
Oberland
Autor: Konrad Kindle | Stand: 31.12.2011
Bezeichnung für den südlichen, das Territorium der ehemaligen Grafschaft Vaduz umfassenden Landesteil Lietensteins mit den Gemeinden Balzers, Triesen, Triesenberg, Vaduz, Schaan und Planken; 125,478 km2 (78,2 % der Landesfläche), 2007: 22 970 Einwohner (65,0 % der liechtensteinischen Gesamtbevölkerung). Als «Landschaft Vaduz (Oberland)» konstituiert es laut der gültigen Verfassung zusammen mit der «Landschaft Schellenberg (Unterland)» den liechtensteinischen Staatsverband. Seit 1878 bildet das Oberland einen eigenen Wahlkreis.
Die geografische Unterscheidung von Ober- und Unterland findet sich im deutschen Sprachraum öfter. Sie bezieht sich auf die mit der Topografie zusammenhängende Flussrichtung, im Fall Liechtensteins des Rheins. Die Grenze zwischen Oberland und Unterland bildet der Scheidgraben, der im Landschaftsbild heute jedoch nicht mehr auffällt – im Unterschied zur deutlich ausgeprägten Siedlungsgrenze zwischen den beiden durch das Ried räumlich getrennten Landesteilen.
Wann der Begriff Oberland aufkam, lässt sich nicht exakt ermitteln. Die Bezeichnung der Landschaft Vaduz als «obere Landschaft» taucht spätestens im frühen 18. Jahrhundert in den Quellen auf, wobei Landschaft in der frühen Neuzeit kein geografischer, sondern ein mit «Herrschaft» korrelierender, verfassungsmässiger Begriff für die Korporation der (bäuerlichen) Untertanen war, die eine gemeinsame Gerichtsgemeinde bildeten. Die Begriffe «Oberland» und «Unterland» sind in der Chronik Peter Kaisers von 1847 ebenso wenig erwähnt wie in der Verfassung von 1862. Sie erscheinen – in Klammern – im Wahlgesetz von 1878, das die sogenannten Münzwirren mit der Schaffung zweier Wahlbezirke beendete, und dann in der Verfassung von 1921.
Seit dem 15. Jahrhundert standen die beiden Landschaften jeweils unter derselben Herrschaft, mit Ausnahme der 13 Jahre zwischen 1699 und 1712, als das Unterland bereits an das Haus Liechtenstein verkauft war, das Oberland aber noch den Grafen von Hohenems gehörte.
Die Zugehörigkeit zu einem der beiden Landesteile (wie auch zu einer einzelnen Gemeinde) war und ist für die Bevölkerung identitätsstiftend. In beiden wird ein deutlich unterschiedlicher Dialekt gesprochen (→ Sprache). Der Volksmund meint, die beiden Bevölkerungsteile auch in der Mentalität unterscheiden zu können. Die grosse Zahl von Unterländer Familiennamen in den Oberländer Gemeinden – vor allem in Vaduz und Schaan – lässt auf eine einseitige Migrationsrichtung schliessen.
Literatur
- Peter Gilgen, Roland Korner: Unterlandschaft. 2 Bände, hg. von den Gemeinden Eschen, Mauren, Ruggell, Gamprin und Schellenberg anlässlich des Jubiläums 300 Jahre Liechtensteiner Unterland, Eggingen 1999.
- Paul Vogt: Brücken zur Vergangenheit. Ein Text- und Arbeitsbuch zur liechtensteinischen Geschichte, 17. bis 19. Jahrhundert, hg. vom Schulamt des Fürstentums Liechtenstein, Vaduz 1990.
Zitierweise
<<Autor>>, «Oberland», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 7.2.2025.