
Nipp, Eugen
Autor: Donat Büchel | Stand: 31.12.2011
Landtagsabgeordneter und Sprachforscher. *1.8.1886 Balzers, †20.6.1960 Vaduz, von Balzers, wohnhaft in Vaduz. Sohn der Anna Maria. ⚭ 6.4.1915 Johanna Hedwig Hilger (*8.3.1895, †13.2.1973), fünf Kinder. 1901–07 Gymnasium in Schwyz (SZ), Studium der Romanistik in Wien und Freiburg i.Üe., Mitglied der Studentenverbindungen Norika (Wien) und Teutonia (Freiburg) sowie Altherr der Rheinmark (Vaduz), 1911 Dr. phil., 1913 Lehrerpatent für Realgymnasien in Französisch, 1914 für Latein, Griechisch, Deutsch und Archäologie. 1913–52 Lehrer an der Landesschule Vaduz und 1920–52 deren Direktor.
Nipp gilt als Gründervater der Fortschrittlichen Bürgerpartei (FBP). Er hielt die Sammlung der bewahrenden Kräfte für notwendig, weil er aufgrund der innenpolitischen Entwicklung am Ende des Ersten Weltkriegs die Existenz Liechtensteins in Gefahr sah. Er war 1918–21 Redaktor des «Liechtensteiner Volksblatts», welches unter ihm zum FBP-Parteiorgan wurde. 1920–22 sass Nipp als letzter vom Fürsten ernannter Abgeordneter im Landtag. Im Gegensatz zur Volkspartei (VP) befürworteten er und die FBP 1920 die Einsetzung des Österreichers Josef Peer als Landesverweser. Nipp war Mitglied der Verfassungskommission vom März 1921. Seine grosse Bedeutung für die FBP in dieser Zeit wird dadurch verdeutlicht, dass deren Anhänger von der VP als «Nipplianer» bezeichnet wurden (als Pendant zu dem auf Wilhelm Beck bezogenen «Beckianer»). Ab 1919 war Nipp Mitglied eines liechtensteinisch-österreichischen Briefmarkenkonsortiums (→ Briefmarkenaffäre). Er war Richter am Obersten Gerichtshof (1930–56) sowie Mitglied des Verwaltungsrats der VP Bank (1956–60) und des Vorstands des Pressevereins «Liechtensteiner Volksblatt».
Neben seiner politischen Tätigkeit engagierte sich Nipp 1927–60 als Mitglied des Ausschusses der Winzergenossenschaft Vaduz und 1938–60 als Weinbaukommissär. 1922–55 amtierte er als Schriftführer und 1928–30 als Kassier des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1955 Ehrenmitglied). Nipp beschäftigte sich mit altem Sprachgut, Sagen sowie Brauchtum und verfasste darüber verschiedene Aufsätze. Seine Dissertation «Die romanischen Orts- und Flurnamen des Fürstentums Liechtenstein» (Wien 1911) stellt eine der wichtigsten frühen Arbeiten zur liechtensteinischen Namenforschung dar. Fürst Johann II. verlieh Nipp 1919 den Titel «Professor» und 1920 die Regierungsjubiläums-Erinnerungsmedaille. 1937 Ritterkreuz des Fürstlich Liechtensteinischen Verdienstordens und Fürstlicher Studienrat.
Werkauswahl
- Eugen Nipp: Liechtensteiner Sagen, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 24 (1924), S. 89–94.
- Eugen Nipp: Alte Sprachüberreste und fremdes Sprachgut in Liechtenstein, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 24 (1924), S. 95–114.
Quellen
- Zum Abschied, in: Liechtensteiner Volksblatt, 31.12.1921, S. 1.
- Redaktion, in: Liechtensteiner Volksblatt, 4.1.1918, S. 4.
- Nichtamtlicher Teil. Vaterland, in: Liechtensteiner Volksblatt, 7.11.1914, S. 1.
Literatur
- Hans Stricker, Toni Banzer, Herbert Hilbe: Liechtensteiner Namenbuch, Teil I: Die Orts- und Flurnamen des Fürstentums Liechtenstein, Bd.6: Einführung, Quellen, Register, Vaduz 1999 (FLNB I/6), S. 100, 149–151.
- Rupert Quaderer: «Erkenne man doch die flammenden Zeichen der Zeit!», in: Schlossabmachungen, 1996, S. 71–94.
- Paul Vogt: 125 Jahre Landtag, hg. vom Landtag des Fürstentums Liechtenstein, Vaduz 21988, S. 170.
- Johannes Kaiser: 70 Jahre Fortschrittliche Bürgerpartei. Arbeit für Liechtenstein, hg. von der Fortschrittlichen Bürgerpartei, Schaan 1988, S. 14, 17.
Nachrufe
- Felix Marxer: Prof. Dr. Eugen Nipp. Fürstl. Studienrat, † 20. Juni 1960, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 60 (1960), S. I–VI.
- Todesfälle, in: Liechtensteiner Vaterland, 25.6.1960, S. 2f.
- Am Grab von Fürstl. Studienrat Prof. Dr. eugen Nipp, in: Liechtensteiner Volksblatt, 25.6.1960, S. 1.
- Fürstlicher Studienrat Prof. Dr. Eugen Nipp a. Landtagsabgeordneter, Vaduz, in: Liechtensteiner Volksblatt, 23.6.1960, S. 1.
Externe Links
- Geodatenportal, Liechtensteinische Landesverwaltung, Amt für Tiefbau und Geoinformation.
- Liechtensteiner Namenbuch online.
Zitierweise
<<Autor>>, «Nipp, Eugen», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 8.2.2025.