
Montfort, von
Autor: Karl Heinz Burmeister | Stand: 31.12.2011
Grafengeschlecht. Die Grafen von Montfort schliessen sich genealogisch und herrschaftsmässig an die Grafen von Bregenz an, deren Erbe zum Teil an den Kaiser, zum Teil an Pfalzgraf Hugo von Tübingen fiel, so besonders die Grafschaft Unterrätien im Gebiet zwischen dem Bodensee und der Landquart. Nach Hugos Tod 1182 übernahm sein älterer Sohn Rudolf die Regierung, während der jüngere Sohn Hugo als Kreuzfahrer meist abwesend war. Durch eine Teilung fielen um das Jahr 1200 das Tübinger Erbe und die Pfalzgrafenwürde an Rudolf, Bregenz und Unterrätien an Hugo. Hugo verlegte seinen Herrschaftssitz nach Feldkirch und nannte sich (vermutlich veranlasst durch Anregungen aus dem Hl. Land) neu «von Montfort», führte aber auch den Titel eines Grafen von Bregenz weiter. Die auf die «Zwiefalter Chronik» gestützte These, eine «urbs Muntfort» habe schon 1138 existiert, lässt sich nicht halten. Nach dem Tod seines Sohns Hugo II. teilten sich die Grafen von Montfort 1258 in die Linien von Montfort und von Werdenberg. Die Montfort teilten sich 1267 nochmals in die Linien Montfort-Feldkirch, Montfort-Bregenz und Monfort-Tettnang.
Teilungen führten zu mehreren Fehden im ausgedehnten montfortisch-werdenbergischen Verwandtenkreis. Doch hielten die Grafen von Montfort in ihren Linien Feldkirch, Bregenz und Tettnang als Familie gegen die expandierende Macht der Habsburger zusammen. Gestärkt wurden sie dabei durch die bedeutenden geistlichen Positionen, die Friedrich II. als Bischof von Chur und Wilhelm I. (†1301) als Abt von St. Gallen innehatten. Nach der Niederlage von Göllheim 1298 gaben sie ihre eigenständige Politik auf und wurden, geführt durch die jüngere Generation mit Rudolf III. (†1334) und Ulrich II., Vasallen der Habsburger. Die Grafen von Montfort-Feldkirch schlossen bereits 1337 einen ewigen Bund mit Österreich und übertrugen diesem 1375/79 ihren Besitz. 1390 starben sie im Mannesstamm aus. Bereits 1338 war die ältere Bregenzer Linie ausgestorben und Bregenz an die Grafen von Montfort-Tettnang gelangt, die mit Wilhelm III. eine neue Linie der Grafen von Montfort-Bregenz begründeten. Diese lehnte sich durch Heiraten und 1362 durch einen Dienstvertrag eng an die Habsburger an und gewann reichen Besitz in Innerösterreich. Die Hoffnungen auf eine Erhebung in den Reichsfürstenstand erfüllten sich nicht, vielmehr erzwang eine wachsende Verschuldung 1780 den Übergang des Besitzes an Österreich. 1787 starb das Geschlecht aus. Der König von Württemberg verlieh 1816 seinem Schwiegersohn Jérôme Bonaparte den Titel eines Fürsten von Montfort.
Montfort-Bregenz, von
Linie der Grafen von Montfort. Bei der Erbteilung der Söhne Hugos II. von Montfort um 1267 fiel Bregenz an Ulrich I. Die von ihm begründete ältere Bregenzer Linie setzte sein Sohn Hugo V. fort, doch starb sie bereits mit dessen kinderlosem Tod 1338 aus. Nach dem Aussterben der älteren Linie kam die Grafschaft Bregenz an Wilhelm II. von Montfort-Tettnang, bei der Aufteilung von dessen Erbe 1354 an dessen Sohn Wilhelm III., der die neuere Linie der Grafen von Montfort-Bregenz begründete, allerdings sein Tettnanger Wappen beibehielt. Durch Heiraten in habsburgische Länder orientierten sich die Grafen von Montfort-Bregenz seit der Mitte des 14. Jahrhunderts nach Österreich, mit dem sie 1362 einen Dienstvertrag schlossen; sie erwarben ein Haus in Wien und reiche Besitzungen in der Steiermark und in Kärnten. 1379 teilte sich das Geschlecht: Während die heimische Linie über eine lokale Bedeutung nicht hinausgelangte und 1451 den südlichen und 1523 den nördlichen Teil der Grafschaft Bregenz an Österreich verkaufte, setzte die von Hugo XII. (†1424) begründete steirische Linie Montfort-Bregenz-Pfannberg das Geschlecht fort. Nach dem Tod Ulrichs IX., des letzten Grafen aus der Tettnanger Linie, 1575 kehrten die Grafen aus der steirischen Linie in ihre schwäbische Heimat zurück und begründeten dort eine neue Tettnanger Linie, die sich bis 1744 aber auch nach Bregenz benannte. Mit Anton IV. von Montfort-Tettnang starb 1787 die Dynastie aus. In der Barockzeit ragten die Grafen als kunstsinnige Schlossbauherren heraus.
