Liechtenstein, Marie Aglaë von

Autor: Harald Wanger (†), Redaktion | Stand: 31.5.2024

Landesfürstin. *14.4.1940 Prag, †21.8.2021 Spital Grabs (SG), // Vaduz. Deutsche Staatsbürgerin, ab 1967 Liechtensteinerin (von Vaduz), wohnhaft in Vaduz. Tochter des Grafen Ferdinand Carl Kinsky von Wchinitz und Tettau und der Henriette, geb. Gräfin von Ledebur-Wicheln, sechs Geschwister. ⚭ 30.7.1967 Erbprinz Hans-Adam von Liechtenstein, vier Kinder: Erbprinz Alois (*1968), Maximilian (*1969), Constantin (*1972, †2023) und Tatjana (*1973).

Marie Aglaë verbrachte ihre ersten fünf Lebensjahre auf dem Familiengut Horaschdowitz (Horažďovice) in Böhmen. 1945 wurde die Familie Kinsky durch die damalige Tschechoslowakei enteignet und vertrieben. In der Folge in Deutschland wohnhaft, besuchte Marie-Aglaë 1946 bis 1949 die Volksschule in Ering am Inn (Bayern) und 1950 bis 1957 das Realgymnasium der Lioba Schwestern im Kloster Wald (Baden-Württemberg). Nach einem Sprachaufenthalt in England 1957 studierte sie während sechs Semestern an der Akademie für Gebrauchsgraphik der Universität München (Diplom). Im Anschluss an einen Sprachaufenthalt in Paris arbeitete sie bis zu ihrer Verlobung 1966 als Gebrauchsgrafikerin in einer Druckerei in Dachau (D).

1968 beteiligte sich Marie Aglaë in Vaduz an einer Demonstration gegen den sowjetischen Einmarsch in die Tschechoslowakei und unterzeichnete ein an die sowjetische Botschaft in Bern gerichtetes Protesttelegramm.

Schon als Erbprinzessin und nach dem Tod ihrer Schwiegereltern 1989 als Fürstin setzte sich Marie Aglaë neben ihre Aufgabe als Familienfrau und ihren repräsentativen Verpflichtungen für verschiedene gesellschaftliche Anliegen in Liechtenstein ein. So war sie von 1976 bis 1978 Vorstandsmitglied der Liechtensteinischen Gesellschaft für Umweltschutz (LGU), deren Patronat sie anschliessend übernahm. Vornehmlich war sie aber im sozialen Bereich tätig: Während 22 Jahren (1983 bis 2005) war sie Präsidentin des Vereins für Heilpädagogische Hilfe in Liechtenstein und ab 2005 dessen Ehrenpräsidentin (→Heilpädagogisches Zentrum). 1985 übernahm sie von ihrer Schwiegermutter Fürstin Gina das Präsidium des Liechtensteinischen Roten Kreuzes (LRK), welches sie bis 2015 innehatte (ab 2015 Ehrenpräsidentin). Unter ihrer Präsidentschaft intensivierte das LRK neben der Tätigkeit im Inland die Auslandshilfe, besonders in den Jugoslawienkriegen der 1990er Jahre. Zudem war sie Schirmherrin und ab 1990 Ehrenpräsidentin des Verbands Liechtensteiner Familienhilfen. Auch in kulturellen und anderen Bereichen hatte die kunstinteressierte Fürstin diverse Ehrenpatronate inne, so etwa ab 1983 als Präsidentin des Ehrenkomitees der Internationalen Meisterkurse.

Marie Aglaës karitatives und soziales Engagement war, wie sie selbst betonte, mitgeprägt durch ihre Fluchterfahrung in der Kindheit und ihre Religiosität. Mit ihrer offenkundigen Frömmigkeit hatte die tief gläubige Fürstin auch Einfluss auf das kirchlich-katholische Leben in Liechtenstein.

Literatur

  • David Beattie: Hans-Adam II. Fürst von Liechtenstein. Eine Biographie. Mit einem Überblick über die Geschichte des Hauses Liechtenstein, aus dem Englischen von Cornelius Hartz, Triesen 2020, S. 158–160.
  • Elisa Bortoluzzi Dubach, Hansrudolf Frey: Mäzeninnen. Denken – Handeln – Bewegen, Bern 2014, S. 95–99.
  • Harald Wanger: Die Regierenden Fürsten von Liechtenstein, Triesen 1995, S. 184–187.
  • Walter Kranz: Kurzbiographie I. D. Erbprinzessin Marie Aglaë von und zu Liechtenstein, in: Fürstentum Liechtenstein. Eine Dokumentation, hg. vom Presse- und Informationsamt der Regierung des Fürstentums Liechtenstein, Vaduz 81982, S. 41f.
  • Otto Seger: Überblick über die Geschichte des Hauses Kinsky, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 66 (1967), S. 13–35, bes. S. 28f., 34.

Nachrufe

  • Liechtensteiner Volksblatt vom 23.8.2021, S. 2–9.
  • Liechtensteiner Vaterland vom 23.8.2021, S. 1–3, 5.

Normdaten

GND: 1160002282

Zitierweise

<<Autor>>, «Liechtenstein, Marie Aglaë von», Stand: 31.5.2024, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 8.2.2025.

Medien

Marie Aglaë von Liechtenstein. Fotografie (Hausarchiv S.D. des Fürsten von Liechtenstein, Foto: Roland Korner).
Erbprinzessin Marie-Aglaë (vordere Reihe, 2. von links) und Erbprinz Hans-Adam (vordere Reihe, 2. von rechts) am 23. August 1968 in Vaduz an einer Demonstration gegen den Einmarsch sowjetischer Truppen in die Tschechoslowakei (Liechtensteinisches Landesarchiv, SgAV_01_NS_013_032_004, Foto: Walter Wachter Schaan).