
Pfäfers (Kloster)
Autor: Werner Vogler | Stand: 31.12.2011
Ehemalige Benediktiner-Fürstabtei, Gemeinde Pfäfers (SG). Die Abtei Pfäfers bildete im frühen Hochmittelalter das wichtigste Kulturzentrum des ministerium in planis in Nordrätien. Sie entstand um 740 mit Unterstützung der Victoriden, personell möglicherweise von der Reichenau her dotiert. Dass sie eine Pirminsgründung ist, kann heute nicht mehr aufrechterhalten werden. Das Zentrum des Besitzes der Abtei Pfäfers bildeten das Sarganserland und die Bündner Herrschaft. Bis in die Neuzeit besass Pfäfers in Liechtenstein Güter und Rechte in Balzers, Triesen und v.a. Eschen. Kirche, Zehnt und eine halbe Manse Land in Eschen sind erstmals im churrätischen Reichsgutsurbar (842/43) als Besitz des Klosters Pfäfers angeführt. Nachweisbar war Eschen Kollatur der Abtei, wo sie die Pfarrstellen besetzen konnte und das Präsentationsrecht gegenüber dem Bischof von Chur hatte. Das im Stiftsarchiv St. Gallen aufbewahrte Archiv und die mittelalterliche Bibliothek bezeugen die kulturelle Blüte. Allen voran ist der «Liber Viventium» aus dem 9. Jahrhundert zu nennen, ein Evangelistar und Verbrüderungsbuch, eine reich illuminierte Handschrift, die auch Wirtschaftseintragungen bis gegen 1400 umfasst. Eine Handschrift aus dem 11. Jahrhundert, das «Liber Aureus» genannte Evangelistar mit Auszügen aus den Evangelien und ebenfalls Besitzzusammenstellungen, erwähnt die Kirchenrechte in Eschen. Seit dem 12. Jahrhundert verwalteten Konventualen die Güter und wirkten seit dem Beginn des 18. Jahrhunderts als Pfarrer der Pfarrei.
Auch im Spätmittelalter erlebte das Kloster eine gewisse Blüte unter der Leitung schwäbischer Adliger aus den Geschlechtern der Wolfurt und Reitnau. In der Reformation kam es zu einer grossen Krise. Durch die Bemühungen der sieben in Sargans regierenden Schirmorte, durch den Landvogt Ägidius Tschudi von Sargans und seit 1602 die Reform- und Visitationsbemühungen der schweizerischen Benediktinerkongregation gelang es nach und nach, trotz zahlreicher Rückschläge, eine erste und zweite barocke Blüte des Klosters unter Abt Jodok Höslin und seit Abt Bonifaz Tschupp herbeizuführen. Mit dem Ende der alten Eidgenossenschaft kam es zu einer Krise, von der sich das Kloster nicht mehr erholte. Innere Zerwürfnisse und äussere Bestrebungen von liberaler Seite, das Kloster zu säkularisieren, führten schliesslich zu seinem Ende, das 1838 der Grosse Rat des Kantons St. Gallen beschloss. Er zog den Besitz des Klosters an sich. Das Pfrund- und Kirchenvermögen in Eschen erhielt die dortige Pfarrei, die Kollatur der Fürst von Liechtenstein. Um 1850 wurde in den Klosterräumlichkeiten die psychiatrische Klinik St. Priminsberg eingerichtet.
Literatur
- Liechtensteinisches Urkundenbuch, Teil I: Von den Anfängen bis zum Tod Bischof Hartmanns von Werdenberg-Sargans-Vaduz 1416, 6 Bände, bearb. von Franz Perret, Benedikt Bilgeri, Georg Malin und Otto P. Clavadetscher, Vaduz 1948–1996 (LUB I/1–6).
- Franz Perret, Werner Vogler: Pfäfers, in: Helvetia Sacra, Abteilung III: Die Roden mit Benediktinerregel, Bd. 1: Frühe Klöster, die Benediktiner und Benediktinerinnen in der Schweiz, Bern 1986, S. 980–1033.
- Die Abtei Pfäfers. Geschichte und Kultur. Eine Ausstellung des Stiftsarchivs St. Gallen im Nordflügel des Regierungsgebäudes St. Gallen vom 14. April bis 8. Mai 1983, hg. von Werner Vogler, St. Gallen 1983, 21985.
- Urkundenbuch der südlichen Teile des Kantons St. Gallen. (Gaster, Sargans, Werdenberg), hg. vom Staats- und Stiftsarchiv St. Gallen, bearbeitet von Franz Perret, 2 Bände, Rorschach 1961-1982.
- Bruno Benjamin Voigt: Die Auflösung des Klosters Pfäfers im Verhältnis zum Fürstentum Liechtenstein. Die Auflösung der Klosterkorporation, die Säkularisation des Klostergutes und die bezüglichen Auseinandersetzungen des Fürstentums Liechtenstein mit dem Kanton St. Gallen, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 30 (1930), S. 45–62.
- Johann Baptist Büchel: Geschichte der Pfarrei Eschen, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 26 (1926),
Zitierweise
<<Autor>>, «Pfäfers (Kloster)», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 12.2.2025.