
Nachtwache
Autorin: Sabine Veits-Falk | Stand: 31.12.2011
Nachtwachen dienten seit früher Zeit der Bewachung von Siedlungen, der Aufrechterhaltung von Ordnung und Sicherheit und der Alarmierung bei Gefahr, besonders bei Feuer.
In Liechtenstein sind dazu fast nur normative Quellen bekannt. Häufige obrigkeitliche Anordnungen zur Verbesserung der Nachtwache zeigen, dass es in der Praxis schlecht um sie bestellt war. Um ausländische Bettler und Vaganten fernzuhalten, forderte die liechtensteinische Polizeiordnung von 1732 die Aufstellung einer Tag- und Nachtwache. Eine 1738 erlassene Instruktion befugte die Nachtwächter, verdächtige Personen festzunehmen. Nach einer Zunahme des Bettelwesens wurde 1789 zur Wahrung der öffentlichen Ruhe und Sicherheit und zur feuerpolizeilichen Aufsicht (→Feuerschutzwesen) eine Ordnung zur Wiedereinführung der Nachtwache erlassen. Alle Männer über 18 Jahren waren nach der «Rode» (abwechselnd der Reihe nach) zur Nachtwache verpflichtet. Da dies offenbar schlecht funktionierte, wurde in Vaduz bereits ein Jahr später ein besoldeter Nachtwächter angestellt. Die Feuerlöschordnung von 1812 bestimmte, dass die Gemeinden entweder einen Nachtwächter anzustellen oder die Gemeindebewohner reihum die Nachtwache zu versehen hatten. Beim Ausbruch eines Brands war um Hilfe zu rufen, damit die Kirchenglocken geläutet werden konnten. Das Feuerpolizeigesetz von 1865 verpflichtete jede geschlossene Ortschaft, das ganze Jahr hindurch vom Gemeinderat bestellte Nachtwächter einzusetzen, die zu jeder Stunde die vorgeschriebenen Routen abgehen mussten. Bis zur Einführung der Stempeluhr im späten 19. Jahrhundert (z.B. 1878 in Triesen) wurden die Stunden ausgerufen und Nachtwächterlieder gesungen, was auch zur Kontrolle der Nachtwächter diente. Danach überprüfte man den Rundgang mittels Kontrolluhren, die an bestimmten Häusern angebracht waren. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts wurde die Nachtwache aufgehoben (z.B. in Balzers 1955). Zur Brandverhütung bei Föhn dienten weiterhin von den Gemeindebewohnern versehene nächtliche Föhnwachen, bis die Feuerwehr diese Aufgabe übernahm (in Balzers 1959).
Archive
- Liechtensteinisches Landesarchiv, Vaduz (LI LA).
Literatur
- Emanuel Vogt: Mier z Balzers. Wie es früher bei uns war, 3 Bände, Vaduz 1995–1998.
- Klaus Biedermann: Der Kampf gegen das Feuer, in: Vaduzer Wasser, Redaktion: Josef Büchel, Hubert Gasser, Alois Ospelt, Vaduz 1995, S. 111–124.
- Adolf Marxer: 100 Jahre Feuerwehr Mauren Liechtenstein, hg. von der Freiwilligen Feuerwehr Mauren, Mauren 1972.
- Gerhard Wanner: Aspekte zur liechtensteiner Wirtschafts- und Sozialgeschichte um 1800, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 70 (1970), S. 459–500.
Zitierweise
<<Autor>>, «Nachtwache», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 8.2.2025.