Pfarrkirche St. Nikolaus

Autorin: Judith Niederklopfer-Würtinger | Stand: 31.12.2011

Katholische Pfarrkirche, Gemeinde und Pfarrei Balzers, 476 m ü.M. Von den 842/43 im churrätischen Reichsgutsurbar erwähnten zwei Kirchen in Balzers bezeichnet vermutlich eine den Vorgängerbau der Pfarrkirche St. Nikolaus. 1305 erhielt Heinrich von Frauenberg die zur Pfarrkirche erhobene Kapelle. 1314–1824 übten die Erzherzöge von Habsburg als Besitzer der Burg und Herrschaft Gutenberg das Patronatsrecht aus. Mit dem Erwerb der Burg ging dieses 1824 an die Gemeinde Balzers.

Ausstattung: nach Protokollen aus dem 17. Jahrhundert Holzdecke über dem Schiff, bemaltes Gewölbe über dem Chor. 1595 vier, 1640 drei Altäre. Hauptaltar mit Muttergottes und St. Nikolaus, rechter Seitenaltar mit vergoldeter Skulptur der Muttergottes, linker Seitenaltar mit dem hl. Sebastian und dem hl. Antonius (1790 als Josefsaltar erwähnt). Die Kirche wurde durch den Dorfbrand von 1795 zerstört.

1805–07 Neubau an der Landstrasse, östlich des ursprünglichen Standorts, von Josef Ferdinand Weirather nach Plänen von Franz Barraga (Wien). 1807 den Heiligen Nikolaus und Martin geweiht. Nach Osten gerichtetes, einschiffiges Langhaus, dreiseitig abgeschlossener Chor mit Tonnengewölbe. Turm im Norden, im Süden zwei Sakristeien, Haupteingang im Westen. Ausstattung: 1819 Erwähnung von drei Altären, 1831 Anschaffung von zwei neuen Seitenaltären. Das Gestühl stammt vermutlich aus dem ehemaligen Klarissinnenkloster Valduna bei Rankweil (Vorarlberg). Die Kirche wurde 1926 bis auf den Turm abgebrochen, der Friedhof 1998 aufgelöst und in einen Park umgewandelt. Der alte Kirchturm und ein nicht gesichert rekonstruierter Grundriss markieren die Lage. Die Chorfundamente sind durch eine Grabung (1998) dokumentiert.

1909–12 wurde nach Plänen von Gustav Ritter von Neumann (Wien) am Ostfuss der Burg Gutenberg eine neue Kirche errichtet. Fürst Johann II. übernahm zwei Drittel der Baukosten. Neuromanische, in Natursteinmauerwerk ausgeführte, einschiffige Gewölbekirche mit apsidialem Abschluss. 1912 den Heiligen Nikolaus und Martin geweiht, anlässlich des 50-jährigen Regierungsjubiläums des Fürsten «Fürst-Johann-Jubiläumskirche» genannt. Die Ausstattung bestand 1912–29 wegen Geldmangel aus provisorischen Bänken und drei Notaltären. 1913 Unterbauten für die Altäre und eine Kanzel angeschafft, 1932–33 neue Kanzel, Aufsätze der Seitenaltäre von Gottfried Hilti nach Plänen von Egon Rheinberger in poliertem Balzner Marmor gefertigt. Dekorationsmalereien von Richard Arthur Nüscheler (Boswil, AG), von Otto Hämmerle (München) fertiggestellt. 1935 Weihe des von Gottfried Hilti nach Plänen von Josef Schütz (Zürich) umgebauten Hochaltars. 1971–74 Renovation unter Architekt Hans Brütsch und Edwin Bernet: im Schiff Kreuzgewölbe in Gipskonstruktion, Ersatz der bemalten Wandpfeiler durch Säulen aus Balzner Marmor. Innenraum weiss gestrichen, Fenster im Chor geöffnet. 1978 Erstellung eines neuen Konzepts von Hans Rheinberger, 1981–82 vom Architekturbüro Eberle und Frick in Zusammenarbeit mit dem Künstler Martin Frommelt weitergeführt: neue Fenster, neue Empore und Orgel, Verlegung des Taufraums in den Mittelpunkt des Chors. Ersatz der Bänke durch Stühle (mit Ausnahme des alten Gestühls aus dem Vorgängerbau), Aufhebung der Seitenaltäre, Gestaltung eines Windfangs, neuer Boden aus Balzner Marmor und Porphyr.

Literatur

  • Cornelia Herrmann: Die Kunstdenkmäler des Fürstentums Liechtenstein, hg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bd. 2: Das Oberland, Bern 2007 (= Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Neue Ausgabe, Bd. 112), S. 33–50.
  • Emanuel Vogt, Othmar Kähli: 75 Jahre Fürst Johann-Jubiläumskirche Pfarrkirche St. Nikolaus Balzers 1912–1987. Erbaut zur Erinnerung an das fünfzigjährige Regierungsjubiläum unseres verehrten Landesfürsten Johann II. von und zu Liechtenstein, genannt der "Gute", hg. von der Gemeinde Balzers, Balzers 1987.
  • Franz Büchel: Die Geschichte der Pfarrei Balzers, hg. von der Gemeinde Balzers, Balzers 1982, S. 7–87.
  • Erwin Poeschel: Die Kunstdenkmäler des Fürstentums Liechtenstein, hg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Basel 1950 (= Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Sonderband), S. 33–42.
  • Johann Baptist Büchel: Geschichte des Balzner Kirchenbaues, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 24 (1924), S. 5–37.

Zitierweise

<<Autor>>, «Pfarrkirche St. Nikolaus», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 23.5.2025.

Medien

Postkarte «Ort und Landschaft Balzers im Fürstentum Liechtenstein», vor 1906 (Sammlung Elmar Bürzle, Balzers). Verlag: Rudolf Ospelt, Vaduz.
Postkarte «Jubiläumskirche in Balzers (Liechtenstein)», vor 1912 (Sammlung Elmar Bürzle, Balzers). Verlag: Photographie u. Verlag, J. Amann, Vaduz.