
Rheinberger, Peter
Autor: Rudolf Rheinberger | Stand: 31.12.2011
Landtagsabgeordneter, Hauptmann und Landestechniker. *3.1.1831 Vaduz, †19.10.1893 Vaduz, von Vaduz. Sohn des Rentmeisters Johann Peter und der Elisabeth Carigiet, zehn Geschwister, u.a. Regierungssekretär David, Generaloberin Maxentia und Komponist Josef Gabriel. ⚭ 30.6.1863 Theresia Rheinberger (*22.6.1834, †14.1.1901), Tochter des «Löwen»-Wirts Anton, Schwester des Bürgermeisters Alois, vier Kinder, u.a. Schriftstellerin Hermine sowie Landtagsabgeordneter und Architekt Egon.
1845–48 Kantonsschule in Chur, wo Peter Kaiser sein Lehrer war. 1848 trat Rheinberger in die Kadettenschule in Sigmaringen und damit in den liechtensteinischen Militärdienst ein (→Militär). Am 1.1.1849 wurde er zum Korporal und am 1.5.1849 zum Leutnant befördert. Er nahm am Feldzug gegen die Aufständischen in Baden von Mai bis September 1849 teil und war anschliessend diensthabender Leutnant der Garnison auf Schloss Vaduz. Vom Militär beurlaubt, studierte er 1855–56 Strassen-, Brücken-, Wasser- und Zivilbau am Polytechnikum in München. Danach arbeitete er im Zentralbüro für Eisenbahnbau in Chur und 1857–59 als stv. Sektionsingenieur beim Bau der Bahnstrecke Weesen-Schänis. Nach einer Besprechung mit Fürst Johann II. in Bonn wurde Rheinberger am 15.6.1859 als erster und einziger Liechtensteiner zum Oberleutnant und Kommandanten des liechtensteinischen Miltärkontingents befördert und mit dessen Reorganisation betraut. Zusammen mit dem Feldwebel Andreas Walch war er für die Ausbildung der Mannschaften sowie alle Verwaltungs- und Kanzleigeschäfte des Truppenkörpers zuständig. Er leitete während des Preussisch-Österreichischen Kriegs 1866 die letzte militärische Aktion des liechtensteinischen Bundeskontingents. Am 6.9.1866 ernannte ihn Johann II. zum Hauptmann.
Nach der Auflösung des liechtensteinischen Militärs 1868 wurde Rheinberger, der schon seit 1860 jährlich neun Monate mit technischen Aufgaben betraut worden war, als vollamtlicher Landestechniker sowie als technischer Referent der Regierung und der Domänenverwaltung angestellt. Zu seinen Aufgaben gehörten u.a. die Rüfenverbauung, die Fortsetzung der Entwässerung der Talfläche und die Erstellung der Hochwuhre am Rhein von Balzers bis nach Ruggell (→Wuhrsysteme). Darüber gab Rheinberger 1884 im «Bericht des fürstlichen Landestechnikers über die liechtensteinischen Rheinschutzbauten» Rechenschaft ab. Er war auch für Bauten des Lands sowie die Instandhaltung der bestehenden und die Anlage neuer Strassen zuständig. Rheinberger plante und leitete u.a. den Bau der Strasse Vaduz–Triesenberg–Sücka mit dem Tunnel durch den Kulm (1864–68), die Rheinbrücken und das fürstliche Absteigequartier (1889–92). Nach seinen Plänen wurde 1866–67 das «Ständehaus» errichtet (→Landtagsgebäude). 1871–72 hatte er die technische Aufsicht über den Bau der durch Liechtenstein führenden Bahnverbindung Buchs–Feldkirch. 1865–71 führte er zusammen mit Alois Schauer die erste Vermessung Liechtensteins samt Neuanlage des Bodenkatasters durch. Rheinberger war Weinbaupionier, Gründungsmitglied und 1885–93 erster Vorstand der Sektion Weinbau im Landwirtschaftlichen Verein.
1872–77, 1878–82 und 1886–93 war Rheinberger Landtagsabgeordneter, 1877–78 stv. Landtagsabgeordneter, zeitweilig Schriftführer, Mitglied der Finanzkommission und des Landesausschusses. 1872 gehörte er einer Delegation des Landtags an, die Fürst Johann II. auf Schloss Eisgrub ersuchte, einer Spielbank die Konzession zu erteilen (→Spielbanken). Dieser lehnte ab, gewährte dem Land aber ein zinsloses Darlehen von 125 000 Gulden für den Rheinwuhrbau. Der bei seinen Soldaten beliebte und als tüchtig geltende Hauptmann Rheinberger erlangte v.a. als Techniker grosse Bedeutung für Liechtenstein.
Archive
- Familienarchiv Rheinberger.
Literatur
- Rudolf Rheinberger: Das Rote Haus und der Weinbau in Vaduz, in: Vaduzer Wein. 100 Jahre Winzergenossenschaft, hg. von der Winzergenossenschaft und der Gemeinde Vaduz, Redaktion: Hubert Gassner et al., Vaduz 1996, S. 119–132.
- Rupert Quaderer-Vogt: Wird das Contingent als das Unglück des Landes angesehen. Liechtensteinische Militärgeschichte von 1814 bis 1849, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 90 (1991), S. 1–282, hier S. 209–212.
- Paul Vogt: 125 Jahre Landtag, hg. vom Landtag des Fürstentums Liechtenstein, Vaduz 21988.
- Joseph Ospelt: Der 1866er Feldzug des fürstlich liechtensteinischen Bundeskontingentes. Mit kurzer Lebensbeschreibung des Hauptmanns und Landestechnikers Peter Rheinberger und einem Bilde, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 24 (1924), S. 39–74.
Nachrufe
- Liechtensteiner Volksblatt, 27.10.1893, S. 1.
Normdaten
GND: 116499346
Zitierweise
<<Autor>>, «Rheinberger, Peter», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 8.2.2025.