
Mäls
Autor: Gregor Vogt | Stand: 31.12.2011
Zur Gemeinde Balzers gehörender früherer Weiler und heutiger Dorfteil zwischen Rhein und Fläscherberg, 476 m ü.M.; seit dem frühen 20. Jahrhundert mit dem Ortsteil Balzers zusammengewachsen. Zu Mäls gehören Teile des Fläscherbergs, die Mälsner Allmein mit Stallbauten sowie die Alpen Gapfahl und Güschgle (Alpgenossenschaft Gapfahl). Der wahrscheinlich keltische Name Mäls ist nicht sicher deutbar; Namensformen sind Meilis (842/43), Mails (1474), cleinen meils (1500), Beschissnen Mällß (1613).
Erste Siedlungsspuren auf Mälsner Gebiet stammen aus dem 3. Jahrhundert n.Chr. Die Lokalisierung der unter anderem in Mäls vermuteten römischen Raststation Magia ist ungesichert. Ebenso unsicher ist, ob sich der im churrätischen Reichsgutsurbar von 842/843 erwähnt Hof Meilis mit 133 Juchart Land, Wiesland, Weingärten, drei Alpen, einer Mühle und neun Huben in Mäls oder in Mels (SG) befand. Ältester Dorfteil dürfte der Bereich um die Kapelle St. Peter (14. Jahrhundert) und den mittelalterlichen Wohnturm (um 1300) sein.
Die Kapelle Maria-Hilf in Mäls soll nach der Legende zur Erinnerung an die Schlacht zwischen dem Churer Bischof Friedrich von Montfort und seinem Vetter Hugo II. von Werdenberg-Heiligenberg (5.1.1289) entstanden sein. Im Schwabenkrieg 1499 kam es zu Brandstiftungen und in den Bündner Wirren von 1622 zu Plünderungen. Am 6.3.1799 überschritten die Franzosen den Rhein bei Mäls; ein Kontingent verblieb 20 Tage in der Gemeinde. Im Oktober desselben Jahres kampierten 16 000 Russen unter General Aleksander Suworow in Balzers und Mäls.
Im 16. Jahrhundert wurden mehrere Verträge mit den Bündner Nachbarorten Maienfeld und Fläsch betreffend die Nutzung und die Grenzen auf dem Fläscherberg geschlossen. Der heutige Grenzverlauf geht ins Jahr 1949 zurück, als auf die Abtretung des Ellhorns an die Schweiz eine Grenzregulierung vom Rhein bis zum Würznerhorn folgte.
1708 genehmigte die gräfliche Kanzlei in Vaduz eine gemeinsame Gemeindeordnung («Gemeindts-Brief») für die Gemeinde Balzers und Mäls («Kleinmels»). Die Schaffung der politischen Gemeinde Balzers 1808 trug zum Zusammenwachsen von Mäls und Balzers bei. Mäls, das älter sein soll als Balzers, verfügt vor allem bei der älteren Generation bis heute über ein Eigenbewusstsein. Rivalitäten zwischen den beiden Dorfteilen zeigen sich zum Beispiel noch am Funkensonntag in der Konkurrenz um die Höhe des Funkens.Aufgrund einer Rheinfurt war Mäls einst ein wichtiger Verkehrspunkt zwischen Feldkirch und Sargans. Bei niedrigem Wasserstand im Winter wurde die Verbindung jeweils durch eine provisorische Brücke verbessert. Bis zum Bau der Rheinbrücke von Mäls nach Trübbach 1871 verband hier zudem eine Fähre das rechts- und das linksrheinische Gebiet. Während der Zeit des Zollvertrags mit Österreich (1852–1919) führten Schmuggelwege von Mäls über die Mälsner Allmein, Lida, das Elltal, das Mozatobel und den Rhein in die Schweiz. Seit der Fertigstellung der damals umstrittenen Umfahrungsstrasse Gagoz (1968) hat Mäls praktisch keinen Durchgangsverkehr mehr. 1967–68 wurde über den Rhein eine neue Autobrücke und 1975 an der Stelle der 1972 abgebrannten alten Rheinbrücke eine Fussgängerbrücke errichtet.
Ab 1805 diente das Balzner «Kaufhaus» (später Liechtensteinerhof) für beide Dorfteile als Schule. 1838 erhielt Mäls ein eigenes Schulhaus und bis ca. 1970 befanden sich Lehrerwohnungen auf der Prär. Seit 1975 hat Mäls bei Mariahilf einen eigenen Kindergarten. 1903 erfolgte der Anschluss von Mäls ans Balzner Wasserleitungsnetz und 1921 ans Elektrizitätsnetz. Die Siedlung Mäls dehnte sich seit den 1970er Jahren stark aus. Die Prär war bei den Mälsnern für den Wintersport beliebt.
Dominierender Erwerbszweig war bis Mitte des 20. Jahrhunderts die Landwirtschaft. Seit 1860 wird zudem im Steinbruch Altneugut sogenannter Balzner Marmor (Malmkalk) abgebaut. Die STABAG produziert in Mäls seit 1959 Heugebläse. Zudem bestanden unter anderem 1945–73 die Meba AG (Metallbau Balzers) und 1951–88 die Näherei Marxer. Seit 1983 befindet sich in Mäls ein Helikopterlandeplatz, seit 1994 das Alters- und Pflegeheim «Schlossgarten» und seit 1987 ein Mehrzweckgebäude.
Literatur
- Cornelia Herrmann: Die Kunstdenkmäler des Fürstentums Liechtenstein, hg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bd. 2: Das Oberland, Bern 2007 (= Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Neue Ausgabe, Bd. 112), S. 21-98.
- Hans Stricker, Toni Banzer, Herbert Hilbe: Liechtensteiner Namenbuch, Teil I: Die Orts- und Flurnamen des Fürstentums Liechtenstein, Bd. 1: Die Namen der Gemeinden Balzers, Triesen, Vaduz 1999 (FLNB I/1), S. 153-155.
- Emanuel Vogt: Mier z Balzers. Wie es früher bei uns war, 3 Bände, Vaduz 1995–1998.
- Franz Büchel: Gemeinde Balzers. Beiträge zur Geschichte 842–1942, hg. von der Gemeinde Balzers, Balzers 1987.
- Franz Büchel: Die Geschichte der Pfarrei Balzers, hg. von der Gemeinde Balzers, Balzers 1982.
- Arthur Brunhart: Balzers – vom Bauerndorf zur Industriegemeinde, Balzers 1976.
- Hans Brunhart, Ewald Kaufmann, Roland Marxer: Balzers unser Dorf. Eine Dokumentation, hg. von der Gemeinde Balzers, Balzers 1971.
Medien
Externe Links
- Geodatenportal, Liechtensteinische Landesverwaltung, Amt für Tiefbau und Geoinformation
- Liechtensteiner Namenbuch online
Zitierweise
<<Autor>>, «Mäls», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 10.2.2025.