Schulbücher

Autorin: Annette Bleyle | Stand: 31.12.2011

Aufgrund seiner Kleinheit kann sich Liechtenstein nicht selbst vollständig mit Schulbüchern versorgen, sondern bezieht die meisten Lehrmittel aus dem deutschsprachigen Ausland. Grund für die Herstellung eigener Schulbücher war u.a. die Betonung der Eigenstaatlichkeit.

Die im Unterricht zu verwendenden Schulbücher wurden erstmals im Schulgesetz von 1822 festgelegt. Das erste speziell für Liechtenstein herausgegebene Schulbuch war 1834 das Lesebuch «Namenbüchlein für die Schulen des souveränen Fürstenthums Liechtenstein» (Verfasser unbekannt). Mindestens bis in die 1820er Jahre verfügten nicht alle Schüler in Liechtenstein über Lehrmittel, und bis zum Schulgesetz von 1859 war die Schulbuchsituation in Liechtenstein sehr schlecht. Den Lehrern stand neben Sammlungen biblischer Geschichten und Katechismen nur eine Fibel (Lehrbuch für Schulanfänger) zur Verfügung. Den Hauptteil der speziell für Liechtenstein angefertigten Lehrmittel machen die Lesebücher aus (ab 1834). Diese wurden für die Fächer Deutsch (Lesen und Schreiben), Geschichte, Geografie, Natur- und Heimatkunde sowie für den Staatskundeunterricht verwendet. Das erste Lesebuch, das Liechtenstein auch inhaltlich behandelte, erschien 1914 (2. Teil) und 1916 (1. Teil). Es war von einer Lehrerkommission unter der Leitung von Johann Baptist Büchel erarbeitet worden. Zwischen 1928 und 1940 entstand die bisher einzige Lesebuchreihe für sämtliche Volksschulklassen. Das Lesebuch von 1938 (erschienen 1940) gilt aufgrund seines umfangreichen heimatkundlichen Teils als bedeutendstes liechtensteinisches Lehrmittel dieser Art. Die erste Landeskunde für den Unterricht verfasste 1876 David Rheinberger («Landeskunde des Fürstenthums Liechtenstein»). Rechenbücher wurden erst ab den 1880er Jahren im Unterricht verwendet. 1883–89 erschienen vier von einer Lehrerkommission an die liechtensteinischen Verhältnisse angepasste österreichische Rechenbücher. Die Landesgeschichte war in die Lesebücher integriert. Als Geschichtsbuch wurde in der Fortbildungsschule auch die von Johann Baptist Büchel verfasste «Geschichte des Gebietes des heutigen Fürstentums Liechtenstein für Schule und Haus» (1894) verwendet. Das erste speziell für den Geschichtsunterricht verfasste liechtensteinische Lehrmittel war «Bilder aus der Geschichte Liechtensteins» (1980) von Harald Wanger. 1965 publizierte Otto Seger die erste «Liechtensteinische Staatsbürgerkunde». Speziell für Liechtenstein herausgegeben wurden auch Schulbücher über Geschäftsaufsätze bzw. -briefe (1892, 1958), Sprachlehren (1835, 1887), Sprachübungen (1942), diverse Karten des liechtensteinischen Staatsgebiets (ab 1894, Kartografie), Liedersammlungen (1950 und 1952), Material für den Zeichen- (1928), den Hauswirtschafts- (1949) sowie den Rechtsunterricht (1992).

Die Vorarbeiten für die Herstellung der Lehrmittel übernahm meist eine vom Landesschulrat bzw. vom Schulamt bestellte Lehrerkommission, wobei ein Mitglied den Hauptteil der Redaktions- und allenfalls der Autorenarbeit leistete. Dabei wurden häufig ausländische Vorbilder bearbeitet oder übernommen. Bis 1924 stammten diese hauptsächlich aus Österreich und Deutschland, danach eher aus der Schweiz. Teilweise hatten sie inhaltlich nichts mit Liechtenstein zu tun. Herausgeber war in der Regel der 1869 geschaffene Landesschulrat und seit 1971 das Schulamt. Für die Anschaffung der Schulbücher ist der 1934 als «Schulbücherverlag» gegründete «Amtliche Lehrmittelverlag» (Umbenennung 1959) zuständig.

Literatur

Zitierweise

<<Autor>>, «Schulbücher», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 14.2.2025.

Medien

«Namenbüchlein für die Schulen des souveränen Fürstenthums Liechtenstein», 1834 (Bildarchiv LLM).
Lehrmittel, die für die liechtensteinischen Schulen geschaffen oder in Liechtenstein herausgegeben bzw. gedruckt wurden (Auswahl)