
Ritter, Alois
Autor: Donat Büchel | Stand: 31.12.2011
Landtagspräsident. *9.6.1897 Ruggell, †31.1.1966 Vaduz, von Ruggell. Sohn des Vizevorstehers, Schuhmachers, Stickers und Landwirts Wilhelm und der Maria, geb. Biedermann, ein Bruder. ⚭ 29.11.1928 Isabella Gassner (*22.11.1904, †31.12.1996), drei Kinder, u.a. Landtagspräsident Karlheinz.
Gymnasium in Feldkirch, Studium der Rechtswissenschaften in Wien (1925 Dr. iur. utr.). Ab 1926 Rechtsanwalt in Vaduz, 1926–36 Partner des Volkspartei-Gründers Wilhelm Beck, dann Eröffnung einer eigenen Kanzlei.
Als Becks rechte Hand betrat auch Ritter das politische Parkett. 1927–28 war er Redaktor des «Liechtensteiner Volkswirts». 1928 stellte ihn die VP als Kandidaten für das Amt des Regierungschef-Stellvertreters auf, er unterlag aber Ludwig Marxer (FBP). 1936–40 amtete er als Vizepräsident der 1936 durch die Fusion der VP mit dem Liechtensteiner Heimatdienst entstandenen Vaterländischen Union (VU). Als wichtigster Vertreter des VP-Flügels innerhalb der VU stand Ritter in der sozialpolitisch und demokratisch ausgerichteten VP-Tradition. Er war gemässigter als die ehemaligen Exponenten des Heimatdiensts Otto Schaedler und Alois Vogt. Ritter setzte während den bis 1938 anhaltenden Auseinandersetzungen zwischen FBP und VU auf Sachpolitik und hoffte, dass die FBP-Mehrheit auf den Proporz einlenke. 1938 nahm er an der Friedenskonferenz zwischen den Parteien teil, an welcher der Proporz ausgehandelt wurde. Während des Zweiten Weltkriegs trat Ritter in der Führung der VU weniger in Erscheinung. Im ersten Nachkriegsjahrzehnt war er aber ein führender Politiker: 1945–58 als Landtagsabgeordneter, 1945–53, 1955 und 1957 als Landtagsvizepräsident, 1954/55 und 1956/57 als Landtagspräsident; zeitweilig gehörte er der Finanzkommission und dem Landesausschuss an. Zudem war er 1949–53 Vizepräsident der VBI und 1959–66 des StGH.
Ritter wurde 1946 Verwaltungsrat der neu gegründeten Gerätebau-Anstalt Balzers und war 1948 an der Gründung der Elastin-Werk AG, Triesen, beteiligt. Er war 1943–66 Mitglied der Maturakommission (1962–66 Präsident), 1956–61 Präsident der Altherrenschaft der akademischen Verbindung Rheinmark, Ehrenpräsident der Rheinmark, Ehrenmitglied des Musikvereins Frohsinn Ruggell (1937), Ehrenpräsident der Harmoniemusik Triesenberg und Fürstlicher Justizrat (1956).
Literatur
- Die Schlossabmachungen vom September 1920. Studien und Quellen zur politischen Geschichte des Fürstentums Liechtenstein im frühen 20. Jahrhundert, hg. von der Vaterländischen Union, Redaktion: Arthur Brunhart, Vaduz 1996, S. 98.
- Peter Geiger: Krisenzeit. Liechtenstein in den Dreissigerjahren 1928–1939, 2 Bände, Vaduz/Zürich 1997, 22000.
- Paul Vogt: 125 Jahre Landtag, hg. vom Landtag des Fürstentums Liechtenstein, Vaduz 1987,21988.
Nachrufe
- Liechtensteiner Vaterland, 1.2.1966, S. 1.
- Liechtensteiner Volksblatt, 3.2.1966, S. 2.
- Liechtensteiner Volksblatt, 5.2.1966, S. 6.
- Liechtensteiner Vaterland, 5.2.1966, S. 1.
- Liechtensteiner Vaterland, 12.2.1966, S. 6.
Zitierweise
<<Autor>>, «Ritter, Alois», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 6.2.2025.