Montfort-Feldkirch, von
Linie der Grafen von Montfort. Rudolf II. von Montfort (erwähnt 1252–99) konnte bei der Aufteilung des väterlichen Erbes mit der Grafschaft Feldkirch den wertvollsten Teil gewinnen. Die Feldkircher Linie behauptete sich über vier Generationen im Besitz dieser Grafschaft, ehe sie mit dem kinderlosen Rudolf V. 1390 ausstarb. Schon 1375 hatte Rudolf Feldkirch samt Burg und Stadt auf sein Ableben hin an Österreich verkauft (übergeben 1379).
Die anfangs antihabsburgische Politik der Montforter wurde von den Söhnen Rudolfs II. aufgegeben. Die Feldkircher Linie setzte nach der verlorenen Schlacht von Göllheim (1298) auf Österreich; Rudolf III., Bischof von Chur und von Konstanz (†1334), wurde ein Wortführer der prohabsburgischen Politik. Sein Bruder Ulrich II. und seine Neffen Rudolf IV. und Hugo VII. schlossen unter aktiver Beteiligung der Stadt Feldkirch 1337 einen ewigen Bund mit den Habsburgern, der den Verkauf an Österreich vorbereitete. Die um 1348 unter Rudolf IV. und Hugo VII. aufgeteilte Grafschaft Feldkirch wurde 1359 wiedervereinigt. Die auf der Grundlage dieser Teilung von Hugo VII. gegründete Linie Montfort-Feldkirch-Tosters erlosch mit dessen Tod 1359. Der 1375 verstorbene Rudolf IV. versuchte, die Dynastie durch Mitbeteiligung seiner geistlichen Söhne Ulrich III. (†1367) und Rudolf V. (†1390) noch zu retten; doch blieben beide kinderlos. Deren Schwester Agnes von Montfort-Feldkirch-Tosters wurde infolge ihrer Ehen mit Hartmann III. (I.) von Werdenberg-Sargans-Vaduz und Wolfhart I. von Brandis Herrin zu Vaduz und Mutter der zweiten Generation der Vaduzer Landesherren. Auch durch ihr starkes Wirken im Bistum Chur und in dessen Domkapitel hatte die Feldkircher Linie erheblichen Einfluss in der Region.
Montfort-Tettnang, von
Linie der Grafen von Montfort. Bei der Erbteilung der Söhne Hugos II. von Montfort um 1267 fiel Tettnang, vorübergehend auch Scheer, an Hugo III., der die Tettnanger Linie begründete. Er liess an beiden Orten Märkte anlegen (Tettnang wurde 1297 Stadt) und erwarb 1290 Argen hinzu. Sein Sohn Wilhelm II. gab frühzeitig die prohabsburgische Politik seiner Verwandten auf und schwenkte zu König Ludwig über, zu dessen Sieg über die Habsburger er entscheidend beitrug; als königlicher Statthalter in Mailand kam er 1327–29 zu grossem Vermögen und konnte damit sein im Bodenseeraum liegendes Territorium erweitern (1332 Rothenfels, 1338 Bregenz und zeitweise auch Wangen). Von seinen Söhnen erbte 1354 Wilhelm III. Bregenz (wo er eine neue Linie begründete), während Tettnang mit Argen, Rothenfels und Scheer an Heinrich IV. gelangte. Dieser trat 1374 in österreichische Dienste und erwarb 1386 Wasserburg. Sein Sohn Wilhelm V. erweiterte diesen Besitz vor 1404 um die Grafschaft Werdenberg (als Pfand) und weitere Gebiete in Rätien. Seine Söhne zerschlugen diesen Komplex: Ulrich V. übernahm Tettnang, Heinrich VI. die rätischen Besitzungen, Rudolf VII. und Hugo XIII. Rothenfels, Wasserburg und Argen. Hugo XVI. konnte ab 1520 die Kerngebiete wiedervereinigen; der rätische Besitz ging verloren. Mit Ulrich IX. starben die Grafen von Montfort-Tettnang 1575 aus; sie wurden von den Grafen von Montfort-Bregenz-Beckach beerbt, die Tettnang bis 1780 behaupteten und 1787 mit Anton IV. ausstarben. Seit der Reformation verfolgten die Grafen entschieden eine katholische Linie. Ihr Kunstsinn, der sich in der Förderung der Malerei, der Anlage einer Kunstkammer und in einer übersteigerten Bautätigkeit äusserte, führte zu einer wachsenden Verschuldung, begründete aber auch die bis heute währende Bekanntheit dieser Familie.
Literatur
- Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort. Geschichte, Recht, Kultur, Festgabe zu 60. Geburtstag, hg. von Alois Niederstätter, Konstanz 1996.
- Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort-Tettnang als Schlossherren von Werdenberg, in: Werdenberger Jahrbuch 1991, Jg. 4 (1990), S. 15–30.
- Adolf Kastner: Die Grafen von Montfort-Tettnang, Sigmaringen 21979.
- Benedikt Bilgeri: Geschichte Vorarlbergs, Bde. 1–3, Wien/Köln/Graz 1971–1977.
- Otto Konrad Roller: Grafen von Montfort und von Werdenberg, in: Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte, Bd. 1 (1908), S. 145–234, 409–412.
- Johann Nepomuk Vanotti: Geschichte der Grafen von Montfort und von Werdenberg. Ein Beitrag zur Geschichte Schwabens, Graubündens, der Schweiz und des Vorarlbergs, Konstanz 1845 (Nachdruck 1988).
Zitierweise
<<Autor>>, «Montfort, von», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 8.2.2025.
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