
Märkte (Jahrmärkte, Wochenmärkte)
Autor: Patrick Sele | Stand: 31.12.2011
Märkte sind Einrichtungen und Orte zum Austausch von Gütern. In Liechtenstein standen historisch gesehen besonders Veranstaltungen für den Kauf und den Verkauf von Nutztieren und Waren im Vordergrund.
1592 erhielt die Gemeinde Vaduz durch ein kaiserliches Privileg das Recht, Jahr- und Wochenmärkte abzuhalten. Belegt sind Märkte in Liechtenstein aber erstmals im frühen 18. Jahrhundert. Es waren dies ein zweimal jährlich abgehaltener Pferdemarkt in Ruggell, ein 1720 in Vaduz eingerichteter Wochenviehmarkt und ein auf Rofaberg abgehaltener Wochenviehmarkt. Im 18. und 19. Jahrhundert etablierten sich in verschiedenen liechtensteinischen Ortschaften Märkte für Vieh, Schweine und Waren. Von diesen gingen jedoch viele nach wenigen Jahren wieder ein. So musste zum Beispiel in Vaduz der Wochenmarkt 1749, 1792 und 1808 jeweils wieder neu eingerichtet werden.
Ein Grund dafür, dass sich das Marktwesen so schwierig gestaltete, war die Konkurrenz von Märkten in der Nachbarschaft, etwa in Feldkirch und Werdenberg. Dem versuchte die Obrigkeit in der Polizeiordnung von 1732 durch das Verbot entgegenzusteuern, Vieh im Ausland zu verkaufen, bevor es auf einem einheimischen Markt angeboten worden war. Auch der Umstand, dass die Märkte bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts auf mehrere Ortschaften und zahlreiche Tage verteilt waren, verhinderte in Verbindung mit der Kleinheit des Lands und dessen meist ungünstiger Zoll- und Handelssituation ein Aufblühen des Marktwesens. Dem trat Ende des 19. Jahrhunderts der «Liechtensteinische Landwirtschaftliche Verein» entgegen, indem er dafür sorgte, dass die Viehmärkte weniger zahlreich angeordnet und örtlich beschränkt wurden.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nahm durch die Entwicklung im Kleinhandel und in der Landwirtschaft die Bedeutung der Märkte für den Handel mit Vieh und landwirtschaftlichen Produkten sowie für die Versorgung der Bevölkerung mit Waren des täglichen Bedarfs ab. Die traditionellen Jahrmärkte in Vaduz (seit 1873), in Schaan (seit 1926) und in Eschen (seit 1927) sind immer mehr zu Freizeit- und Unterhaltungsveranstaltungen geworden.
In den letzten Jahren ist eine Reihe neuer Märkte entstanden. Dazu gehören der Jahrmarkt in Balzers (seit 1991), der «Kelbi-Markt» in Triesen (seit 1993), Weihnachtsmärkte (zum Beispiel seit 1993 in Vaduz) sowie Wochenmärkte mit landwirtschaftlichen Produkten wie der «Bio-Markt» in Mauren (seit 1996), der «Buura-Markt» in Vaduz (seit 2000) und der «Balzner Wochenmarkt» (seit 2001).
Literatur
- Alois Ospelt: Wirtschaftsgeschichte des Fürstentums Liechtenstein im 19. Jahrhundert. Von den napoleonischen Kriegen bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 72 (1972), 206–211
- Otto Seger: Aus den alten Zeiten des Herrschaftsüberganges von Brandis zu Sulz und von Sulz zu Hohenems, Vaduz 1960, S. 50f.
- Peter Kaiser: Geschichte des Fürstenthums Liechtenstein. Nebst Schilderungen aus Chur-Rätien‘s Vorzeit, Chur 1847, neu hg. von Arthur Brunhart, Bd. 1, Vaduz 1989, S. 509f.
Von der Redaktion nachträglich ergänzt
- Ospelt, Alois: Jahrmarkt in Vaduz, der älteste Markt des Landes, in: lie:zeit. Zeitschrift für Liechtenstein und die Region, Nr. 10 (2012), S. 59–63.
Zitierweise
<<Autor>>, «Märkte (Jahrmärkte, Wochenmärkte)», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 6.2.2025.