Pfarrkirche St. Martin

Autorin: Judith Niederklopfer-Würtinger | Stand: 31.12.2011

Katholische Pfarrkirche, Gemeinde und Pfarrei Eschen, 450 m ü.M. Archäologische Befunde lassen vermuten, dass im 8./9. Jahrhundert eine erste Steinkirche entstand, die in der Folge mehrfach erweitert wurde. Im churrätischen Reichsgutsurbar 842/43 erstmals als Eigenkirche des Klosters Pfäfers erwähnt, bei dem sie bis zu dessen Auflösung 1838 blieb (1840 Übertragung der Kollatur an den Landesfürsten). 1438 Erweiterung der bestehenden Kirche, 1439 Bau eines polygonal geschlossenen Chors. 1640 Weihe der Kirche und dreier Altäre. 1650 Auftrag an die Künstler Erasmus Kern, Christoph Bademer und Bernhart Ganahl (Gamall) für die Aufsätze des Hochaltars und des Bruderschaftsaltars. Der nach 1893 verkaufte Hochaltar befindet sich seit 1931 in der Pfarrkirche von Grotenrath (D). Diverse bauliche Veränderungen im 18. Jahrhundert, 1821 Innenrenovation, 1894 Abbruch.

1893–94 Neubau einer neugotischen, gewölbten, dreischiffigen Anlage mit eingezogenem, dreiseitig geschlossenem, nach Süden orientiertem Chor und Frontturm. Die Pläne der Architekten Beytenmiller und Kleber aus Stuttgart (D) stammten von einem nicht ausgeführten Projekt in Rankweil (A). 1894 erste Weihe ohne Innenausstattung, 1895 Weihe der Altäre des hl. Martin, des hl. Jakob und des hl. Rochus, 1898 Ausmalung. 1977–79 Renovation: Das Walmdach über dem Schiff erhielt gegen Süden einen Giebel mit Rundfenster von Hugo Marxer, das Turmdach wurde zu einem achteckigen Turmhelm zwischen vier betonierten Ziergiebeln erhöht, die Sakristei vergrössert. Das Hauptschiff zeichnet eine offene Dachkonstruktion aus, die Nebenschiffe erhielten Holzdecken. Die Neugestaltung des von der historisierenden Schablonenmalerei des 19. Jahrhunderts bereinigten Innenraums erfolgte durch Georg Malin u.a. mit neuem Altartisch und Taufbrunnen unter Beibehaltung der neugotischen Altäre und Kreuzwegstationen aus der Werkstatt August Valentins (Brixen, I). 1979 Altarweihe.

Literatur

  • Cornelia Herrmann: Die Kunstdenkmäler des Fürstentums Liechtenstein, hg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bd. 1: Das Unterland, Bern 2013 (= Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Neue Ausgabe, Bd. 122).
  • Hans Rudolf Sennhauser: Katalog der frühchristlichen und frühmittelalterlichen kirchlichen Bauten in der Diözese Chur und in den nördlich und südlich angrenzenden Landschaften (A1–A125), in: Frühe Kirchen im östlichen Alpengebiet. Von der Spätantike bis in ottonische Zeit, hg. von Hans Rudolf Sennhauser, Bd. 1, München 2003, S. 89–91.
  • Erich Allgäuer: 100 Jahre neugotische Kirche, in: Mitteilungsblatt der Gemeinde Eschen. Berichtsjahr 1992, Eschen 1993, S. 33–100.
  • Erwin Poeschel: Die Kunstdenkmäler des Fürstentums Liechtenstein, hg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Basel 1950 (= Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Sonderband), S. 227–233.

Zitierweise

<<Autor>>, «Pfarrkirche St. Martin», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 6.2.2025.

Medien

Eschner Haussegen, 1910 (Bildarchiv LLM). Die Bildtafel zeigt in der oberen Reihe von links: das Porträt des Pfarrers Wilhelm Woesle, das Porträt des Bischofs von Chur, Georgius Schmid von Grüneck, und des Kaplans Josef Ester. Untere Reihe: Aussen- und Innenansicht der Pfarrkirche St. Martin, Eschen.