Ratjen, Adolf

Autor: Hanspeter Lussy | Stand: 31.12.2011

Bankier. *2.9.1910 Frankfurt a.M., †5.6.1989 Frankfurt a.M., Deutscher. Sohn des Privatbankiers Gustav Ratjen-Jungklaass.  Erika Jungklaass (*14.2.1917, †26.11.1988), drei Kinder. Aufgewachsen in Berlin-Dahlem, 1929 Abitur, 1929–36 Ausbildung u.a. bei deutschen und schweizerischen Bank- und Industrieunternehmen. 1936 Prokurist und 1938 Teilhaber der familieneigenen Berliner Privatbank Delbrück Schickler & Co. Trat 1940 der NSDAP bei und tat Dienst im Amt Auslandsnachrichten/Abwehr des Oberkommandos der Wehrmacht (OKW). Ratjen hatte bis zum Kriegsende für Delbrück Schickler & Co. Aufsichtsratsmandate von über 20 Industrie- und Bankfirmen inne, darunter so bedeutenden wie dem Schlesag-Konzern in Beuten, den Oberschles. Hüttenwerken AG in Gleiwitz oder der Südchemie AG in München. Während der in den ehemals deutschen Ostgebieten gelegene Industrie- und Immobilienbesitz nach dem Kriegsende verloren ging, konnte die Familie Ratjen ihre Bank (Delbrück Schickler & Co.) und ihre Beteiligungen an nichtdeutschen Unternehmen unter dem NS-Regime bewahren.

1944/45 halfen Ratjen und Josef Steegmann, die Sammlungen des Fürsten von Liechtenstein nach Vaduz zu retten. Am Kriegsende flüchtete Ratjen nach Vaduz, wo ihm Fürst Franz Josef II. das liechtensteinische Ehrenbürgerrecht verlieh (1946) und ihn mit der Verwaltung der Bank in Liechtenstein (BiL) betraute (1945–82 Mitglied, 1951–81 Präsident des Verwaltungsrats). Unter seiner Leitung entwickelte sich diese zu einer internationalen Handelsbank. Verwaltungsrat verschiedener Bank- und Industrieunternehmen, etwa der Zürcher Privatbank Maerki, Baumann & Co. Ab den 1970er Jahren baute Ratjen eine bedeutende Kunstsammlung auf. 1970 Grosskreuz des fürstl. liecht. Verdienstordens.

Literatur

  • Hanspeter Lussy, Rodrigo López: Finanzbeziehungen Liechtensteins zur Zeit des Nationalsozialismus, 2 Bände, Vaduz/Zürich 2005 (= Veröffentlichungen der Unabhängigen Historikerkommission Liechtenstein Zweiter Weltkrieg, Studie 3).

Zitierweise

<<Autor>>, «Ratjen, Adolf», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 22.5.2025.