
Liechtensteinisches Gymnasium (LG)
Autorin: Annette Bleyle | Stand: 31.12.2011
Das heutige LG wurde am 16.6.1937 als Privatgymnasium «Collegium Marianum» in Vaduz von den durch die Nationalsozialisten aus Bayern vertriebenen Maristen-Schulbrüdern gegründet, besonders dank dem Einsatz von Augustin Knapp. Begonnen wurde mit drei Klassen Realgymnasium und einer Handelsabteilung; Mädchen hatten keinen Zugang. Zudem bot ein «Institut für fremde Sprachen» Abendkurse für Erwachsene an. Durch die politischen Verhältnisse in Deutschland bedingt (es durften keine Devisen ausgeführt werden), waren die Maristen für den Erhalt der Schule auf Spenden angewiesen.
Das Gymnasium stiess in Liechtenstein anfangs auf Widerstand: Die nationalsozialistische Zeitung «Der Umbruch» forderte 1940, den ausländischen Betreibern der zum Studium verlockenden Schule die Aufenthaltsbewilligung zu entziehen. Auch der Akademikerverband sprach sich gegen die Schule aus und warnte vor einer Akademikerschwemme. Die Regierung setzte 1941 ein Zeichen und verlieh dem Collegium Marianum das Maturitätsrecht. Die erste Matura (Typus B) fand 1943 statt. Schülermangel und Ängste vor einer Akademikerschwemme führten 1952/53 zur Aufhebung der Matura und zur Einführung der bis 1972 bestehenden «Wirtschaftlichen Mittelschule». Nachdem 1953–59 keine gymnasiale Oberstufe geführt worden war, fanden ab 1962 wieder Maturaprüfungen statt, ab 1976 auch im Typus E (Wirtschaft). 1967 schlossen die Maristen eine Vereinbarung mit dem Staat, durch die das Collegium Marianum in LG umbenannt wurde. Seit 1968/69 sind Mädchen zugelassen, seit 1969/70 müssen die in Liechtenstein lebenden Schüler kein Schulgeld mehr bezahlen. 1981 übernahm der Staat die Leitung und die Trägerschaft – aus der Privatschule wurde ein staatliches Gymnasium.
Geführt wird das LG in einer Lang- und einer Kurzform. Erstere baut auf der Primarschule auf, Letztere auf der Realschule. Die Gymnasialreform von 2001–02 reduzierte die Schuldauer von acht auf sieben Jahre und ersetzte die bisherigen Maturatypen B und E durch fünf Profile (→ Maturität). Bis 1976 wurde ein Internat geführt. Als Schul- und Internatsgebäude diente ab 1937 die Villa Blanca im Zentrum von Vaduz. Von 1939 bis zur Errichtung eines Schulneubaus 1953 befanden sich Internatsräume auch im sogenannten Batliner-Haus (heutiges Landesmuseum). 1972 wurde das neue, vom Architekten Ernst Gisel geplante Schulzentrum Mühleholz bezogen.
Quellen
- Liechtensteinisches Gymnasium (LG), Jahresberichte 1941–1982, 1987–.
Literatur
- Cornelia Herrmann: Die Kunstdenkmäler des Fürstentums Liechtenstein, hg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bd. 2: Das Oberland, Bern 2007 (= Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Neue Ausgabe, Bd. 112), S. 281f.
- Das Liechtensteinische Gymnasium, hg vom Liechtensteinischen Gymnasium, Vaduz 22003.
- Helmut Konrad, Josef Biedermann: Das LG, in: Eintracht. Heimat- und Brauchtumspflege. Mitteilungsblatt der Liechtensteinischen Trachtenvereinigung, Bd. 16 (1997), S. 9–24.
- 50 Jahre Gymnasium in Liechtenstein. Vom Collegium Marianum zum Liechtensteinischen Gymnasium. Eine Festschrift, hg. vom Liechtensteinischen Gymnasium, Redaktion: Norbert Jansen, Edmund Banzer, Josef Biedermann, Vaduz 1987.
Von der Redaktion nachträglich ergänzt
- Christoph Allenspach: Zeitgenössische Baukultur. Findlinge in der Streusiedlung, in: Bauen für Liechtenstein. Ausgewählte Beiträge zur Gestaltung einer Kulturlandschaft, hg. von Patrik Birrer (Hochbauamt/Denkmalpflege), Vaduz 2000, S. 326–347, hier S. 331f.
Zitierweise
<<Autor>>, «Liechtensteinisches Gymnasium (LG)», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 16.2.2025.
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