
Liechtensteiner Bauernverband (Buurabund)
Autor: Julius Ospelt | Stand: 31.12.2011
Nachdem erste Pläne zu einer landwirtschaftlichen Vereinsgründung in Liechtenstein 1847 gescheitert waren, bestand 1862–65 ein «Landwirthschaftlicher Verein im Fürstenthume Liechtenstein»; er organisierte 1863 in Vaduz eine landwirtschaftliche Ausstellung. 1885 gründete Rudolf Schädler den «Liechtensteinischen landwirtschaftlichen Verein». Dieser organisierte Vorträge, Kurse, Viehprämierungen und Märkte, führte eine Fachbibliothek, erfasste statistische Daten und gab ein Mitteilungsblatt heraus. Der Verein trug mit seiner Tätigkeit wesentlich zum Aufschwung der Landwirtschaft in Liechtenstein am Ende des 19. Jahrhunderts bei und leistete als Standesorganisation wichtige Vorarbeiten für eine landwirtschaftsfördernde Gesetzgebung. 1895 organisierte er die erste Landesausstellung. 1922 fusionierte er mit dem 1919 gegründeten «Bauernbund» zum «Liechtensteinischen Bauernverein» und wandelte sich in eine Genossenschaft mit solidarischer Haftung um. 1923 trat er dem Verband landwirtschaftlicher Genossenschaften des Kantons St. Gallen (heute Landverband St. Gallen) bei. 1959 benannte sich der Bauernverein in «Liechtensteiner Bauernverband» um. Er errichtete 1943–44 ein Lagerhaus in Schaan, an das später ein Einkaufsgeschäft angegliedert wurde, 1964 folgte eine Landmaschinenreparaturwerkstätte und 1988 eine Getreidesammelstelle. 1970 übernahm er die 1955 von einer Genossenschaft in Schaan errichtete Grastrocknungsanlage (1987 Neubau).
Mit dem Strukturwandel in der Landwirtschaft verringerte sich die Zahl der Mitglieder. 1911 war der landwirtschaftliche Verein mit 406 Mitgliedern der grösste Verein des Landes, 1923 zählte der Bauernverein 688 und 1998 der Liechtensteiner Bauernverband noch 232 Mitglieder. Seit 1991 ist nicht mehr der Liechtensteiner Bauernverband, sondern die Vereinigung Bäuerlicher Organisationen (VBO) die politische Standesvertretung der liechtensteinischen Landwirte. Gegründet als Selbsthilfeorganisation, entwickelte sich der Liechtensteiner Bauernverband immer stärker zum Dienstleister für den Handel von landwirtschaftlichen Produktionsmitteln. 1998 wurde die Genossenschaft Liechtensteiner Bauernverband in eine AG mit dem Namen «Landi Buurabund» umgewandelt. Das grösste Aktienpaket (knapp 50 %) übernahm der Landverband St. Gallen. 2000 wurden die Geschäftsräumlichkeiten in Schaan durch einen Brand zerstört. Die Geschäftstätigkeit beschränkt sich heute auf die Grastrocknungsanlage und die Getreidesammelstelle.
Literatur
- Peter Geiger: Krisenzeit. Liechtenstein in den Dreissigerjahren 1928–1939, Bd. 1: Die Wirtschaftskrise der DreissigerJahre, Vaduz/Zürich 22000, S. 181–184.
- Arno Waschkuhn: Politisches System Liechtensteins. Kontinuität und Wandel, Vaduz 1994 (= Liechtenstein Politische Schriften, Bd. 18), S. 291f.
- Hugo Gassner: Festschrift LBV. 100 Jahre Liechtensteiner Bauernverband 1885-1985, Schaan 1985.
- Alois Ospelt: Wirtschaftsgeschichte des Fürstentums Liechtenstein im 19. Jahrhundert. Von den napoleonischen Kriegen bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 72 (1972), S. 159–162.
Zitierweise
<<Autor>>, «Liechtensteiner Bauernverband (Buurabund)», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 16.2.2025.
Medien
Vereinspräsidenten, 1885–2011
(1885–1922 Landwirtschaftlicher Verein, 1922–1959 Bauernverein, 1959–1998 Bauernverband, ab 1998 Landi Buurabund AG)
1885–1919 | Rudolf Schädler |
1919–1922 | Johann Meier |
1922–1925 | Franz Verling |
1925–1947 | Johann Meier |
1947–1966 | Alfons Kranz |
1967–1988 | Adolf Real |
1988–2004 | Fridolin Frick |
2004–2011 | Hans Ospelt |
2011– | Willi Büchel |