
Liechtensteiner Vaterland
Autor: Wilfried Marxer | Stand: 27.1.2025
Das Liechtensteiner Vaterland ist eine Tageszeitung, die am 1.1.1936 durch eine Fusion der «Liechtensteiner Nachrichten» mit dem «Liechtensteiner Heimatdienst» entstand. Gleichzeitig schlossen sich im Hinblick auf die bevorstehenden Landtagswahlen von 1936 auch die mit diesen Blättern verbundenen Parteien, die Christlich-soziale Volkspartei und der Liechtensteiner Heimatdienst, zur Vaterländischen Union (VU) zusammen. Das Liechtensteiner Vaterland war das mediale Sprachrohr der VU. Anfangs dominierte in der Zeitung die Linie des ehemaligen Liechtensteiner Heimatdienstes.
Die liechtensteinische Presselandschaft war in der zweiten Hälfte des 20. und im frühen 21. Jahrhundert von der Konkurrenz zwischen dem «roten» Vaterland und dem «schwarzen» «Liechtensteiner Volksblatt» (Parteizeitung der Fortschrittlichen Bürgerpartei) geprägt. Aufgrund der Einstellung des Volksblatts 2023 bekannte sich das Liechtensteiner Vaterland als einzige noch verbliebene liechtensteinische Tageszeitung in einem neuen Redaktionsstatut dazu, künftig eine politisch überparteiliche Stellung einzunehmen. Die «Vaduzer Medienhaus AG» als Trägerschaft des Vaterlands blieb jedoch eng mit der VU verknüpft.
Das Liechtensteiner Vaterland erschien anfänglich zweimal pro Woche, ab Jahresbeginn 1963 dreimal, ab 8.1.1976 fünfmal und seit Januar 1985 sechsmal. Es dient, wie bis 2023 das «Liechtensteiner Volksblatt», als amtliches Publikationsorgan, wodurch ihm bedeutende staatliche Mittel zufliessen. Weitere Einnahmen stammen aus dem Inseratenverkauf sowie den Abonnementsgebühren. Hinzu kommen seit dem Jahr 2000 Beiträge aus der staatlichen Medienförderung (2001: 240 000 Fr., 2010: 984 000 Fr., 2022: 915 000 Fr.). Das Liechtensteiner Vaterland erscheint seit 1998 im Verbund mit der «Südostschweiz».
Der Druck erfolgte anfangs bei Kuhn’s Erben in Buchs, ab Januar 1963 bei der Sarganserländer Buchdruckerei AG in Mels, ab September 1981 bei der PD Partnerdruck AG in Buchs, einer Gemeinschaftsdruckerei des Liechtensteiner Vaterlands und des «Werdenberger & Obertoggenburger». 1993 wurde ein neues Druckzentrum in Haag gebaut, dem sich 2001 zusätzlich der «Sarganserländer» anschloss. 2003 wurde die Trägerschaft dieses Druckzentrums mit der rva Druck und Medien AG Altstätten und der Südostschweiz Print AG Chur auf eine gleichberechtigte Fünferpartnerschaft ausgeweitet. Die neue AG erhielt den Namen Südostschweiz Partner AG (SOPAG), später Somedia Partner AG. 2005 wurde das neue Druckzentrum am gleichen Standort eröffnet. Neben dem Liechtensteiner Vaterland und der «Liewo» werden dort sechs weitere Tageszeitungen und eine Reihe von Wochen- und Monatszeitschriften gedruckt.
Herausgeber war bis 2003 der 1945 erstmals im Impressum erwähnte «Presseverein Liechtensteiner Vaterland », seither die aus diesem entstandene «Vaduzer Medienhaus AG». Im Laufe der 1970er-Jahren überholte das Liechtensteiner Vaterland das Liechtensteiner Volksblatt als auflagenstärkste Zeitung des Landes (Auflage 1975: rund 4 700 Exemplare). Seine Reichweite betrug in Liechtenstein im Jahr 2000 (Auflage: rund 10 000 Exemplare) über 80 %. Nach dem Höhepunkt 2005 hielt die Zeitung bis 2015 ihre Auflagenzahl von rund 10 000 Exemplaren stabil, während sie seither auch inklusive Online-Abonnements zurückgeht. Im Jahr 2018 gaben bei einer Umfrage noch 56 % der Befragten in Liechtenstein an, die Zeitung immer oder oft zu lesen, womit sie weiterhin Marktleader war. 2023 lag dieser Wert bei 40 % und damit nur knapp hinter der hauseigenen «Liewo» (44 %).
In den 1990er Jahren begann das Liechtensteiner Vaterland eine Strategie der Diversifikation. Davon zeugen das finanzielle Engagement beim Ostschweizer Radiosender «Radio Ri» (1998 nach der Fusion mit dem St. Galler Sender «Radio aktuell», ab 2008 «Radio FM1»), die Übernahme der «Liechtensteiner Woche» («Liewo») 1999 und die Herausgabe des «Wirtschaft regional» seit 2001 sowie des Kulturmagazins «KuL» seit 2005.
Quellen
- Liechtensteiner Vaterland, 1936–.
Literatur
- Wilfried Marxer: Medien und öffentliche Kommunikation, in: Das politische System Liechtensteins. Handbuch für Wissenschaft und Praxis, hg. von Wilfried Marxer, Thomas Milic und Philippe Rochat, Baden-Baden 2024 (= Schriftenreihe des Liechtenstein-Instituts, Bd. 1), S. 575–600.
- Philippe E. Rochat, Julian Meier, Thomas Milic: Mediennutzung und Informationsverhalten in Liechtenstein. Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage im Auftrag der Regierung, Gamprin-Bendern 2024.
- Peter Geiger: Kriegszeit. Liechtenstein 1939 bis 1945, 2 Bde., Vaduz/Zürich 2010, bes. Bd. 1, S. 105–107, 436–447, 529–533.
- Wilfried Marxer: Medien in Liechtenstein. Strukturanalyse der Medienlandschaft in einem Kleinstaat, Schaan 2004 (=Liechtenstein Politische Schriften, Bd. 37), S. 25–29, 90–100.
- Peter Geiger: Krisenzeit. Liechtenstein in den Dreissigerjahren 1928–1939, 2 Bde., Vaduz/Zürich 1997, 22000, bes. Bd. 1, S. 425–430.
- Hubert Hoch: 50 Jahre «Liechtensteiner Vaterland», in: Liechtensteiner Vaterland, 3.1.1986, S. 5–6.
Medien
Verantwortliche Redaktoren, seit 1936
1936–1937 | Carl von Vogelsang |
1937–1938 | Alois Vogt |
1938 | Rupert Quaderer |
1938–1939 | Josef Büchel |
1939–1940 | Rupert Quaderer |
1940–1941 | Louis Seeger |
1941–1943 | Josef Büchel |
1943–1944 | Gustav Schädler und Otto Schaedler |
1944–1945 | Redaktionskommission |
1945–1947 | Gerold Schädler |
1947–1948 | Redaktionskommission |
1948–1952 | Erich Seeger |
1952–1958 | Ivo Beck |
1958–1961 | Walter Oehry |
1962–1969 | Hubert Marxer |
1970–1995 | Hubert Hoch |
1995–2015 | Günther Fritz |
2015– | Patrik Schädler |
Quelle: Impressum Liechtensteiner Vaterland
Zitierweise
<<Autor>>, «Liechtensteiner Vaterland», Stand: 27.1.2025, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 10.2.2025.