Liechtenstein, Franz Josef I. von

Autor: Herbert Haupt | Stand: 31.12.2011

Landesfürst. *19.11.1726 Mailand, †18.8.1781 Metz, // Wranau. Sohn des Fürsten Emanuel und der Maria Antonia Gräfin von Dietrichstein-Weichselstädt, zwölf Geschwister.  6.7.1750 Maria Leopoldine Gräfin von Sternberg (*11.12.1733, †27.6.1809), acht Kinder, unter anderem Alois I. Josef und Johann I. Josef.

Der Vater von Franz Josef I., Emanuel, war der jüngere Bruder des Fürsten und Majoratsherrn Josef Wenzel Lorenz. Franz Josef I. hielt sich häufig im Gefolge seines berühmten Onkels auf, den er als 20-Jähriger am italienischen Kriegsschauplatz bei Piacenza (1746) ebenso begleitete wie 1760 bei der Reise nach Parma zur Abholung der kaiserlichen Braut Isabella. Ausgedehnte Reisen führten Franz Josef I. in den folgenden Jahren nach Belgien, Holland und Frankreich. Der unerwartete, frühe Tod von Fürst Johann Nepomuk Karl im Dezember 1748 und der Umstand, dass Fürst Josef Wenzel nach dem Ableben seines Sohns Philipp Anton – er war am 14.4.1723 im Kindesalter gestorben – wegen des schon fortgeschrittenen Alters seiner Frau Anna Maria (1699–1753) auf keinen Nachwuchs mehr hoffen durfte, machten es absehbar, dass Franz Josef I. einmal die Regentschaft des Hauses übernehmen würde. Obwohl sich Franz Josef I. in erster Linie um die Verwaltung seiner Güter kümmerte, übernahm er auf kaiserlichen Wunsch auch offizielle Missionen. So begab er sich 1763 nach Madrid, wo er im Namen des späteren Kaisers Leopold II. erfolgreich um die Hand der Infantin Maria Luise Ludovika anhielt, einer Tochter König Karls III. von Spanien. In der Folge wurde Franz Josef I. 1767 zum kaiserlichen Rat ernannt und 1771 mit dem Orden vom Goldenen Vlies ausgezeichnet.

Mit Franz Josef I., der Josef Wenzel 1772 in der Regentschaft des Hauses und damit als Landesherr in Liechtenstein nachfolgte, begann für die Familie eine neue Ära, die dadurch gekennzeichnet war, dass nun nicht mehr die prestigebringende Funktion des Hofdienstes das vorrangige Ziel fürstlichen Selbstverständnisses war. Wie für andere hohe Adelige seiner Zeit gewannen auch für Franz Josef I. vielmehr wirtschaftliche Erwägungen immer mehr an Gewicht. Man besann sich zusehends wieder auf die eigenen Besitzungen. Diese waren durch die kostspieligen Missionen, die Fürst Josef Wenzel stets aus eigener Kasse bestritten hatte, erneuerungsbedürftig geworden. Unter Franz Josef I. setzten die dringend notwendigen Wirtschaftsreformen ein, für die ihm freilich nur die kurze Zeitspanne von neun Jahren zur Verfügung stand. Der 1776 zum Galerieinspektor ernannte Johann Dallinger verfasste im Auftrag Franz Josefs I. 1780 einen neuen, beschreibenden Katalog der fürstlichen Gemäldesammlung. Franz Josef I. starb 1781 im Alter von 55 Jahren auf der Reise nach Paris in Metz. Die Nachfolge trat sein ältester Sohn Alois I. Josef an.

Literatur

  • Gerald Schöpfer: Klar und fest: Geschichte des Hauses Liechtenstein 1996, S. 89f.
  • Harald Wanger: Die regierenden Fürsten von Liechtenstein, Triesen 1995, S. 111–113.
  • Gustav Wilhelm: Die Fürsten von Liechtenstein und ihre Beziehungen zu Kunst und Wissenschaft, in: Jahrbuch der liechtensteinischen Kunstgesellschaft, 1976, S. 9–180, bes. S. 131–133.
  • Jacob von Falke: Geschichte des fürstlichen Hauses Liechtenstein, Bd. 3, Wien 1882, S. 240–244.
  • Constant von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, Bd. 15 (1866), S. 123.

Abbildungen

Sammlungen des Regierenden Fürsten von Liechtenstein.

Zitierweise

<<Autor>>, «Liechtenstein, Franz Josef I. von», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 16.2.2025.

Medien

Franz Josef I. von Liechtenstein, 1778. Ölgemälde von Alexander Roslin (1718–1793). © LIECHTENSTEIN, The Princely Collections, Vaduz–Vienna.