Mission

Autor: Franz Näscher | Stand: 31.12.2011

Mission heisst Sendung (lateinisch missio) und bezeichnet die bewusst vorgenommene Verbreitung einer Religion über ihre heimatliche Basis hinaus sowie in bestehenden Gemeinden die Erneuerung des Glaubens (→ Volksmissionen). Die christliche Mission geht auf den Auftrag Jesu zurück, allen Menschen den Glauben an ihn zu verkünden (Mt 28, 19f. und Mk 16, 15). Durch sie breitete sich das Christentum im Altertum in den Mittelmeerländern und im Mittelalter in Europa aus. Im Raum Liechtenstein erfolgte die Christianisierung ab dem 4. Jahrhundert. Die ersten namentlich bekannten Glaubensboten im Bodenseeraum sind die Iren Kolumban und Gallus, die zu Beginn des 7. Jahrhunderts missionierten.

In der Neuzeit weiteten sich die Missionsgebiete mit den Entdeckungen auf Amerika, Afrika und Asien aus. Wegen ihrer engen Verflechtung mit der fortschreitenden Kolonialisierung war die Mission häufig mitverantwortlich für Ausbeutung, Unterwerfung und Zerstörung fremder Kulturen, sie bedeutete aber auch Kultivierung und Bildung. Spätestens seit Mitte des 20. Jahrhunderts wird Mission zunehmend im Kontext der Entwicklungszusammenarbeit gesehen. Das 2. Vatikanische Konzil (1962–65) korrigierte überholte Missionskonzepte. Im Dekret «Ad gentes» vom 7.12.1965 wird gefordert, bei der Missionsarbeit weniger auf zahlenmässigen Zuwachs an Gläubigen zu achten und mehr auf die respektvolle Begegnung mit Menschen anderer Religionen, Kulturen und deren Wertvorstellungen. Das Konzil betonte zudem den missionarischen Charakter der Kirche insgesamt (Kirchenkonstitution «Lumen gentium» vom 21.11.1964).

Aus Liechtenstein gingen seit 1879 rund 20 Priester, Schwestern und Ordensbrüder in die Mission; mit ihnen waren auch liechtensteinische Laien als Berufsleute und Entwicklungshelfer tätig. Beziehungen zu Liechtenstein hat vor allem die Tätigkeit der Kongregation der Missionare vom Kostbaren Blut (Schellenberg) in Brasilien (seit 1929), der Missionare Unserer Lieben Frau von La Salette (Balzers) in Angola (seit 1946) und der Anbeterinnen des Blutes Christi (Schaan) in Sibirien (seit 1995). Im Kloster Sankt Elisabeth in Schaan war 1943–85 eine Zweigstelle der Herz-Jesu-Mission eingerichtet. 1962 entstand in Anlehnung an das «Fastenopfer Schweiz» das Liechtensteiner Fastenopfer, vornehmlich zur Unterstützung der Missionstätigkeit. Der 1965 gegründete Liechtensteinische Entwicklungsdienst (LED), die liechtensteinischen Pfarreien, Unterstützungsvereine (zum Beispiel «Missionshilfe Pater Emil Frick», «Freundeskreis Schwester Rebecca») sowie private Spender und Helfer tragen ebenfalls Projekte der Mission mit.

Literatur

  • Angola. Mission, Salettiner und liechtensteinische Entwicklungszusammenarbeit im südlichen Afrika, gewidmet P. Josef Öhri, P. Emil Frick und Br. Marzellin Tschugmell, hg. vom Liechtensteinischen Entwicklungsdienst aus Anlass des Goldenen Priesterjubiläums von P. Josef Öhri am 22. Juli 2001, Redaktion: Arthur Brunhart, Vaduz 2001.
  • Albert Eberle: Gottesfürchtige Rebellen aus Liechtenstein. Das bewegte Leben der Geschwister Nigg in Triesen und in Afrika, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 95 (1998), S. 75–116.
  • Lexikon für Theologie und Kirche, 3., völlig neu bearbeitete Auflage, Bd. 7 (1998), Sp. 288–295, 302–312.


Zitierweise

<<Autor>>, «Mission», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 7.2.2025.

Medien

Liechtensteinische Missionarinnen und Missionare
Bruder Theodor Nigg in Südafrika, flankiert von Einheimischen, um 1880 (© Liechtensteinischer Entwicklungsdienst LED, Schaan). Der Jesuitenbruder Theodor Nigg (1848–1891) aus Triesen war der erste liechtensteinische Missionar. Ab 1879 war er am oberen Sambesi und in Südafrika tätig.
Missionsspendendose, mit der für die Benediktinermissionare in Uznach (SG) gesammelt wurde (Kulturgütersammlung der Gemeinde Balzers, SAB 0694). Beim Einwurf einer Münze nickte die Figur des knienden afrikanischen Kindes dankend mit dem Kopf. Die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Deutschland aufgekommenen Dosen wurden in Liechtenstein bis in die 1960er Jahre an vielen Schulen benutzt. Auch sammelten während der Fasnacht als Afrikaner verkleidete Kinder bis in die 1980er Jahre mit solchen Büchsen für die Mission. Lange fehlte das Bewusstsein für den rassistischen Gehalt dieser diskriminierenden Praktiken, die erst mit der Abkehr von einer paternalistisch verstandenen Mission ausser Gebrauch kamen.