
Schweizer Armee
Autor: Donat Büchel | Stand: 31.12.2011
Eidgenössische Truppen kämpften 1351/52, im Alten Zürichkrieg (1439–46) sowie letztmals im Schwabenkrieg 1499 gegen Soldaten aus dem Raum Liechtenstein und verheerten 1445, 1460 (Thurgauer Krieg) sowie 1499 verschiedene Orte in Schellenberg-Vaduz. Nach dem Rheineinbruch 1927 halfen Soldaten der Schweizer Armee bei den Aufräumarbeiten. Es bestanden in den 1920er und 30er Jahren Pläne der Schweizer Armee zur Besetzung Liechtensteins, das im Vorfeld des als militärische Schwachstelle geltenden Einfallstors Sargans liegt, bzw. zum Einbezug des Landes in die schweizerische Neutralität. Der Schweizerische Bundesrat beschloss jedoch in den 1930er Jahren und im Zweiten Weltkrieg wiederholt, Liechtenstein im Fall eines deutschen Angriffs nicht zu verteidigen.
Zu Problemen mit Liechtenstein und besonders der Gemeinde Balzers führte der Ausbau der Festung Sargans ab 1938 sowie der Betrieb des Waffenplatzes St. Luzisteig: Ab den 1930er Jahren mussten die Gemeinde Balzers und Balzner Bürger in der Schweiz liegenden Balzner Boden für militärische Zwecke verkaufen (→ Prad, → Fläsch). Die Schiessübungen führten wiederholt zu Bränden im Balzner Wald (z.B. 1956, 1960 und 1985), stellten eine Lärmbelästigung dar und behinderten die Bewirtschaftung von Wald und Wiesen in der Nähe des Waffenplatzes. Blindgänger bildeten eine Gefahr für die Anwohner. Die Schweizer Armee verletzte wiederholt durch Schüsse und Granatfeuer über die Grenze hinweg sowie Überschreiten der Grenze die Souveränität Liechtensteins. 1948 erzwang die Schweiz aus militärischen Gründen von Liechtenstein den Verkauf des Ellhorns. 1968 schoss die Schweizer Armee versehentlich fünf Granaten ins Malbun. Die durch die Schweizer Armee entstandenen zwischenstaatlichen Probleme konnten durch Verhandlungen (seit 1964) und die 1985 eingerichtete, paritätisch besetzte Waffenplatzkommission St. Luzisteig grösstenteils ausgeräumt werden.
Literatur
- Walter Gabathuler: Festung Sargans, Entstehungsgeschichte. Verhältnisse im Grenzraum Schweiz-Liechtenstein vor dem Zweiten Weltkrieg. Zweiter Weltkrieg, der Einflussfaktor «Liechtenstein» auf die Dispositionen der «Festung Sargans», Heereseinheit «Festung Sargans» Organisations- und Festungsbau-Etappen, Abwehrbereitschaft in akuten Bedrohungslagen. Nach dem Zweiten Weltkrieg Schweiz/Liechtenstein Landabtausch für militärische Zwecke, Störungen des Verhältnisses aus militärischen Gründen, Oberschan/St. Gallen 2006.
- Iwan Köppel: Die politischen Beziehungen zwischen dem Fürstentum Liechtenstein und der Schweiz von 1945 bis 1970. Entwicklungslinien, Zusammenarbeit, Konfliktbereiche. Ein Überblick, Lizentiatisarbeit an der Universität Freiburg, Freiburg 2000.
- Markus Dick: Das Fürstentum Liechtenstein im Visier der Schweizer Armee, Seminararbeit an der Universität Freiburg, Freiburg 1998.
- Emanuel Vogt: Mier z Balzers. Wie es früher bei uns war, Bd. 1: Lebensraum, Vaduz 1995, S. 154–166, 208–220.
- Franz Büchel: Gemeinde Balzers. Beiträge zur Geschichte 842–1942, hg. von der Gemeinde Balzers, Balzers 1987, S. 356–376.
Von der Redaktion nachträglich ergänzt
- Walter Gabathuler: Die Festung Sargans – ihre Geschichte, ihre Objekte, ihre Aufgaben, in: Werdenberger Jahrbuch 2014, 27. Jg. (2013), S. 50–259.
Zitierweise
<<Autor>>, «Schweizer Armee», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 10.2.2025.
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ZUR VERTIEFUNG
Das Schweizer Militär beschiesst das Malbun – versehentlich!, 1968