
Roeckle, Franz Josef
Autor: Florin Frick | Stand: 31.12.2011
Architekt. *14.12.1879 Vaduz, †23.12.1953 Vaduz, von Vaduz, ab 1913 Deutscher, ab 1932 wieder Bürger von Vaduz. Sohn des Mühlen- und Sägereibesitzers Johann Baptist und der Isabella, geb. Seger, sieben Geschwister. ⚭ 4.7.1913 Johanna Hilsenbek (*2.11.1885, †26.5.1965).
1896–97 Staatsgewerbeschule in Innsbruck, dann Studium der Architektur in Stuttgart, Schüler von Theodor Fischer. Ab ca. 1905 wirkte Roeckle als selbständiger Architekt in Stuttgart und später in Frankfurt am Main. Roeckle ist international besonders bekannt als Vertreter der frühen Moderne in Frankfurt. Erwähnenswert sind – neben seinen Villenbauten und Leistungen im modernen Siedlungsbau – Werke wie die Synagoge im Westend (1908–10), ein Kuppelbau mit ägyptisch-assyrischen Stilelementen, oder das Institut für Sozialforschung (1924), eine stilistische Verbindung der Neuen Sachlichkeit mit der florentinischen Renaissance. In Liechtenstein stammen von Roeckle u.a. das Rathaus Vaduz (1932–33), ein Wiederaufbaukonzept für die 1907 abgebrannte Häuserzeile in Vaduz-Altenbach und Pläne für ein nicht realisiertes Landeskrankenhaus in Schaan (1919).
Roeckle war deutscher Kriegsteilnehmer im Ersten Weltkrieg (Offizier), ab 1923 Gönner und ab 1932 Mitglied der NSDAP. 1933 plante er mit liechtensteinischen Nationalsozialisten die Gründung einer «Nationalen Bewegung» in Liechtenstein; Auftakt sollte die Entführung der jüdischen Neubürger Rotter im April 1933 nach Deutschland sein, was misslang (→Rotter-Entführung). Roeckle wurde zu viermonatiger Haft verurteilt und lebte nach seiner Entlassung weiterhin in Frankfurt. 1943 kehrte er nach Vaduz zurück.
Literatur
- Peter Geiger: Krisenzeit. Liechtenstein in den Dreissigerjahren 1928–1939, Vaduz/Zürich 1997, 22000, S. 343–351.
- Otto Seger: Vaduz. Ein Heimatbuch, hg. von der Gemeinde Vaduz, Vaduz 1956, S. 96.
- Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, begründet und hg. von Ulrich Thieme und Felix Becker, Bd. 28 (1934), S. 480.
Von der Redaktion nachträglich ergänzt
- Peter Kamber: Fritz und Alfred Rotter. Ein Leben zwischen Theaterglanz und Tod im Exil, Leipzig 2020, S. 342–440, passim.
- Marianne Hilti-Roeckle, Hanna Roeckle, Peter Zimmermann (Hg.): Franz Roeckle. Bauten 1902–1933, mit Textbeiträgen von Hubertus Adam, Florin Frick, Peter Geiger, Christoph Jobst, Cornelia Kolb-Wieczorek und Wolfgang Voigt, Ostfildern 2016.
Nachrufe
- Liechtensteiner Volksblatt, 29.12.1953, S. 2f.
- Liechtensteiner Vaterland, 31.12.1953, S.6.
Normdaten
GND: 127859683
Zitierweise
<<Autor>>, «Roeckle, Franz Josef», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 17.2.2025.