Schwäbischer Kreis

Autor: Dieter Stievermann | Stand: 31.12.2011

Der 1500 entstandene Schwäbische Kreis war neben dem Fränkischen der lebendigste Reichskreis des römisch-deutschen Reichs, weil er eine grosse Zahl mindermächtiger Reichsstände zusammenband. Er diente v.a. der Sicherung des Landfriedens, wobei er den 1534 erloschenen Schwäbischen Bund ersetzen konnte. Später befasste sich der Schwäbische Kreis mit weiteren Aufgaben wie Strassenbau, Getreideexport und Münzwesen. Er schuf eine beachtliche Menge an Kreisrecht und unterhielt zeitweilig ein stehendes Kontingent der Reichsarmee. Die Mitglieder des Schwäbischen Kreises bzw. deren Gesandte versammelten sich auf Kreistagen in Ulm, eingeteilt in fünf Bänke: geistliche Fürsten, Prälaten, weltliche Fürsten, Grafen, Städte. An der Spitze standen der Herzog von Württemberg und der Fürstbischof von Konstanz. Auch die Grafen von Sulz respektive die Grafen von Hohenems als Landesherren zu Vaduz und Schellenberg gehörten dem Schwäbischen Kreis an. Fürst Johann Adam von Liechtenstein – seit 1699 Herr von Schellenberg – erlangte bereits 1707, noch vor dem Kauf von Vaduz 1712, Sitz und Stimme auf der Fürstenbank des Schwäbischen Kreises. In mehreren Kriegen des 17./18. Jahrhunderts musste Liechtenstein dem Schwäbischen Kries ein Militärkontingent von rund 10–25 Mann zur Verfügung stellen, letztmals in den Koalitionskriegen. Mit dem Untergang des alten Reichs 1806 war das Ende des Schwäbischen Kreises gekommen. Sein Gebiet gehört heute zu Österreich, Deutschland (Baden-Württemberg und Bayern) sowie Liechtenstein.

Literatur

  • Bernd Wunder: Der Schwäbische Kreis, in: Regionen in der frühen Neuzeit. Reichskreise im deutschen Raum, Provinzen in Frankreich, Regionen unter polnischer Oberhoheit. Ein Vergleich ihrer Strukturen, Funktionen und ihrer Bedeutung, hg. von Peter Claus Hartmann, Berlin 1994 (=Zeitschrift für historische Forschung, Beiheft 17), S. 23–39.
  • Thomas Sulz: Liechtenstein im Schwäbischen Kreis, in: Liechtenstein - fürstliches Haus und staatliche Ordnung. Geschichtliche Grundlagen und moderne Perspektiven, hg. von Volker Press und Dietmar Willoweit, Vaduz/München 1987, 21988, S. 311–328.

Zitierweise

<<Autor>>, «Schwäbischer Kreis», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 10.2.2025.

Medien

Gesandte der Fürsten von Liechtenstein an die Versammlungen des Schwäbischen Kreises, 1707-1804