
Sargans (Stadt)
Autor: Mathias Bugg | Stand: 31.12.2011
Politische Gemeinde im Kanton St. Gallen, Wahlkreis Sarganserland, 5450 Einwohner/innen (2011). Umfasst das alte Städtchen Sargans und die Weiler Prod, Ratell, Vild, Töbeli und Farb. 765 Senegaune, um 1097 Sannegannis, 1257 Sangans. Historisches Städtchen mit Gericht und Markt.
Streufunde urgeschichtlicher Zeit; römische Villa aus dem 1.–3. Jahrhundert an der Strasse nach Trübbach. Das churrätische Reichsgutsurbar (um 842/43) erwähnt in Sargans eine Kirche. Das Patronatsrecht lag von ca. 1097 bis 1806 beim Kloster Mehrerau, dann beim Kanton St. Gallen und beim Kloster Pfäfers, ab 1838 bei der Gemeinde Sargans 1394 stiftete Graf Johann von Werdenberg-Sargans zwei Kaplaneipfründen. Ein 1342 gegründetes Dominikanerinnen-Klösterlein ging vor 1394 wieder ein. Während der Reformation hielt Sargans, im Gegensatz zu den anderen Gemeinden der Landvogtei, ununterbrochen am angestammten Glauben fest; seit 1959 gibt es eine evangelisch-reformierte Kirche.
Um 1260 gründeten die Grafen Hugo I. und Hartmann I. von Werdenberg die Stadt Sargans als Zentrum ihres durch eine Erbteilung im Haus Montfort entstandenen neuen Herrschaftsgebiets. 1456 erneuerten die Grafen das Stadtrecht (mit weitgehenden Privilegien), das ab 1483 durch die Eidgenossen bestätigt wurde. Auffällig ist die rechtliche Trennung zwischen Stadtburgern und Ausburgern (ca. ein Drittel der Bevölkerung in den Weilern ausserhalb der Stadtmauern). Stadt- und Ausburger bildeten bis 1798 eigene Gemeinwesen mit separaten Amtleuten und gesonderter Rechnungsführung. Kirche, Schule, Allmenden und Alpen wurden gemeinsam verwaltet. 1483–1798 war Sargans Verwaltungssitz der eidgenössischen Landvogtei Sargans (mit entsprechender Infrastruktur). 1811 zerstörte ein Brand die mittelalterliche Stadtanlage, die 1812 wieder aufgebaut wurde. Ab dem 16. Jahrhundert sind Spannungen um die Rheinwuhre (u.a. mit Balzers) überliefert, die erst im 19. Jahrhundert endgültig beigelegt wurden.
Der Bau der Eisenbahn 1858–59 führte zu einem wirtschaftlichen Aufschwung und machte Sargans zu einem Verkehrsknotenpunkt. 1912 entstand die Haushaltungsschule Broderhaus. Nach 1950 erfolgte eine rasante Entwicklung zum Dienstleistungs- und Bildungszentrum: 1955 Berufsschule für Verkauf Sargans-Werdenberg, 1963 Kantonsschule Sargans, 1993 Schule für Gesundheits- und Krankenpflege. Die verschiedenen Schulen der Berufsbildung schlossen sich 2001 zum Berufs- und Weiterbildungszentrum Sarganserland zusammen und werden auch von vielen Personen aus Liechtenstein besucht. Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe verminderte sich; ab 1965 wurden sie fast ausnahmslos in die Rheinau ausgesiedelt.
Literatur
- Johannes Huber: Katholische Gebetsstätten von Sargans. Kunst- und Kulturführer, Sargans 2002.
- Werner Vogel: Sargans in alten Ansichten, Zaltbommel 1991.
- Dominik Frick: Die Balzner Gemeindegrenzen, in: Der Balzner Wald, hg. von der Gemeinde Balzers, Redaktion: Felix Näscher, Balzers 1982, S. 154–183, besonders 170–174.
- Anton Stucky: Sargans Schulgeschichte vom 13. bis 20. Jahrhundert. Mit Beiträgen zur Geschichte des Städtchens vom 13. Jahrhundert bis Mitte 19. Jahrhundert, Sargans 1982.
- Jean Geel: Rechtliche Stellung der Stadt- und Ausburger am Beispiel von Sargans, in: Sarganserland 1483–1983. Von der Grafschaft zum Kanton St. Gallen. Festschrift, hg. von der Sarganserländischen Talgemeinschaft, Mels 1982, S. 81–96.
- Benedikt Frei: Der römische Gutshof von Sargans, Basel 1950 (= Archäologischer Führer der Schweiz, Bd. 3).
- Franz Perret: 1100 Jahre Pfarrei Sargans 850–1950, Mels 1950.
Zitierweise
<<Autor>>, «Sargans (Stadt)», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 15.2.2025.