
OC Oerlikon Balzers AG
Autor: Christoph Maria Merki | Stand: 31.12.2011
Die OC Oerlikon Balzers AG entwickelte sich aus der von Fürst Franz Josef II. mit initiierten, am 11.7.1946 vom deutschen Physiker Max Auwärter in der Gemeinde Balzers gegründeten «Gerätebau-Anstalt Balzers» (G.A.B.), an der auch der Schweizer Industrielle Emil Georg Bührle beteiligt war. Die G.A.B. spezialisierte sich auf die industrielle Nutzung des Vakuums und auf die Fertigung dünner Schichten (Optik, Halbleiter). Sie eröffnete 1957 im nahen Trübbach (SG) ein Zweitwerk und nannte sich ab 1961 «Balzers AG für Hochvakuumtechnik und Dünne Schichten». 1976 verkaufte Auwärter sein Unternehmen an die Oerlikon-Bührle Holding AG. Der Betrieb zählte 1950 87 Beschäftigte, 1965 764 (davon 399 in Trübbach), 1980 1417 (582) und 1990 2142 (876). Die benötigten Physiker, Chemiker und Ingenieure wurden vor allem aus dem Ausland rekrutiert. Zwischen 1946 und 1996 bildete die Balzers AG rund 1000 Lehrlinge aus, vor allem in technischen Berufen. Der Umsatz wuchs von 5 Mio. Fr. (1954) auf 12 Mio. (1963), 100 Mio. (1970), 347 Mio. (1984) und 449 Mio. (1994). Über Vertretungen in zahlreichen Ländern wurden die innovativen Produkte zuerst europaweit, später weltweit vertrieben.
Ab 1995 erlebte der frühere Waffen- und Maschinenproduzent Oerlikon-Bührle AG verschiedene Umgestaltungen, von denen auch die Balzers AG betroffen war. Auf den 1.1.1995 wurde die Balzers AG mit der von der Oerlikon-Bührle Holding AG übernommenen deutschen Firma Leybold zur Gruppe «Balzers und Leybold» fusioniert. Die Gruppe war der weltweit grösste Anbieter von Hochvakuum- und Oberflächentechnik und machte 1996 mit 6297 Beschäftigten 1452 Mia. Fr. Umsatz. Im Jahr 2000 änderte die Oerlikon-Bührle Holding AG ihren Namen in Unaxis Holding AG. Im gleichen Jahr wurde ein Teil der neuen Unaxis Balzers AG als «Inficon AG» verselbständigt; Letztere stellt Vakuuminstrumente unter anderem für die Produktion von Chips, Computerfestplatten und CDs her und beschäftigte 2004 in Liechtenstein gut 200 Personen. Die Unaxis Balzers AG hatte 2004 weltweit rund 6800 Angestellte, davon 1400 am Standort Balzers/Trübbach (sie produzierte unter anderem Beschichtungsanlagen für Datenspeicher, Werkzeuge, optische Komponenten und Flachbildschirme). 2005 erwarb die österreichische Victory Industriebeteiligung AG die Aktienmehrheit an Unaxis. Es folgte eine weitere Umstrukturierung des Konzerns und 2006 dessen Umbenennung in OC Oerlikon Corporation AG (19 000 Beschäftigte 2006). Die OC Oerlikon Corporation AG gehört in der neuen Konzernstruktur zusammen mit Oerlikon Systems und Oerlikon Solar zum Konzernbereich Oerlikon Coating (Beschichtungstechnologie), der 2007 weltweit 3655 Beschäftigte zählte und einen Umsatz von 994 Mio. Fr. erzielte. 2008 wurde die in Trübbach angesiedelte Einheit Oerlikon Solar von Oerlikon Coating getrennt und verselbständigt.
Literatur
- Thomas Gmür: «Oerlikon-Bührle» in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom: 14.09.2010.
- Christoph Maria Merki: Wirtschaftswunder Liechtenstein. Die rasche Modernisierung einer kleinen Volkswirtschaft im 20. Jahrhundert, Zürich/Triesen 2007.
- Fünfzig Jahre Balzers AG, verantwortlich: Elmar Ritter, Balzers 1996.
- Emanuel Vogt: Die Gründung der Balzers AG, in: Balzner Neujahrsblätter 1995, Jg. 1 (1994), S. 27–31.
Medien
Zitierweise
<<Autor>>, «OC Oerlikon Balzers AG», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 16.2.2025.