
Schwabbrünnen-Äscher
Autoren: Mario F. Broggi, Nidija Felice | Stand: 5.4.2023
Naturschutzgebiet. Gemeinden Schaan, Eschen und Planken, 53,8 ha, mittlere Höhe 445 m ü.M. Das Reservat liegt kompakt zwischen den Sammlern der Forströfi im Süden (Schaan) und der Nendler Röfi im Norden (Eschen). Im Westen wird es durch die ÖBB-Eisenbahnlinie begrenzt, im Osten durch die Landstrasse Schaan–Nendeln. Grundeigentümer sind die Gemeinden Schaan und Planken, das Land Liechtenstein sowie Private.
Der Flurname «Schwabbrünnen» verbindet mundartlich Brünna (Quellen) mit mundartlich Schwob (Stechmücke) oder alemannisch Schweig (Viehherde); «Äscher» bezeichnet einen Ort mit der Baumart Esche. Die im Flurnamen angesprochene Quelle befindet sich an der Ostseite, unterhalb des ehemaligen Steinbruchs am Brunnaböchel.
Schwabbrünnen-Äscher wurde 1961 als erstes Naturschutzgebiet Liechtensteins ausgewiesen, zusammen mit dem Gampriner Seelein. Auslöser für die Schutzlegung war die geplante Errichtung einer Benzintankstelle an der Landstrasse am Ostrand des Gebiets (nicht realisiert). 1975 erfolgte eine Gebietsausweitung unter Einbezug der Nendler Röfi.
Das Gebiet Schwabbrünnen-Äscher umfasst 15 verschiedene Vegetationsformen. Die Riedflächen bestehen aus einem minerogenen (aus anorganischem Material entstandenen) Hangmoor mit Kalksinterzonen, der Untergrund enthält also keinen Torf. Insgesamt kommen über 500 Gefässpflanzenarten vor, darunter 45 Arten der Roten Liste, wobei sieben Arten in Liechtenstein nur hier nachgewiesen sind. Darunter befindet sich das einzige Vorkommen der Sumpforchis im Alpenrheintal und einer Unterart des Hellgelben Knabenkrautes. Die Kalksinter ermöglichen das Gedeihen des Langblättrigen Sonnentaus und des Sumpf-Glanzkrauts, einer seltenen unscheinbaren Orchideenart.
1981 wurde eine 0,4 ha grosse Weiheranlage erstellt, um den Amphibien eine verbesserte Laichmöglichkeit zu bieten. Für sie wurden entlang der Landstrasse Schaan-Nendeln Amphibienschutzzäune und Durchlässe gebaut. In die Weiheranlage und in den Ställabach wurden 1985 stark gefährdete Dohlenkrebse eingesetzt. Die Population hat sich inzwischen über das Gebiet hinaus etabliert. Das Vorkommen des Moorwiesenvögelchens, eines international stark gefährdeten Tagfalters, verleiht Schwabbrünnen-Äscher internationale Bedeutung.
Die Waldflächen im Reservat besitzen eine naturferne Bestockung mit Fichten. Naturfern ist auch die im Reservat entlang der Landstrasse angelegte Ersatzaufforstung für ein 1974 ausserhalb des Schutzgebietes errichtetes Öltanklager. Seit 1983 bestehen ein Pflege- und Gestaltungsplan sowie eine überarbeitete Vegetationskartierung. Ins Gebiet eindringende Neophyten wie Goldruten und der Riesen-Bärenklau werden bekämpft. Eine Auseinandersetzung um die Biberbesiedlung in der Nendler Röfi 2015 zeigte den potentiellen Widerspruch zwischen rüfebaulichen Massnahmen und Naturschutzzielen.
Quellen
- Verordnung vom 28. September 1961 betreffend das Naturschutzgebiet «Schwabbrünnen/Äscher», LGBl. 1962 Nr. 2/1.
Literatur
- Hans Stricker, Toni Banzer, Herbert Hilbe: Liechtensteiner Namenbuch, Teil I: Die Orts- und Flurnamen des Fürstentums Liechtenstein, Bd. 2: Die Namen der Gemeinden Triesenberg, Vaduz, Schaan, Vaduz 1999, S. 462, 669f.
- Inventar der Naturvorrangflächen des Fürstentums Liechtenstein, Auftraggeber: Regierung des Fürstentums Liechtenstein/Landesforstamt, Auftragnehmer: Mario F. Broggi AG, bearb. von Mario F. Broggi et al., Vaduz 1992, Objekt B 5.2.
- Josef Biedermann: Die Riedlandschaft Schwabbrünnen-Äscher. Unser erstes liechtensteinisches Naturschutzgebiet, in: Bergheimat. Jahresschrift des Liechtensteiner Alpenvereins, Schaan 1988, S. 7–32.
- Josef Biedermann: Die Libellen-Fauna des Naturschutzgebietes Schwabbrünnen-Aescher, Liechtenstein (Odonata), in: Berichte der Botanisch-Zoologischen Gesellschaft Liechtenstein-Sargans-Werdenberg, Bd. 16 (1987), S. 39–57.
Externe Links
- Geodatenportal (Naturschutzgebiete), Liechtensteinische Landesverwaltung, Amt für Tiefbau und Geoinformation
- Geodatenportal (Flurnamenkarte), Liechtensteinische Landesverwaltung, Amt für Tiefbau und Geoinformation
Zitierweise
<<Autor>>, «Schwabbrünnen-Äscher», Stand: 5.4.2023, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 10.2.2025.