
Schädler, Rudolf (1845–1930)
Autor: Rudolf Rheinberger | Stand: 31.12.2011
Landtagspräsident. *20.2.1845 Vaduz, †26.1.1930 Vaduz, von Eschen. Sohn des Landtagspräsidenten und Arztes Karl und der Katharina, geb. Walser, acht Geschwister, u.a. Landtagspräsident und Arzt Albert und Landtagsabgeordneter und Ingenieur Karl. ⚭ Mai 1877 Maria Marxer (*2.8.1859, †18.12.1945), Tochter des Bürgermeisters Johann Georg Marxer, sieben Kinder, u.a. Musiker und Künstler Rudolf.
1856–64 Gymnasium in Feldkirch, Neuburg (Bayern) und Einsiedeln (SZ). 1864–69 Studium der Medizin in Freiburg i.Br., Wien und Giessen (Hessen), 1869 Dr. med. In Freiburg Mitglied der Burschenschaft Teutonia. 1869 übernahm er die Praxis seines erkrankten Vaters, die er 1872–1910 zusammen mit seinem Bruder Albert führte. Schädler hielt jahrelang alle 14 Tage eine Sprechstunde in Sargans, Buchs, Mauren und Bendern. 1872–73 baute er zusammen mit seinem Bruder Albert anstelle des Tschaggaturms das Schädlerhaus in Vaduz.
1872–75, 1885–1910 und 1913–20 Mitglied des Landesschulrats. 1872–78 Landtagsabgeordneter, 1877–78 Landtagspräsident, zeitweilig Mitglied der Finanzkommission und des Landesausschusses. In den Münzwirren war Schädler 1877 Mitglied des Verhandlungsausschusses, der einen Kompromiss zwischen Ober- und Unterland aushandelte (Schaffung zweier Wahlkreise), was ihm im Oberland viele Gegner einbrachte. Bei den Landtagswahlen 1878 wurde er nur zum Stellvertreter gewählt. Er nahm das Amt nicht an und zog sich aus der Landespolitik zurück.
1873 gründete Schädler die «Liechtensteinische Wochenzeitung» und war von 1873 bis 1877, als er das Erscheinen der Zeitung einstellte, deren Redaktor. 1878–88 war er Mitarbeiter beim «Liechtensteiner Volksblatt».
Schädler verfolgte die Verwirklichung seiner kulturellen und wirtschaftlichen Ziele nach seinem Rückzug aus der Politik auch über Vereinsgründungen. Er war Initiant (1885) und 1885–1919 Präsident des landwirtschaftlichen Vereins (→ Liechtensteiner Bauernverband), 1891–1919 Redaktor der vereinsinternen Broschüre «Mitteilungen», Organisator der Liechtensteinische Landesausstellung 1895 (→ Landesausstellungen), Ehrenmitglied. Mitbegründer (1897) und 1897–99 Obmann des Verschönerungsvereins Vaduz (Vorläufer des Verkehrsvereins Vaduz), ab 1899 mehrere Jahre Mitglied des Ausschusses des Verbands für Fremdenverkehr in Vorarlberg und Liechtenstein, Gründungsmitglied (um 1894) und erster Obmann der Winzergenossenschaft Vaduz.
Schädler trat bei vielen öffentlichen Anlässen als Redner auf und förderte die Musik, u.a. als Präsident des Organisationskomitees für das erste liechtensteinsiche Sängerfest 1879 sowie als Mitinitiant der Neugründung der Vaduzer Harmoniemusik (1880) und des Männergesangvereins Vaduz (1888), den er auch präsidierte. Schädler gab 1882 den Anstoss zur Neugründung des Vaduzer Schützenvereins, dem er 1882–98 und ab 1907 als Präsident vorstand. 1909 Mitgründer und 1909–22 Erster Vorsitzender (Präsident) des Liechtensteiner Alpenvereins (Ehrenvorsitzender). Mitglied einer Pachtgemeinschaft, die ab 1892 das «Kurhaus Sücka» pachtete. Schädler leitete jahrzehntelang das von seinem Bruder Karl 1894 erworbene «Kurhaus Gaflei» (bis 1907 zusammen mit Karl) und war dort auch als Arzt tätig. Nach dem Tod Karls 1907 erbten Schädler und sein Bruder Albert die Liegenschaft.
Ab 1920 war Schädler Mitglied des Verwaltungsrats und des Aufsichtsrats der Bank in Liechtenstein; Präsident des ersten liechtensteinischen Katholikentags 1921. 1920 Regierungsjubiläums-Erinnerungsmedaille, verliehen von Fürst Johann II.
Der fortschrittlich-liberal eingestellte Schädler erwarb sich durch seine politische Aktivität und seine Arbeit in verschiedenen Vereinen grosse Verdienste um die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung Liechtensteins. Er war ein beliebter Arzt und Besitzer des ersten Fahrrads im Land (um 1880).
Literatur
- Rudolf Rheinberger: Dr. med. Rudolf Schädler 1845–1930. Seine Tätigkeit als Arzt und sein Wirken im Dienste der Öffentlichkeit, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 92 (1994), S. 149–199.
Normdaten
GND: 121169111X
Zitierweise
<<Autor>>, «Schädler, Rudolf (1845–1930)», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 10.2.2025.