Schellenberger Urbar

Autor: Fabian Frommelt | Stand: 31.12.2011

Das Schellenberg Urbar ist ein Verzeichnis der landesherrlichen Besitzungen und Einkünfte in der Herrschaft Schellenberg (→ Urbare). Die darin enthaltene Erwähnung eines Privilegienbriefs des «jetzigen Kaisers Matthias» (1557–1619) vom 3.6.1614 deutet auf einen Entstehungszeitraum 1614–19. In diesen Jahren nach dem Kauf der Herrschaften Vaduz und Schellenberg durch Graf Kaspar von Hohenems (1613) entstanden auch das Urbar der Grafschaft Hohenems (1613) sowie das sogenannte Sulzisch-Hohenemsische Urbar der Grafschaft Vaduz (1617/19). Es liegen dem Schellenberger Urbar aber weitaus ältere, auf das Hoch- und Spätmittelalter zurückgehende Verhältnisse und Dokumente zugrunde.

Die älteste erhaltene, von der fürstlich-kemptischen Kanzlei (→ kaiserliche Administration) beglaubigte Abschrift des Schellenberger Urbars datiert vom 22.2.1698 (94 Seiten). Eine weitere beglaubigte Abschrift vom 21.2.1699 (83 Seiten) findet sich als Beilage zum Kaufvertrag vom 18.1.1699, durch den die Herrschaft Schellenberg von den Grafen von Hohenems an die Fürsten von Liechtenstein überging. Dieser Kauf liegt der Entstehung der Abschriften zugrunde. Im Jahr 1700 wurde das Schellenberger Urbar neu aufgenommen, ergänzt und präzisiert (374 Seiten). Wie das Sulzisch-Hohenemsische Urbar enthält das Schellenberger Urbar in einem ersten Teil eine historische Herleitung und Auflistung der herrschaftlichen Rechte und Einkünfte: Genannt sind kaiserliche Privilegien, Grenzen, Jagd, Fischerei, Wälder, Weingärten, Ab- und Einzug, Gericht, Leibeigenschaft, Frondienste, Fasnachtshennen, Zoll, Umgeld, Steuern und «Schnitz» sowie die beiden Schellenberger Burgen. Es folgen, in den Abschriften von 1698 und 1699 geordnet nach Schupflehen (Zeitlehen) und Erblehen, die herrschaftlichen Lehenshöfe und -güter, Fähren, Mühlen, Sägen, Tavernen usw. in den einzelnen Orten und Weilern (Mauren, Eschen, Schönabüel, Mösma, Bendern, Gamprin, Schellenberg, Ruggell, Schaanwald). Im Anschluss werden Einkünfte aus einzelnen Abgaben aufgelistet, namentlich «Zinshaber», «Schäfhaber», Hubsteuer, «unablösige» Grundzinse und «ablösige» Zinsbriefgülten. Die Abschrift von 1700 gliedert Besitz und Einkünfte konsequent nach Gemeinden.

Quellen

  • Kaufvertrag der Herrschaft Schellenberg 1699, bearbeitet von Claudius Gurt, hg. vom Liechtenstein-Institut, Vaduz 1999, S. 85–121.
  • Liechtensteinisches Urkundenbuch, Teil I: Von den Anfängen bis zum Tod Bischof Hartmanns von Werdenberg-Sargans-Vaduz 1416, Bd. 4: Aus den Archiven des Fürstentums Liechtenstein, bearb. von Georg Malin, Vaduz 1963/1965 (LUB I/4), S. 443–560.

Literatur

  • Georg Malin: Einleitung, in: Liechtensteinisches Urkundenbuch, Teil I: Von den Anfängen bis zum Tod Bischof Hartmanns von Werdenberg-Sargans-Vaduz 1416, Bd. 4: Aus den Archiven des Fürstentums Liechtenstein, bearb. von Georg Malin, Vaduz 1963/1965 (LUB I/4), S. 445–457.

Zitierweise

<<Autor>>, «Schellenberger Urbar», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 17.2.2025.