Masescha

Autor: Herbert Hilbe | Stand: 31.12.2011

Weiler der Gemeinde Triesenberg, 1250 m ü.M., östlich oberhalb von Rotaboda, westlich unterhalb von Silum und nordöstlich von Prufatscheng an der Strasse nach Gaflei. Die Herkunft des Namens Masescha ist nicht gesichert.

Der erstmals 1355 urkundlich erwähnte Weiler (Museschen) dürfte der erste Siedlungsmittelpunkt der Walser im Raum Liechtenstein nach deren Einwanderung um 1300 gewesen sein. Hier steht die erste Kirche von Triesenberg, die vermutlich bald nach 1300 errichtete, erstmals 1465 urkundlich erwähnte Kapelle St. Theodul. 1397 verkauften Wilhem III. von Richenstein und seine Frau einen Teil ihres Erblehensguts auf Masescha an einen Walser.

Bis zur Gründung der Pfarrei Triesenberg 1768 gehörte Masescha zur Pfarrei Triesen. Eine von Ludwig von Brandis 1494 für St. Mamertus (Triesen) errichtete Kaplaneistiftung (vor 1639/40 wieder eingegangen) sowie die Triesner Frühmesspfründenstiftung von Valentin von Kriss (1689) verpflichteten deren Inhaber, wöchentlich eine heilige Messe auf Masescha zu lesen. Nach Masescha fanden verschiedene Prozessionen der Triesenberger statt, unter anderem am 16. August (Theodul). Ab dem 17. Jahrhundert war Masescha auch Ziel von Bussprozessionen der Dörfer der Grafschaft Vaduz, besonders am 20. Januar (Sebastian) und 16. August (Rochus).

Ab dem Beginn des 19. Jahrhunderts wurde auf Masescha gewerbsmässig Gipsabbau betrieben. Ein Projekt einer Drahtseil-Hängebahn für den Gipstransport nach Schaan (1902) wurde aus finanziellen Gründen nicht realisiert.

Masescha gehört zu den ersten, ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts für den Sommertourismus genutzten liechtensteinischen Orten. Als ältestes Wirtshaus auf Masescha gilt die Wirtschaft zum «Kreuz», dessen letzter Wirt Johann Sele (1817–1886) war. Das heutige «Berggasthaus Masescha» wurde 1877 von Johann Baptist Beck als Schankwirtschaft eröffnet und später als Kurhaus betrieben. Auf einen Saalanbau 1948 folgte 1953 der Bau eines Chalets mit Gästezimmern anstelle des 1952 abgebrannten Ökonomiegebäudes.

1874–75 erfolgte der Strassenbau von Triesenberg nach Masescha, das ab 1910 durch den «Alpenbriefträger» bedient wurde. 1931–43 züchtete Guntram Fehr (1895– 1981) auf Masescha Silberfüchse. 1947 und 1948 fanden Motorradrennen Vaduz–Masescha statt. Auf Masescha stehen das Ferienheim der Anbeterinnen des Blutes Christi sowie etliche Ferienwohnungen. Der teilweise ganzjährig bewohnte Weiler ist ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderungen.

Quellen

  • Liechtensteinisches Urkundenbuch, Teil I: Von den Anfängen bis zum Tod Bischof Hartmanns von Werdenberg-Sargans-Vaduz 1416, Bd. 3: Aus den Vorarlberger Archiven, bearb. von Benedikt Bilgeri, Vaduz 1975 (LUB I/3), S. 191–196
  • Liechtensteinisches Urkundenbuch, Teil I: Von den Anfängen bis zum Tod Bischof Hartmanns von Werdenberg-Sargans-Vaduz 1416, Bd. 4: Aus den Archiven des Fürstentums Liechtenstein, bearb. von Georg Malin, Vaduz 1963/1965 (LUB I/4), S. 55f.

Literatur

  • Cornelia Herrmann: Die Kunstdenkmäler des Fürstentums Liechtenstein, 2 Bd., hg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 22007, S. 164–166, 192–202, 214.
  • Hans Stricker, Toni Banzer, Herbert Hilbe: Liechtensteiner Namenbuch, Teil I: Die Orts- und Flurnamen des Fürstentums Liechtenstein, Bd. 2: Die Namen der Gemeinden Triesenberg, Vaduz, Schaan, Vaduz 1999 (FLNB I/2), S: 149-151.
  • Engelbert Bucher: Walsersiedlungen in Liechtenstein. Werden und Entwicklung, Buchs 1992, S. 77-88.
  • J. Beck: D Silberfuggs-Farm uf Misescha, in: Heimelige Zeiten, Bd. 5 (1987), S. 44–46.
  • Engelbert Bucher: Das Gastgewerbe in Triesenberg, in: Fremdenverkehr und Skisport in Liechtenstein, Triesenberg 1984, S. 9–26, bes. S. 12.
  • Alois Ospelt: Wirtschaftsgeschichte des Fürstentums Liechtenstein im 19. Jahrhundert. Von den napoleonischen Kriegen bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 72 (1972), S. 255f.
  • Johann Baptist Büchel: Geschichte der Pfarrei Triesen, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 2 (1902).

Externe Links

Zitierweise

<<Autor>>, «Masescha», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 17.2.2025.

Medien

Masescha. Luftaufnahme, 1946 (LI LA). Foto: Foto Gross, St. Gallen. In der Bildmitte die Kapelle St. Theodul.