Liechtensteinische Landesbank (LLB)

Autor: Alexander Meili | Stand: 31.12.2011

Die LLB ist die älteste liechtensteinische Bank. Sie wurde am 5.12.1861 auf Initiative von Landesverweser Karl Haus von Hausen unter dem Namen «Zins- und Credit-Landes-Anstalt im souverainen Fürstenthume Liechtenstein» als Landesinstitut gegründet. Ab 1864 nannte sie sich «Landschaftliche Spar- und Leihkasse», ab 1875 «Spar- und Leihkasse des Fürstentums Liechtenstein» (kurz «Sparkassa»), seit 1955 «Liechtensteinische Landesbank».

Die LLB war von 1861 an 62 Jahre lang Teil der Landesverwaltung. Sie wurde von der Landeskassa geführt und stand unter der Aufsicht des Landesverwesers und einer vom Landtag gewählten Kommission. Am 12.1.1923 wurde sie von der Landesverwaltung getrennt und in eine selbständige Anstalt des öffentlichen Rechts umgewandelt, für deren Einlagen der Staat «uneingeschränkt» garantierte. Seit dem 4.1.1993 ist die LLB eine Aktiengesellschaft des öffentlichen Rechts, wobei das Land Liechtenstein die Aktienmehrheit hält (2011 noch 57,5 %) und weiterhin für Sparguthaben und Kassenobligationen garantiert. Organisation und Tätigkeit der LLB sind seit 1864 gesetzlich geregelt. 1981 erfolgte die Ausrichtung am Vorbild moderner Schweizer Kantonalbankgesetze. Bis zum Abschluss des schweizerisch-liechtensteinischen Währungsvertrags 1980 verfügte die LLB formell über ein Notenbank-Privileg, das aber in der Praxis kaum eine Rolle spielte. Aufgrund ihrer Staatsnähe war und ist die LLB von Bedeutung für den öffentlichen Haushalt. Als bis 1920 einziges Bankinstitut in Liechtenstein beschränkte sich die LLB jahrzehntelang darauf, den Landesbewohnern die sichere und zinsbringende Anlage ihrer Ersparnisse sowie den Zugang zu Hypothekarkrediten zu ermöglichen und der Landwirtschaft, dem Gewerbe und dem Handel die Befriedigung ihrer geringen Kreditbedürfnisse sowie die Besorgung des Zahlungsverkehrs zu erleichtern. Nach den schwierigen 1920er und 30er Jahren mit der Entwertung der Kronenvermögen durch die österreichische Hyperinflation 1920, dem Sparkassaskandal 1928 und dem umfangreichen Abzug ausländischer Vermögen in den 1930er Jahren verzeichnete die Bank ab 1942 wieder ein stärkeres, vorerst kriegsbedingtes Wachstum (unter anderem dank der auch nach Deutschland exportierenden liechtensteinischen Industrie und dem Geldzufluss zur Vermeidung der schweizerischen Kriegsgewinnsteuer). In der NS-Zeit verwaltete sie auch Vermögen geflüchteter Juden.

Als Beherrscherin von drei Vierteln des liechtensteinischen Kreditmarkts spielte die LLB nach 1945 beim Aufbau der einheimischen Industrie- und Gewerbebetriebe eine bedeutende Rolle. In den letzten Jahrzehnten weitete sie ihre Geschäftstätigkeit stark aus. Seit den 1970er Jahren ist sie in allen Sparten aktiv (Universalbank), zunehmend auch über die Landesgrenzen hinaus. 1974 überschritt ihre Bilanzsumme die Milliardengrenze. Das betreute Kundenvermögen belief sich 2010 auf 49,8 Mia. Fr.

In den 1930er Jahren errichtete die LLB als einzige Bank in drei liechtensteinischen Gemeinden sogenannte Einnehmereien, aus denen 1954 (Schaan), 1968 (Eschen) und 1972 (Balzers) Filialen wurden; hinzu kam 1980 die Filiale Triesenberg. Ab 1994 erfolgte die Ausweitung der LLB zu einer internationalen Gruppe mit mehreren Tochtergesellschaften, darunter die aus der 1997 übernommenen Takugin Bank (Schweiz) AG entstandene LLB (Schweiz) AG in Zürich. 2007 übernahm die LLB die schweizerische Bank Linth.

Quellen

Liechtensteinische Landesbank (LLB), Geschäftsbericht 1862–.

Literatur

  • Christoph Maria Merki: Im Wandel beständig 1861–2011. Festschrift zum 150-Jahr-Jubiläum der Liechtensteinischen Landesbank, hg. von der Liechtensteinischen Landesbank, Vaduz 2011.
  • Christoph Maria Merki: Die rasche Modernisierung einer kleinen Volkswirtschaft im 20. Jahrhundert, Zürich/Triesen 2007, S. 172–179.
  • Peter Geiger et al.: Fragen zu Liechtenstein in der NS-Zeit und im Zweiten Weltkrieg: Flüchtlinge, Vermögenswerte, Kunst, Rüstungsproduktion. Schlussbericht der Unabhängigen Historikerkommission Liechtenstein Zweiter Weltkrieg, Vaduz/Zürich 2005.
  • Hanspeter Lussy, Rodrigo López: Finanzbeziehungen Liechtensteins zur Zeit des Nationalsozialismus, 2 Bände, Vaduz/Zürich 2005 (= Veröffentlichungen der Unabhängigen Historikerkommission Liechtenstein Zweiter Weltkrieg, Studie 3).
  • Alexander Meili: Geschichte des Bankwesen in Liechtenstein (1945-1980), Frauenfeld 2001.
  • Karlheinz Heeb, Hansrudi Sele: Die Liechtensteinische Landesbank 1861–1986, Vaduz 1986.
  • Otto Seger: Hundert Jahre Liechtensteinische Landesbank 1861-1961, Vaduz 1961.

Zitierweise

<<Autor>>, «Liechtensteinische Landesbank (LLB)», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 16.2.2025.

Medien

Jubiläumsfeier zum 100-jährigen Bestehen der Liechtensteinischen Landesbank im Vaduzer Rathaussaal, 1961 (LI LA). Foto: Walter Wachter, Schaan.
Personal- und Bilanzsummenentwicklung, 1862-2010