Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt

Autoren: Maja Widmer, Markus Burgmeier | Stand: 31.12.2011

Katholische Pfarrkirche der Pfarrei Bendern, Gemeinde Gamprin, 472 m ü.M. Die erste, unter Verwendung von Mauern einer auf dem Kirchhügel Bendern gelegenen frühmittelalterliche Hofanlage (6./7. Jahrhundert) errichtete Saalkirche lässt sich typologisch in das 8. oder 9. Jahrhundert datieren. 1045 erstmalige Erwähnung der Kirche, die zur Hälfte im Besitz des Damenstifts Schänis stand. 1208 Nennung des Patroziniums St. Maria. Nach der Übergabe an das Prämonstratenserkloster Sankt Luzi (Chur) 1194 wurde zu Beginn des 13. Jahrhunderts im Osten ein eingezogener Rechteckchor, nördlich davon eine Sakristei und ein Nebengebäude angefügt. Erstmals ist eine innere Trennung in Schiff, Vorchor und Chor zu fassen. Ein Ablass von 1325 ist wohl mit dem Neubau des Chors als Turmchor in Verbindung zu bringen. Das Schiff vergrösserte man im Lauf des 14. Jahrhunderts gegen Norden, Süden und Westen. Mit einer Altarweihe von 1481 wurde der neue gotische Polygonalchor eingeweiht, ein dazugehöriger Turm im Nordosten wurde um 1509 fertiggestellt. Dieser Turm war wegen seiner exponierten Lage Teil einer Alarmlinie der Vorarlberger Landesrettung. Weitere Um- oder Neubauten sind historisch durch Altarweihen 1693 und 1743 belegt. Nach dem Erwerb der Besitzungen und des Patronatsrechts durch die Gemeinde Gamprin-Bendern 1874 erfolgte 1875–79 die umfassende Renovation der Kirche im Sinn der Lehrbuchgotik nach Plänen des Architekten Serafin Pümpel (Feldkirch): Veränderungen im aufgehenden Mauerwerk, Erhöhung des Chors mit vergrösserten Fenstern. Anbringung von Treppengiebeln am Turm und an der Westfassade und von Aussenstreben. Neugotische Ausstattung (u.a. Altäre, Kanzel, Bestuhlung) und Innenausmalung. Neuweihe: 1.5.1880. 1969–70 letzte grössere Umbauphase nach Plänen der Architekten Hans und Canisius Burkhard (St. Gallen): Erweiterung des Schiffs um eine Fensterachse gegen Westen, Entfernung der Treppengiebel am Turm und an der Westfassade, der Aussenstreben und der Innenausmalung, Erneuerung des Vorzeichens an der Westwand, der Empore sowie der Fenster (Chorfenster mit figuralen Glasgemälden von Josef Seger) und Vergrösserung der Sakristei an der Südseite. Erneuerung der Innenausstattung: Bestuhlung, Orgel (Weihe 23.10.1970), Altar (Weihe 25.10.1970).

Nach Osten gerichtete Anlage mit einschiffigem Langhaus und eingezogenem Polygonalchor mit Netzgewölbe. Turm an der Nordostseite. Im Südwesten kleine Kapelle für den Reliquienschrein des hl. Felix. Über dem Schiff Holzdecke, welche die bemalte Decke von 1875–79 verdeckt. Die Wandmalereien der bei den archäologischen Untersuchungen (1968–71) freigelegten Fensterleibungen in der Südwand des Schiffs zählen zu den ältesten im Gebiet Liechtensteins. Aufgrund einer begehbaren Unterkellerung sind die freigelegten Mauerfundamente früherer Bauteile sichtbar. Von der alten Ausstattung: Marienstatue (um 1480), Steinplastik des hl. Luzius (letztes Viertel 15. Jahrhundert, Kopie, Original im LLM), Holzrelief «Tod Mariä» (um 1540), zwei Vortragefiguren und ein Kruzifix von Erasmus Kern (um 1650), Fastentuch von 1612 (Kopie, Original im LLM), Kreuzweg von Josef Walser aus Feldkirch (1747), Darstellung des hl. Petrus auf einem verstürzten Gewölbeteil (14. Jahrhundert, LLM).

Archive

  • Liechtensteinisches Landesarchiv, Vaduz (LI LA).

Literatur

  • Cornelia Herrmann: Die Kunstdenkmäler des Fürstentums Liechtenstein, hg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bd. 1: Das Unterland, Bern 2013 (= Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Neue Ausgabe, Bd. 122), S. 132–149.
  • Maja Widmer: Bendern FL. Pfarrkirche St. Maria, in: Die Schweiz vom Paläolithikum bis zum frühen Mittelalter, Bd. 6: Frühmittelalter, hg. von Renata Windler, Reto Marti, Urs Niffeler und Lucie Steiner, Basel 2005, S. 379.
  • Hans Rudolf Sennhauser: Katalog der frühchristlichen und frühmittelalterlichen kirchlichen Bauten in der Diözese Chur und in den nördlich und südlich angrenzenden Landschaften (A1–A125), in: Frühe Kirchen im östlichen Alpengebiet. Von der Spätantike bis in ottonische Zeit, hg. von Hans Rudolf Sennhauser, Bd. 1, München 2003, S. 43–221, hier S. 50–53.
  • Georg Malin: Kunstführer Fürstentum Liechtenstein, Bern 21977, S. 116–123.
  • Die Pfarrkirche von Bendern-Gamprin. Festschrift zur Altarweihe am 25. Oktober 1970, Redaktion: Georg Näscher, Gamprin 1970.
  • Erwin Poeschel: Die Kunstdenkmäler des Fürstentums Liechtenstein, hg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Basel 1950 (= Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Sonderband), S. 243–253.

Zitierweise

<<Autor>>, «Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 6.2.2025.

Medien

Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt, Bendern, um 1900 (LI LA).