
Montafon
Autor: Manfred Tschaikner | Stand: 31.12.2011
Südlichste Talschaft Vorarlbergs am Oberlauf der Ill, umgeben von den Gebirgszügen Verwall, Silvretta und Rätikon, im Bezirk Bludenz. Umfasst die politischen Gemeinden Stallehr, Lorüns, Vandans, St. Anton, Bartholomäberg, Silbertal, Schruns, Tschagguns, St. Gallenkirch und Gaschurn.
Erste landwirtschaftliche Nutzungen sind für die Zeit um 3000 v.Chr. feststellbar; vermutlich im Zusammenhang mit Erzlagerstätten begann um 2500 v.Chr. die Besiedlung. Im Hochmittelalter stellte das Montafon einen Teil des «Landes im Walgau» dar, um 1400 bildete es sich als eigenes Land aus. Die meisten Bewohner waren dem Meierhof St. Peter bei Bludenz zugehörig (Hofjünger). Sonderrechte genossen die im 14. Jahrhundert eingewanderten, freien Walser. Über eine eigene Gerichtsbarkeit verfügten die im Bergbau tätigen «Silberer». Daneben gab es Untertanen verschiedene Grundherren und Klöster (Gotteshausleute) sowie Bludenzer Ausbürger. Das ursprünglich romanisch geprägte Montafon wurde seit dem Spätmittelalter zusehends eingedeutscht; wohl schon im 16. Jahrhundert erlosch das Rätoromanische als verbreitete Umgangssprache.
Die Stadt Bludenz dominierte das Tal wirtschaftlich und politisch (Marktzwang, Gericht). Ausser den Konflikten mit dem ausbeuterischen Stadtpatriziat bestanden in der frühen Neuzeit starke innergemeindliche Konflikte zwischen bäuerlicher Honoratiorenschicht und deren Gegnern (Bewegung des gemeinen Manns). 1622 fielen die Prättigauer in das Montafon ein.
Das Tal bildete einen Teil der Herrschaft Bludenz und wurde als Stand durch zwei «Vorgesetzte» auf Landtagen repräsentiert. 1752 erfolgte die Einrichtung eines Markts in Schruns, 1775 die gerichtliche Loslösung von Bludenz. Zur Vertretung von Talschaftsbelangen und zur Verwaltung der ausgedehnten Gemeinwaldungen bestand der «Stand Montafon» nach der Auflösung der alten Gerichtsverfassung weiter.
Im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit war das Montafon ein wichtiges Bergbau- und Viehzuchtgebiet. Im 19. Jahrhundert gab es geringe Ansätze der Industrialisierung und ein Aufblühen des Tourismus. 1905 nahm die Montafonerbahn Bludenz–Schruns den Betrieb auf. Ab 1926 entstand eine Kraftwerkskette der Illwerke, die hohe kriegs- und allgemeinwirtschschaftliche Bedeutung erlangte. Im Montafon befinden sich die Schellenberger Gemeindealp Dürrwald und die sich mehrheitlich im Besitz von Ruggeller und einigen Gampriner Bürgern befindliche Genossenschaftsalp Fahren-Ziersch.
Literatur
- Alois Niederstätter, Stefan Sonderegger, Manfred Tschaikner: Das Land im Walgau. 600 Jahre Appenzellerkriege im südlichen Vorarlberg, hg. von Thomas Gamon, Nenzing 2005.
- Rüdiger Krause: Eine befestigte Burgsiedlung der Bronzezeit im Montafon, in: Bludenzer Geschichtsblätter, Nr. 71 (2004), S. 25–45.
- Andreas Rudigier, Peter Strasser (Hg.): Montafon. Beiträge zur Geschichte und Gegenwart. Festschrift für Frau Eleonore Schönborn zum 75. Geburtstag, Bludenz 1995 (= Bludenzer Geschichtsblätter, Heft 24–26).
- Montafoner Heimatbuch, hg. vom Stand Montafon, Schruns 1974, 21980.
Zitierweise
<<Autor>>, «Montafon», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 6.2.2025.