
Orden, Ehrenzeichen und Medaillen
Autor: Michael Autengruber | Stand: 31.12.2011
Orden (von lateinisch ordo für Ordnung, Stand) waren ursprünglich Personengemeinschaften mit geregelter Lebensform. Hieraus entstanden im Mittelalter geistliche Orden und Ritterorden, in Verbindung mit Letzteren dann Verdienstorden und Ehrenzeichen (Letztere im Rang den Ersteren untergeordnet). Medaillen bilden im System der Orden die unterste Stufe. Orden werden als sichtbare staatliche Auszeichnung für Verdienste um Souverän, Nation und Gesellschaft verliehen. Sie gelten in fast jedem Land als Zeichen der Souveränität.
Im 19. und 20. Jahrhundert stifteten mehrere Fürsten von Liechtenstein Orden, Ehrenzeichen und Medaillen, so Fürst Franz I. am 22.7.1937 den «fürstlich liechtensteinischen Verdienstorden». Das goldfarbene, blau und rot emaillierte Kreuz hat gleichfarbige Mittelmedaillons mit der Initiale «L» auf der Vorderseite und das Stifter-Monogramm «FIL» auf der Rückseite. Der zugehörige Bruststern aus Metall (der Klasse entsprechend gold- oder silberfarben) zeigt die Vorderseite des Ordenskreuzes. Das Band ist rot mit zwei blauen Seitenstreifen. Der Verdienstorden hat sechs Klassen, die sich in der Grösse des Kreuzes, der Trageweise und bei den höheren Klassen durch den Bruststern unterscheiden. Die Verleihung erfolgt durch den Landesfürsten aufgrund direkter Entschliessung oder auf Vorschlag der Regierung an In- und Ausländer/innen, die sich um das Fürstentum Liechtenstein besondere Verdienste erworben haben, sei es durch hervorragende Dienste für die Öffentlichkeit oder durch Leistungen auf sozialem Gebiet. In der Krisenzeit der 1930er Jahre intendierte diese Stiftung eine symbolische verstärkte Loyalitätsbindung an Fürst und Land. Der Verdienstorden wurde zum Beispiel 1997–2006 16-mal vergeben (ein Grosskreuz mit Brillanten, zwei Grosskreuze, drei Komturkreuze mit dem Stern, je fünf Komtur- und Ritterkreuze); 2006 gab es 128 lebende Ordensträger.
Zusammen mit dem Verdienstorden stiftete Fürst Franz I. am 22.7.1937 das «fürstlich liechtensteinische Verdienstzeichen» in zwei Klassen (golden und silbern). Gestaltung und Trageweise entsprechen dem Ritterkreuz des Verdienstordens, jedoch ohne Emaillierung der Kreuzarme. Die Verleihung erfolgt für namhafte Verdienste um das Fürstentum Liechtenstein nach den gleichen Grundsätzen wie beim Verdienstorden. Ob die Verleihung von Orden und Titulaturen der (in der Praxis nicht üblichen) Gegenzeichnung des Regierungschefs bedürfe, ist in der wissenschaftlichen Literatur umstritten.
Fürst Alois II. stiftete am 17.8.1847 die «Dienstauszeichnung» des liechtensteinischen Militärs in drei Klassen zur Belohnung für 20, 15 und 10 Jahre Dienstzeit. Die rechteckige, auf einer Schnalle befestigte Spange (1. Klasse vergoldet, 2. Klasse silbern, 3. Klasse schwarz) zeigt links das Monogramm «A» (für Alois II.; ab 1858 «J» für Johann II.), in der Mitte den bekrönten kleinen liechtensteinischen Wappenschild und rechts je nach Klasse die Zahlen «XX», «XV» oder «X». Nach der Auflösung des Militärs 1868 wurde die Verleihung eingestellt.
Die «Fürstlich Liechtenstein’sche Jubiläums-Erinnerungs-Medaille» aus Bronze wurde am 12.11.1908 von Fürst Johann II. aus Anlass seines 50-jährigen Regierungsjubiläums gestiftet und allen damals in fürstlichen Diensten stehenden «Beamten und Dienern» sowie weiteren Personen mit Rücksicht auf deren öffentliche Tätigkeit für das Fürstentum Liechtenstein verliehen.
Am 16.8.1956 beziehungsweise 16.8.1976 stiftete und verlieh Fürst Franz Josef II. Bronze-Gedenkmedaillen zu seinem 50. beziehungsweise 70. Geburtstag. Weitere Medaillen, zum Beispiel zur liechtensteinischen Landesausstellung in Vaduz von 1895, gehören nicht zu den staatlichen Auszeichnungen.
Quellen
- Fürstliches Handschreiben vom 16. August 1976 betreffend die Stiftung einer Gedenkmedaille zum 70. Geburtstag Seiner Durchlaucht Fürst Franz Josef II. von und zu Liechtenstein, LGBl. 1976 Nr. 49.
- Fürstliches Handschreiben vom 2. Mai 1967, LGBl. 1967 Nr. 19.
- Fürstliches Handschreiben vom 30. September 1960 betreffend die Abänderung des Fürstlichen Handschreibens vom 22. Juli 1937 über die Stiftung des Fürstlich liechtensteinischen Verdienstordens und des Fürstlich liechtensteinischen Verdienstzeichens, LGBl. 1960 Nr. 25.
- Fürstliches Handschreiben vom 16. August 1956 betreffend die Stiftung einer Medaille zur Erinnerung an den 50. Geburtstag Seiner Durchlaucht des Landesfürsten, LGBl. 1956 Nr. 8.
- Fürstliches Handschreiben vom 22. Juli 1937 betreffend die Stiftung des fürstlich liechtensteinischen Verdienstordens und des fürstlich liechtensteinischen Verdienstzeichens, LGBl. 1937 Nr. 12.
- Handbillet vom 12. November 1908 betreffend die Stiftung einer Medaille zur Erinnerung an das Regierungsjubiläum, LGBl. 1908 Nr. 5
Literatur
- Peter Geiger: Krisenzeit. Liechtenstein in den Dreissigerjahren 1928–1939, 2 Bände, Vaduz/Zürich 1997, 22000, S. 332f.
- Walter Kranz: Titel, Orden, Ehrenzeichen, in: Fürstentum Liechtenstein, Bearb. Walter Kranz, 81982, S. 165–171.
- Robert Allgäuer: Die Ehrenzeichen des Liechtensteinischen Militär-Kontingentes in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 64 (1965), S. 167–175.
Von der Redaktion nachträglich ergänzt
- Antti Ruokonen: For Prince and Country. Awards and Medals of Liechtenstein, Vaasa 2016.
Zitierweise
<<Autor>>, «Orden, Ehrenzeichen und Medaillen», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 10.2.2025.
Medien
Fürstlich-liechtensteinischer Verdienstorden
Klassen | Trageweise |
---|---|
Gross-Stern | Ordenskreuz des Landesfürsten am Schulterband, goldfarbener Bruststern |
Grosskreuz mit Brillanten (seit 1960) | Ordenskreuz mit in Brillanten ausgelegter Initiale «L» am Schulterband, silberner Bruststern, ebenfalls mit in Brillanten ausgelegter Initiale «L» |
Grosskreuz | Ordenskreuz am Schulterband, silberner Bruststern |
Komturkreuz mit dem Stern | Ordenskreuz am Halsband, silberner Bruststern |
Komturkreuz | Ordenskreuz am Halsband |
Ritterkreuz | Ordenskreuz am Dreiecksband oder an der Damenschleife |