
Scheffhaber (Schäfhaber)
Autor: Redaktion | Stand: 11.9.2024
Der «Scheffhaaber» gehörte zu den ältesten Feudallasten der Herrschaft Schellenberg. Er war laut Schellenberger Urbar (Abschrift 1698) von allen Haushaltungen in Ruggell, Bendern und Gamprin, in den Eschner Dorfteilen Mösma und Schönabüel sowie von vier, später von 14 Haushaltungen in Schellenberg mit einem halben Viertel Hafer (ca. 13 Liter) an den Besitzer der Herrschaft Schellenberg zu leisten. Dieselbe Abgabe hatten laut Urbar auf der Schweizer Rheinseite auch alle Haushaltungen in Salez bis zum Lienzerbach zu liefern (ursprünglich an die Herren von Sax); dieser Anspruch konnte nicht durchgesetzt werden. Es dürfte sich um eine Fährabgabe gehandelt haben, wohl für die bei Haag über den Rhein nach Gamprin bzw. Bendern führende, früher von den Herren von Schellenberg und den Herren von Sax gemeinsam verliehene Fähre (Schiff, «Scheff»).
1461 mussten auch die Hofleute von Kriessern im St. Galler Rheintal für die Fähre Blatten einen «Scheffhaber» von einem ganzen Viertel Hafer leisten und ausserdem bei Bedarf das «Scheff» in den oder aus dem Rhein ziehen. Schon im Churrätischen Reichsgutsurbar von 842/843 ist eine Abgabe von sieben Dörfern an das herrschaftliche Rheinschiff beim Hof Schaan erwähnt.
Ursprung und Rechtsgrund des Scheffhabers waren schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts nicht mehr bekannt. Er wurde 1803 von Landvogt Franz Xaver Menzinger mit einer Rodungs- und Forstabgabe in Verbindung gebracht, später mit einer Häusersteuer. Die in der Fasnachtszeit fällige Abgabe floss unter der Bezeichnung «Schäfhaber» bis zur Revolution 1848 an die fürstliche Rentkasse, danach bis zur unentgeltlichen Aufhebung 1868 an die Landeskasse. Ihr Ertrag belief sich jährlich auf etwa 100–150 Gulden.
Quellen
- Die Rechtsquellen des Kantons St. Gallen, 3. Teil: Die Landschaften und Landstädte, Bd. 3: Die allgemeinen Rechtsquellen des Rheintals, bearb. von Werner Kuster, Basel 2018, Nr. 39, S. 102–107 [Urkunde vom 23.9.1461].
- Die Landesbeschreibung des Landvogts Josef Schuppler aus dem Jahre 1815, Textedition mit Einleitung, hg. von Alois Ospelt, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 75 (1975), S. 189–461, hier S. 389, 400.
- Liechtensteinisches Urkundenbuch, Teil I: Von den Anfängen bis zum Tod Bischof Hartmanns von Werdenberg-Sargans-Vaduz 1416, Bd. 4: Aus den Archiven des Fürstentums Liechtenstein, bearb. von Georg Malin, Vaduz 1963/1965 (LUB I/4), S. 443–560 [Urbar der Herrschaft Schellenberg], hier S. 538, 541f.
- Liechtensteinisches Urkundenbuch, Teil I: Von den Anfängen bis zum Tod Bischof Hartmanns von Werdenberg-Sargans-Vaduz 1416, Bd. 1: Aus dem bischöflichen Archiv zu Chur und aus dem Archiv Pfäfers in St. Gallen, bearb. von Franz Perret, Vaduz 1948 (LUB I/1), S. 41–45 [Churrätisches Reichsgutsurbar 842/843].
Literatur
- Heinz Gabathuler: Mittelalterliche Grenzen im Alpenrheintal. Zur Entstehung der liechtensteinisch-werdenbergischen Rheingrenze, in: Jahrbuch Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 114 (2015), S. 89–95, hier S. 90f.
- «Schiff», in: Deutsches Rechtswörterbuch (DRW), Bd. 12 (2013), Sp. 557–562.
- Alois Ospelt: Wirtschaftsgeschichte des Fürstentums Liechtenstein im 19. Jahrhundert. Von den napoleonischen Kriegen bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 72 (1972), S. 106f., 130f., 133.
- Peter Geiger: Geschichte des Fürstentums Liechtenstein 1848 bis 1866, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 70 (1970), S. 5–418, hier S. 33f., 114, 163f., 323, 405.
Zitierweise
<<Autor>>, «Scheffhaber (Schäfhaber)», Stand: 11.9.2024, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 10.2.2025.