
Martin, Josef
Autoren: Rupert Quaderer, Peter Geiger | Stand: 31.12.2011
Fürstlicher Kabinettsdirektor. *29.8.1874, †20.1. 1955 Wien, Österreicher. Sohn eines fürstlich-liechtensteinischen Beamten.
Mittelschule in Wien. Berufsmilitär in der österreichischen Armee, aus der er 1918 als Oberstleutnant ausschied. Martin stand der am 1.12.1919 in Funktion getretenen «Kabinettskanzlei des regierenden Fürsten von Liechtenstein» in Wien vor, zuerst als Kabinettssekretär, ab 4.4.1921 als Kabinettsdirektor (bis 1946). Die Opposition um Wilhelm Beck, die in Liechtenstein gegen den Einfluss der Kabinettskanzlei auf die liechtensteinische Politik und Verwaltung agierte, stand Martin kritisch gegenüber. 1920 lud er Beck zu einer Aussprache ein und leitete damit die Schlossverhandlungen vom September 1920 in die Wege (→ Schlossabmachungen). Martin fungierte während der Regierungszeit von Fürst Franz I. als Mittelsperson zwischen diesem und Regierungschef Josef Hoop; so besprach er mit Hoop die an den Fürsten gelangenden Geschäfte.
Martin sympathisierte ab 1933 mit den österreichischen Nationalsozialisten und wurde 1938 nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland Mitglied der NSDAP. Bei Hitlers Auftritt und der Truppenparade auf dem Wiener Heldenplatz am 15.3.1938 sass Martin auf der Ehrentribüne neben dem deutschen Aussenminister Joachim von Ribbentrop. Martin nahm am Besuch von Fürst Franz Josef II. und der liechtensteinischen Regierungsspitze bei Hitler in Berlin im März 1939 teil, an dessen Vorbereitung er mitwirkte.
Ehrenbürger der Gemeinden Vaduz und Schaan, Fürstlicher Geheimrat. 1937 Komturkreuz mit Stern des fürstl. liecht. Verdienstordens. Martin war den Fürsten Johann II., Franz I. und Franz Josef II. ein kluger und diplomatisch abwägender Berater.
Quellen
- Rechenschaftsbericht der fürstlichen Regierung an den hohen Landtag für das Jahr 1945, S. 40.
Literatur
- Peter Geiger: Krisenzeit. Liechtenstein in den Dreissigerjahren 1928–1939, 2 Bände, Vaduz/Zürich 1997, 22000.
- Die Schlossabmachungen vom September 1920. Studien und Quellen zur politischen Geschichte des Fürstentums Liechtenstein im frühen 20. Jahrhundert, hg. von der Vaterländischen Union, Redaktion: Arthur Brunhart, Vaduz 1996.
Nachrufe
- Liechtensteiner Vaterland, 2.2.1955, S. 2.
- Liechtensteiner Volksblatt, 29.1.1955, S. 1.
Zitierweise
<<Autor>>, «Martin, Josef», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 16.2.2025.