Römische Villen

Autorin: Judith Niederklopfer-Würtinger | Stand: 31.12.2011

Überreste von Wohngebäuden aus römischer Zeit sind für Liechtenstein in Nendeln, Schaanwald, Mauren und vermutlich in Triesen nachgewiesen.

Die Villa von Nendeln wurde 1893–96 ausgegraben. Im Zug einer 1973–75 durchgeführten Nachgrabung kamen zwei weitere Gebäude zum Vorschein. Im Hauptgebäude, dem sogenannten Herrenhaus, wurden drei Bauphasen festgestellt. In der ersten Phase entstand ein Haus mit den Ausmassen von ca. 17,20/17,60 × 23,40/23,70 m. Die Portikus war nach Nordwesten zum Rheintal ausgerichtet. Eine vermutlich überdachte Halle mit zentraler Herdstelle bildete das Zentrum, um sie herum gruppierten sich die Wohnräume. In der zweiten Bauphase wurden im Südwesten zwei grössere Räume angebaut. Schliesslich wurde das Haus in einer dritten Phase an der Nordostseite durch eine Badeanlage mit Hypokaust bereichert. Es folgten diverse Umbauten, wie der Bau einer spätrömischen Heizung im Südosten. Im Nordosten des Haupthauses konnte ein kleiner Nebenbau und im Nordwesten ein Wirtschaftsbau mit zwei Bauphasen, der über einer prähistorischen Fundstelle lag, nachgewiesen werden. Funde belegen den ersten Bau des Anwesens Mitte des 2. Jahrhunderts n.Chr.; Holzbauten in früherer Zeit können nicht ausgeschlossen werden. Münzfunde weisen darauf hin, dass die Villa gegen Ende des 3. Jahrhunderts n.Chr. aufgegeben wurde.

In Schaanwald gelang 1928 die Freilegung einer aus Flysch und Tuffstein gebauten, mittels Hypokaust heizbaren, römischen Badeanlage. Das einstöckige Gebäude mit einer Frontlänge von etwa 13 m und 10 m Tiefe war von Norden her auf einem gepflasterten Weg zugänglich. Im vorderen Teil befanden sich der Umkleideraum (apodyterium) und das Kaltbad (frigidarium), vom Umkleideraum zugänglich waren die beheizbaren Baderäume Laubad (tepidarium) und Heissbad (caldarium) mit Apsis. Im caldarium befanden sich eine Kalt- und eine Warmbadewanne, unmittelbar dahinter lag in der Südwestecke des Gebäudes der Heizraum (praefurnium). Die Datierung des Bads ist nicht gesichert, wahrscheinlich ist eine Gründung um 100 n.Chr.; im 3./4. Jahrhundert n.Chr. wurde es aufgegeben. Die Fortführung der Grabungen brachte 1929 nordwestlich des Bades zwei als Wirtschaftsgebäude gedeutete Gebäude zum Vorschein, die einem grösseren Anwesen zuzuordnen sind, zu dem auch das Bad gehörte. Westlich der Anlage wurde ein Teilstück der römischen Fernverkehrsstrasse ausgegraben, die von Mailand nach Augsburg führte. An Funden kamen eine Pfauenfibel und ein Armreif aus Bronze, Terra sigillata, Glas, Keramik und Lavez zutage.

In Mauren wurden unter der Pfarrkirche St. Peter und Paul im Rahmen einer 1986–88 durchgeführten Grabung römische Gebäudeteile dokumentiert. Dazu gehört ein Raum mit sorgfältig ausgeführtem Hypokaustum, der Teil eines grösseren, archäologisch noch nicht erschlossenen Hauses ist. Dicht daneben stand westlich ein weiteres Bauwerk mit drei angegliederten Apsiden, dessen Verwendung nicht geklärt werden konnte. Die Funde, wie z.B. Terra sigillata oder Fibeln, lassen auf eine Benutzung der Gebäude vom 2. bis zum 4. Jahrhundert n.Chr. schliessen.

Vermutlich von einem römischen Haus in Triesen zeugen spärliche Funde und Mauerreste. Nachdem 1862 bei der Pfarrkirche Funde festgestellt worden waren, erfolgte 1911 eine Grabung (Reste einer Hypokaustenheizung). 1950 und 1963 kamen bei Neubauten in unmittelbarer Nähe römische Funde zutage, die jedoch keinen genauen Befund erbrachten. In der Flur Meierhof in Triesen konnte eine römische Kulturschicht mit Funden nachgewiesen werden; ein Baubefund fehlt.

Literatur

Zitierweise

<<Autor>>, «Römische Villen», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 10.2.2025.

Medien

Plan der römischen Villa in Nendeln (B. Overbeck: Das Alpenrheintal in römischer Zeit, 1982).