Preise

Autoren: Benedikt Zäch, Carsten-Henning Schlag | Stand: 31.12.2011

Preise bezeichnen das in einer Geldwirtschaft in Geld gemessene Austauschverhältnis von Gütern und Leistungen. In einer Marktwirtschaft bilden sie sich über Angebot und Nachfrage.

Bis 1924

Der Untersuchung von Preisen und Löhnen stellen sich für die vorstatistische Zeit (vor der Mitte des 19. Jahrhunderts) zahlreiche Hindernisse. Wegen der lückenhaften Überlieferung fehlt es an dichten Datenreihen. Die Preis- und Lohnentwicklung ist instabil und hängt stark von nichtökonomischen Faktoren (Wetter, Kriegszüge etc.) ab. Der Vergleich historischer und moderner Preise ist unzulässig, weil historische und heutige Warenkörbe nicht vergleichbar sind und der Wert von Waren und Arbeit oft völlig andere Relationen aufweist.

Im Spätmittelalter, in dem die Preisentwicklung erstmals in Ansätzen fassbar ist, sind auch für Liechtenstein die Effekte einer schleichenden Münzentwertung festzustellen. Sie hatte gravierende Auswirkungen auf fixe Renten und Abgaben zuungunsten der Empfänger, die für eine festgesetzte Summe immer weniger Münzgeld erhielten. Hingegen scheinen demografische Katastrophen wie die Pest (u.a. 1348–50, um 1600) weniger markante Einschnitte in der Entwicklung der Preise zu bilden, als lange angenommen. Untersucht ist für Liechtenstein bislang nur die Entwicklung der Preise landwirtschaftlicher Erzeugnisse ab 1780. Die Getreidepreise stiegen während der Koalitionskriege (1792–1809) und aufgrund der Missernte von 1816/17 markant an, brachen 1818 ein und stabilisierten sich in den 1820er Jahren auf einem tiefen Niveau. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts erhöhten sie sich mässig. Die Weinpreise machten bis Mitte 19. Jahrhundert dieselbe Entwicklung durch, stiegen aber in der 2. Jahrhundert-Hälfte wesentlich stärker. Noch ausgeprägter war im 19. Jahrhundert der Preisanstieg bei Obst, Kartoffeln, Milchprodukten, Fleisch und Zuchtvieh. Diese unterschiedliche Preisentwicklung war Mitursache für die Verlagerung vom Getreidebau zur Milch- und Viehwirtschaft und die Bedeutung des Wein- und Obstbaus im 19. Jahrhundert. Die durch die hyperinflationäre Preisentwicklung während und nach dem Ersten Weltkrieg bedingte Krise konnte durch den Wechsel von der österreichischen Krone zum Schweizer Franken bis 1924 überwunden werden.

Benedikt Zäch

Ab 1924

Die Schweiz und Liechtenstein bilden seit 1924 einen Zoll- und Währungsraum. Seitdem stellt der Schweizer Franken in Liechtenstein die Landeswährung dar. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) ist für die Geld- und Währungspolitik des gemeinsamen Währungsraums zuständig.

Für Liechtenstein liegen keine eigenständigen Preisindizes vor. Als Bezugsgrösse für die allgemeine Preisentwicklung in Liechtenstein wird die am Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) gemessene, durchschnittliche Konsumteuerung (Inflation) in der Schweiz verwendet. Der LIK wird durch das Bundesamt für Statistik ermittelt. Er zeigt die Preisentwicklung der für die privaten Haushalte bedeutsamen Waren und Dienstleistungen in der Schweiz. Trotz regionaler Preisniveauunterschiede ist die Preisentwicklung – gemessen am LIK – in den verschiedenen Schweizer Regionen sehr ähnlich und wird deshalb auch für Liechtenstein übernommen. Von 1925 bis 2006 ist der LIK um 500 % angestiegen. Im Jahresdurchschnitt betrug die Inflationsrate 6,1 %. Zwischen 1925 und 1935 war die Preisentwicklung rückläufig. Starke Teuerungsschübe sind von 1940 bis 1943 bzw. um die beiden Ölkrisen 1973/74 und 1979/80 auszumachen. Zu Beginn der 1990er Jahre ist die bislang letzte Phase mit relativ hohen Inflationsraten von bis zu 5,9 % zu beobachten. Ab 1994 liegt die Teuerung z.T. deutlich unter 2 %; die von der SNB verwendete Definition von Preisstabilität ist damit erfüllt.

Carsten-Henning Schlag

Literatur

Zitierweise

<<Autor>>, «Preise», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 10.2.2025.

Medien

Teuerungsentwicklung, 1925-2005