Liechtensteiner Heimatdienst (LHD)

Autoren: Klaus Biedermann, Märten Geiger, Barbara Ospelt-Geiger | Stand: 31.12.2011

1933–35 bestehende politische Partei und gleichnamige Zeitung.

Partei

Der am 1.10.1933 gegründete LHD bekämpfte als politische Bewegung den Parteienstaat und plädierte für die Umwandlung Liechtensteins in einen autoritären Ständestaat nach dem Vorbild Österreichs unter den Bundeskanzlern Engelbert Dollfuss (1892–1934) und Kurt Schuschnigg (1897–1977). Dem LHD-Vorstand gehörten 1933 Eugen Schafhauser (Präsident), Otto Schaedler (Vizepräsident), Alois Vogt (Sekretär), Carl von Vogelsang (Kassier) und Richard Meier (1906–1982) an. Bald nahm der LHD nationalsozialistisches Gedankengut an. Junge Akademiker und besonders Schaedler, Vogt und Vogelsang bestimmten den Kurs. Schafhauser und Meier als interne Kritiker der zunehmend faschistoiden Ausrichtung des LHD schieden noch 1933 wieder aus. Die Täter der Rotter-Entführung wurden nach ihrer Haftentlassung im November 1933 ebenfalls im LHD aktiv. Insgesamt zählte der LHD rund 300 Mitglieder.

1933/34 hielt der LHD mehrere öffentliche Versammlungen ab. Am 10.12.1933 wurde zur ideellen und organisatorischen Unterstützung die Jungmänner-Organisation «Sturmtrupp» gegründet, der 150–200 Männer im Alter von 28–35 Jahren angehörten. Ab November 1934 entfachte der LHD in seinem Presseorgan eine antisemitische Dauerhetze gegen die Einbürgerung von Juden in Liechtenstein. Am 9.12.1934 fand in Vaduz vor dem Regierungsgebäude eine LHD-Kundgebung mit 160 Teilnehmern statt. Forderungen nach der Auflösung des Landtags und einer «Volksregierung» unter der Leitung eines liechtensteinischen Prinzen blieben erfolglos. Wilhelm Beck, Landtagsabgeordneter der Volkspartei (VP), widersprach am 7.1.1934 öffentlich den Ideen des LHD. An einer öffentlichen Versammlung vom 18.3.1934 traten Regierungschef Josef Hoop und Landtagspräsident Anton Frommelt (beide FBP) gegen den LHD auf; die regierende FBP war Hauptgegnerin des LHD. 1935 begann unter dem Begriff «Nationale Opposition» eine Zusammenarbeit von LHD und VP; eine gemeinsam lancierte Volksinitiative zur Einführung von Proporzwahlrecht und Ständestaat wurde in der Volksabstimmung vom 30.5.1935 mit 52,7 % Neinstimmen abgelehnt. Die beiden (finanziell geschwächten) Oppositionsparteien fusionierten trotz innerer Widerstände auf den 1.1.1936 zur «Vaterländischen Union» (VU).

Klaus Biedermann

Zeitung

Das Presseorgan «LHD» mit dem Untertitel «Stimme für heimische Wirtschaft, Kultur und Volkstum» erschien vom 14.10.1933 bis 28.12.1935 in einer Auflage von ca. 700 Exemplaren, zuerst einmal wöchentlich, von Januar 1934 bis Ende September 1934 zweimal, dann – nachdem der Entzug der amtlichen Kundmachungen finanzielle Einbussen verursacht hatte – wieder einmal wöchentlich. Redaktor Carl von Vogelsang war massgeblich verantwortlich für die regierungsfeindliche und immer deutlicher deutschvölkische Ausrichtung des «LHD» und dessen antisemitischen Hetzkampagnen. Anfang 1936 fusionierte der «LHD» mit dem VP-Blatt «Liechtensteiner Nachrichten» zum «Liechtensteiner Vaterland».

Märten Geiger, Barbara Ospelt-Geiger

Quellen

Literatur

  • Peter Geiger: Krisenzeit. Liechtenstein in den Dreissigerjahren 1928–1939, Bd. 1, Vaduz/Zürich 1997, 22000, S. 365–424.

Von der Redaktion nachträglich ergänzt

Zitierweise

<<Autor>>, «Liechtensteiner Heimatdienst (LHD)», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 10.2.2025.

Medien

Titelseite der ersten Ausgabe der LHD-Zeitung «Liechtensteiner Heimatdienst. Stimme für heimische Wirtschaft, Kultur und Volkstum» vom 14. Oktober 1933 (Liechtensteinische Landesbibliothek, Vaduz).