Pfarrei

Autor: Franz Näscher | Stand: 31.12.2011

Die Pfarrei, in ländlichen Gegenden früher auch Kirchspiel genannt, ist eine rechtlich abgegrenzte Gemeinschaft von Gläubigen, die zur seelsorglichen Betreuung einem Pfarrer anvertraut ist. Sie gehört zu einer Teilkirche (Bistum) und durch sie zur Weltkirche.

Ursprünglich war das Christentum eine Stadtreligion, wobei der Bischof, unterstützt von Klerikern, die Seelsorge leitete. Erst die zunehmende Christianisierung führte zur Organisation der Seelsorge auf dem Land, indem mehr oder weniger selbständige Seelsorgezentren entstanden, welche Priester im Auftrag des Bischofs leiteten und v.a. für die Feier der Taufe und der Eucharistie delegiert waren. In Liechtenstein dürften solche Seelsorgezentren in Schaan bestanden haben, wo bereits für die zweite Hälfte des 5. Jahrhunderts eine Kirche (→ Kapelle St. Peter) mit Taufstelle nachgewiesen ist, sowie ab etwa dem 6. Jahrhundert in Bendern. Für die bessere Betreuung der Bewohner entlegener Gebiete entstanden Filialkirchen oder Vikariate, die aber trotz der pfarrlichen Rechte der dafür bestimmten Priester nicht von der Mutterpfarrei getrennt wurden. Allmählich kam es zu zwei Bedingungen für die Errichtung einer Pfarrei: die Pfarrpfründe (Benefizium) für den Lebensunterhalt des Pfarrers und die Kirchenstiftung zum Erhalt des Kirchengebäudes und der Feier der Gottesdienste. Die Pfarrei wurde in ihrer Bedeutung durch den Pfarrzwang gestärkt, d.h. die Gläubigen hatten sich in religiösen Anliegen an ihren Pfarrer zu richten und die Gottesdienste in der Pfarrkirche zu besuchen.

In Liechtenstein gab es je drei Pfarreien im Oberland und Unterland, die weit ins Mittelalter zurückreichen: Balzers, Schaan und Triesen (mit Triesenberg) sowie Bendern, Eschen und Mauren. Die Grosspfarrei Schaan umfasste Vaduz, Planken und den nördlichen Teil von Triesenberg. Zu Bendern gehörten Gamprin, Ruggell, Schellenberg, bis 1855 die zu Eschen gehörenden Weiler Aspa und Auf Berg sowie links des Rheins bis 1564 Sennwald und Salez und bis 1637 Haag. In der Neuzeit entstanden die Pfarreien Triesenberg (1768), Vaduz (1873), Ruggell (1874) und Schellenberg (1881).

Literatur

  • Konrad Baumgartner: Pfarrei, in: Lexikon für Theologie und Kirche, 3., völlig neu bearbeitete Auflage, Bd. 8 31999, Sp. 162–167.
  • Arthur Brunhart: Triesner und allgemeine Pfarreigeschichte. Ein Überblick in Schlagworten, in: Bilder aus der Pfarrei Triesen. Festschrift zur Einweihung der renovierten und erweiterten Pfarrkirche St. Gallus am 9. Oktober 1994, hg. von Gemeinde Triesen, Redaktion: Toni Banzer, Triesen 1994, S. 9–38.
  • Wolfgang Müller: Zur Kirchen- und Pfarreigeschichte, in: Das Fürstentum Liechtenstein. Ein landeskundliches Portrait, hg. von Wolfgang Müller, Bühl/Baden 1981, S. 33–62.
  • Anton Frommelt: Fürstentum Liechtenstein, in: Bistum Chur, Bd. 1, Zürich 1942, S. 209–234.

Zitierweise

<<Autor>>, «Pfarrei», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 9.2.2025.