
Runder Büchel (Runda Böchel) (Balzers)
Autorin: Anna Merz | Stand: 31.12.2011
Archäologischer Fundort südlich der Burg Gutenberg, Gemeinde Balzers, 501 m ü.M. Trotz exponierter Lage wurde der Hügel mehrfach als Siedlungs- und Bestattungsplatz genutzt.
Auf der Kuppe und am Hang wurde 1980–82 ein frühmittelalterliches Körpergräberfeld mit 92 Bestattungen entdeckt (→Alamannenareale). Über den ganzen Hügel verstreut fanden sich Keramikscherben, Glasschmuck und Metall aus der Eisenzeit (800–15 v.Chr.); die einzigen Spuren einer Siedlung sind die Überreste eines zwischen 400 und 200 v.Chr. errichteten Gebäudes. In die jüngere Eisenzeit (450–15 v.Chr.) datiert die älteste Fundmünze Liechtensteins, ein ostkeltisches Tetradrachmon aus Silber. Für die Siedlungsgeschichte des Alpenrheintals von Bedeutung ist neben den Siedlungsresten v.a. die Entdeckung eines eisenzeitlichen Brandgräberfelds aus dem Übergang von der Hallstattzeit zur Latènezeit, welches zwischen der ersten Hälfte des 6. bis ans Ende des 5. Jahrhunderts v.Chr. benutzt wurde. Insgesamt handelt es sich um 30 Brandschüttungsgräber und ein Körpergrab, welche auf der Südseite des Runden Büchels am Fuss des Hangs 1981–83 untersucht wurden. Die Toten wurden verbrannt und der Leichenbrand entweder im Innern einer kleinen Steinsetzung beigesetzt oder in eine Erdgrube geschüttet. Die Beigaben bestehen aus Trachtbestandteilen (Schmuck und Waffen) sowie zwei bis drei Keramikgefässen des Typs Tamins (älter) oder Schneller (jünger).
Während der Ausgrabung der Eisenzeit-Nekropole wurden am gleichen Ort sieben noch ältere Gräber entdeckt, die in die späte Bronzezeit (1300–800 v.Chr.) datieren und deren Grabbeigaben und Ritus auf Beziehungen zur Zentral-, Nord- und Nordostschweiz sowie zum Bodenseegebiet schliessen lassen. Es handelt sich wie in der Eisenzeit um Brandgräber, bei denen jedoch die Asche in einer Urne aus Ton gesammelt wurde. Ausserdem befanden sich in den meisten Gräbern zwei bis drei Keramikgefässe sowie Knochen, die auf eine Fleischbeigabe hinweisen. Die zu dieser Zeit üblichen Metallbeigaben fehlen hier bis auf eine fragmentierte Nadel und dünne Bronzedrahtspiralen. Die Urnen der leicht in den Boden eingetieften Gräber waren meistens mit einer flachen Steinplatte abgedeckt. Es fanden sich keine Hinweise auf die Errichtung von Grabhügeln. Mit Streufunden sind auch die römische Epoche, das Mittelalter und die Neuzeit vertreten.
Literatur
- Matthias Gurtner: Balzers - Runda Böchel. Ein Bestattungs- und Siedlungsplatz des 1. Jahrtausends v. Chr. im Alpenrheintal, Redaktion: Hansjörg Frommelt, 2 Bände, Vaduz 2004.
- Jakob Bill: Der Runde Büchel in Balzers, bevor er Friedhof wurde, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 83 (1983), S. 7–34.
- Jakob Bill, Hansueli Etter: Das frühmittelalterliche Gräberfeld vom «Runden Büchel» in Balzers, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 81 (1981), S. 13–80.
Zitierweise
<<Autor>>, «Runder Büchel (Runda Böchel) (Balzers)», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 8.2.2025.