Maress (Mariss), Ulrich

Autor: Manfred Tschaikner | Stand: 31.12.2011

Der historisch nachweisbare Bauer Uli Maress aus Schaan soll laut Sage im Schwabenkrieg einen Teil der eidgenössischen Truppen vor der Schlacht bei Frastanz 1499 über den Saroja-Pass in den Rücken der Österreicher geführt und damit deren verlustreiche Niederlage wesentlich mitverursacht haben. Als «Lohn» für diesen Verrat wurde er nach der Sage von den Eidgenossen geköpft. Eine Eintragung im Frastanzer Jahrzeitbuch lässt jedoch darauf schliessen, dass die Tat ursprünglich einem ortskundigen Fremden zugeschrieben wurde, von dem nur der Name, nicht jedoch die Herkunft bekannt war.

Die Namensähnlichkeit sowie die Wesensverwandtschaft von Verrat und Hexerei ermöglichten oder förderten vermutlich die Gleichsetzung des Verräters mit einem früheren Mitglied der Schaaner Familie Maress, die dadurch im Zug der örtlichen Hexenverfolgungen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zusätzlich stark stigmatisiert wurde. Bald darauf übernahm die Bevölkerung der Herrschaft Schellenberg und der Vorarlberger Nachbargemeinden die Identifizierung des Verräters mit Maress.

Maress galt nicht nur als Stammvater von Hexen, sondern selbst als bedeutender Wetterdämon, der für Unbilden der Witterung verantwortlich war. Als solcher wurde er in Mauren bis ins 19. Jahrhundert im Rahmen eigens gegen ihn durchgeführter Frauenprozessionen rituell bekämpft. Aufgrund ihrer Entstehungsgeschichte erscheint die dämonisierte Gestalt des Uli Maress als Gegenstück zur Verdammung der Hexenverfolger in der Sage über die Tobelhocker.

Literatur

Zitierweise

<<Autor>>, «Maress (Mariss), Ulrich», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 7.2.2025.