
Liechtenstein, Josef Johann Adam von
Autor: Herbert Haupt | Stand: 31.12.2011
Landesfürst. *27.5.1690 Wien, †17.12.1732 Feldsberg, // Wranau. Sohn des Anton Florian von Liechtenstein und der Eleonore Barbara Katharina Gräfin von Thun und Hohenstein, 14 Geschwister, unter anderem Maria Anna von Liechtenstein. ⚭ 1) 1.12.1712 Gabriele von Liechtenstein (*17.7.1692, †8.11.1713), 2) 3.2.1716 Marie Anna Gräfin von Thun und Hohenstein (*14.11.1697, †23.2.1716), 3) 3.8.1716 Maria Anna Reichsgräfin zu Oettingen-Spielberg (*21.9.1693, †15.4.1729), 4) 22.8.1729 Maria Anna Gräfin Kottulinsky (*12.12.1707, †6.2.1788); aus der ersten Ehe ein Kind, aus der dritten Ehe fünf Kinder, unter anderem Johann Nepomuk Karl von Liechtenstein, aus der vierten Ehe drei Kinder.
Nach sorgfältiger Erziehung unternahm Josef Johann Adam eine mehrjährige Länderreise («Kavalierstour»), die ihn zunächst nach Italien führte (Rom, Neapel, Turin, Mailand). Im Gefolge der Elisabeth Christine von Braunschweig, der Braut des spanischen Königs Karl III., des späteren Kaisers Karl VI., gelangte Josef Johann Adam 1708 nach Barcelona, wo er mit seinem Vater zusammentraf. Von Spanien aus wandte sich Josef Johann Adam nach England, von wo er mit dem Herzog von Marlborough nach Holland reiste und an dessen Seite im Regiment Guido Graf Starhembergs am Feldzug in den Spanischen Niederlanden teilnahm. 1713 vertrat Josef Johann Adam, der unterdessen (10.1.1712) kaiserlicher Kämmerer geworden war, Kaiser Karl VI. als Prinzipalkommissar beim Mährischen Landtag. Wegen seiner militärischen und politischen Verdienste wurde er 1721 mit dem Orden vom Goldenen Vlies ausgezeichnet. Dass man in Wien daran interessiert war, den talentierten, jungen Fürsten enger an den Kaiserhof zu binden, zeigt die Ernennung von Josef Johann Adam zum Geheimen Rat mit Sitz und Stimme im Kollegium am 21.2.1723. Eineinhalb Jahre zuvor (Oktober 1721) hatte Josef Johann Adam nach dem Tod seines Vaters Anton Florian die Regentschaft des Hauses Liechtenstein übernommen. Neben der Regierung erbte der Fürst die vereinten Fideikommisse der in der männlichen Linie ausgestorbenen karolinischen und der gundakerschen Linie sowie das 1719 entstandene Reichsfürstentum Liechtenstein. Die Fülle privater Aufgaben veranlasste Josef Johann Adam, sich weitgehend aus den kaiserlichen Diensten zurückzuziehen und sich ganz der Verwaltung und Sicherung der ererbten Güter zu widmen. Durch konsequente Sparsamkeit gelang es dem Fürsten, die durch die hohen Repräsentationskosten seines Vaters missliche Finanzlage des Fürstenhauses in Ordnung zu bringen. Mit Erfolg war Josef Johann Adam bemüht, den durch die testamentarischen Verfügungen des Fürsten Johann Adam I. Andreas angespannten Familienfrieden durch Vergleiche, Konzessionen und Tauschgeschäfte wiederherzustellen. 1729–30 übernahm Josef Johann Adam noch einmal eine ehrenvolle politische Mission: Er eröffnete in seiner Eigenschaft als kaiserlicher Prinzipalkommissar den schlesischen Fürstentag in Breslau. 1732 erliess Josef Johann Adam für Liechtenstein eine Polizei- und Landsordnung.
Literatur
- Gerald Schöpfer: Klar und fest: Geschichte des Hauses Liechtenstein, 1996, S. 68–70.
- Harald Wanger: Die Regierenden Fürsten von Liechtenstein, Triesen 1995, S. 87–91.
- Johannes Kunisch: "Liechtenstein, Joseph Wenzel Fürst von und zu" in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 14 (1985), S. 518f.
- Albert Schädler: Regesten zu meiner Sammlung liechtensteinischer Urkunden (1395–1859), in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 7 (1907), S. 133.
- "Liechtenstein, Joseph Wenzel Fürst von und zu" in: Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 18 (1883), S. 623–625.
- Jacob von Falke: Geschichte des fürstlichen Hauses Liechtenstein, Bd. 3, Wien 1882, S. 106–228.
- Constant von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, Bd. 15, Wien 1866, S. 156–163.
Abbildungen
Sammlungen des Regierenden Fürsten von Liechtenstein.
Zitierweise
<<Autor>>, «Liechtenstein, Josef Johann Adam von», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 10.2.2025.
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