aus Mähren und der Ida, geb. Wodianer, sieben Geschwister. 1899 Übertritt zum Katholizismus.  1) 1.2.1899 Baron Géza Erős von Bethlenfalva (*19.11.1868, †7.8.1908), 2) 22.7.1929 Fürst Franz I. von Liechtenstein.

Da dem Fürsten Johann II. eine Eheschliessung Elsas mit Prinz Franz, den sie 1914 über den Hilfsfonds für Soldaten kennengelernt hatte, aufgrund ihrer jüdischen und nicht standesgemässen Herkunft unpassend schien, ehelichte Fürst Franz I. Elsa erst nach Johanns Tod 1929 unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Am 10.8.1929 reiste das Fürstenpaar zur Erbhuldigung nach Liechtenstein, was für die Bevölkerung ein besonderes Erlebnis war, hatte es doch seit vielen Jahrzehnten keine Fürstin mehr gegeben.

Auf Anregung seiner Gemahlin suchte Fürst Franz I. den persönlichen Kontakt zur Bevölkerung. Auf ihre Initiative gründete er die «Fürst-Franz-und-Fürstin-Elsa-Stiftung für die Jugend Liechtensteins» und für Spitalzwecke die «Fürstin-Elsa-Stiftung» (beide 1929). Als 1931 in Vaduz die Kinderlähmung ausbrach, beschaffte Elsa auf eigene Kosten Medikamente aus den USA und ermöglichte mittellosen Kranken monatelange Spitalaufenthalte. Das sich hauptsächlich in Wien, Eisgrub (Lednice, CZ), Feldsberg (Valtice, CZ) oder Thalhof am Semmering (NÖ) aufhaltende Fürstenpaar reiste 1929–1934 jährlich im Sommer nach Liechtenstein, wo es Kranke im Spital besuchte und Schulkinder in allen Gemeinden sowie Minderbemittelte beschenkte.

Die in der Bevölkerung wegen ihrer Güte und Leutseligkeit beliebte, meist in Volkstracht auftretende Elsa war ab 1933 zusehends antisemitischen Anfeindungen von Anhängern des Liechtensteiner Heimatdienstes und liechtensteinischen Nationalsozialisten ausgesetzt. Ihre Gegner kritisierten ihren Einfluss auf Fürst Franz und verdächtigten sie – zu Unrecht – seine Thronnachfolge anzustreben. Nach dem Tod von Franz I. im Juli 1938 zog die Fürstenwitwe aus dem an Hitlers NS-Deutschland angeschlossenen Österreich ins Exil in die Schweiz. 1947 bei der Duxkapelle in Schaan bestattet, 1960 nach Vaduz überführt.

Literatur

  • Marija Wakounig: Ein Grandseigneur der Diplomatie, 2007, bes. S. 51–60, 65f.
  • Samuel C. Dotson: Genealogie des Fürstlichen Hauses Liechtenstein seit Hartmann II. (1544–1585), Falköping 2003, S. 60, 62.
  • Peter Geiger: Krisenzeit. Liechtenstein in den Dreissigerjahren 1928–1939, 2 Bände, Vaduz/Zürich 1997, 22000, bes. Bd. 1, S. 501–509, Bd. 2, S. 223f.

Nachrufe

  • Liechtensteiner Volksblatt, 30.9.1947, S. 1-2.

Zitierweise

<<Autor>>, «Liechtenstein, Elsa (Elisabeth) von», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 18.3.2025.

Normdaten

GND: 1071682172

Medien

Fürstin Elsa von Liechtenstein, undatierte Aufnahme (Liechtensteinisches Landesarchiv, Vaduz, SgAV 17/001/096/001, Franz Prohaska/Wien)
Elsa von Liechtenstein mit einer Pfadfindergruppe, 1932 (Liechtensteinisches Landesarchiv, Vaduz, SgAV 17/001/096/009)