
Sennwald
Autor: Hans Jakob Reich | Stand: 31.12.2011
Politische Gemeinde im Kanton St. Gallen, Wahlkreis Werdenberg, 4922 Einwohner/innen (2011), Fläche 41,56 km2. Das Gemeindegebiet umfasst die fünf Dörfer Frümsen mit dem Weiler Büsmig (640 Einwohner), Haag (1114), Salez (679), Sax (787) und Sennwald (1456), die je eine eigene Ortsgemeinde (Bürgergemeinde) bilden. Um 820 silva vocata sennius, 847 forasta numcupantem Salectum, seit Mitte 14. Jahrhundert Sennwald (für das Dorf).
Die Lage eines in Salez gefundenen Depots von 66 frühbronzezeitlichen Beilklingen lässt vermuten, dass der zwischen Frümsen, Salez und Sennwald weit ins Tal hinausragende postglaziale Bergsturzkegel für die Traversierung der versumpften Talebene und als Übergang zu den prähistorischen Siedlungen am Eschnerberg benützt wurde.
Im frühen 13. Jahrhundert treten die Freiherren von Sax in Erscheinung. Ihre Sitze in der heutigen Gemeinde Sennwald, deren Territorium sich im Spätmittelalter als herrschaftliche Einheit herausbildete, waren die Burgen Hohensax, Frischenberg, Forstegg und der Freisitz Sax. 1615 gelangte der saxische Besitz durch Verkauf an den eidgenössischen Stand Zürich und wurde von diesem bis 1798 als Landvogtei Sax-Forstegg verwaltet. Die 1798 aus den fünf Dorfschaften gebildete Gemeinde Sennwald kam zunächst an den Kanton Linth, 1803 an den Kanton St. Gallen.
Die im Ursprung hochmittelalterliche Kirche Sax ist vermutlich eine Gründung der Freiherren von Sax. Das ab etwa 1200 archäologisch fassbare Gotteshaus von Sennwald war bis 1422 eine Filiale der Kirche von Bendern, zu der auch Salez (bis um 1512, Bau einer eigenen Kirche) und Haag (bis 1637) gehörten. Heute gliedert sich Sennwald kirchlich in die evangelische Kirchgemeinde Sennwald-Lienz, Salez-Haag und Sax-Frümsen sowie die 1971 gegründete katholische Kirchgemeinde Sennwald.
Die Trennung von der Mutterkirche Bendern und die Annahme der Reformation in der Freiherrschaft (1565 bzw. in Haag 1637) trugen zur Akzentuierung der Rheingrenze bei. Während 1868 eine Brücke die Fähre Haag–Bendern ablöste, konnte der in der Gemeinde Sennwald aus Konkurrenzangst hintertriebene Bau der Brücke Ruggell–Salez erst 1929 verwirklicht werden, nachdem der Fährbetrieb 1917 eingestellt worden war.
Grundlage für die wirtschaftliche Entwicklung ab dem 19. Jahrhundert war die Korrektion des Rheins und der Binnengewässer. Die 1870 einsetzende Industrialisierung war stark auf die Produktion von Textilien ausgerichtet. Nach 1960 kam es zur Ansiedlung zahlreicher neuer Unternehmen, u.a. 2001 einer Niederlassung der Hilcona AG und 2007 des Schellenberger Kunststoffwerks Franz Elkuch AG in Salez. Die ab den 1970er Jahren entstandenen Einkaufszentren in Haag werden von der liechtensteinischen Bevölkerung stark frequentiert. Der Bau einer Heizöl-Destillationsanlage in Sennwald 1974/75 traf auf den Widerstand der grenzübergreifend zusammengesetzten «Aktion Sauberes Rheintal»; auch die Gründung der Liechtensteinischen Gesellschaft für Umweltschutz (LGU) stand damit in Zusammenhang. Seit 1970 wächst die zuvor infolge Abwanderung rückläufige Bevölkerung wieder an. Nach wie vor hohen Stellenwert hat die Landwirtschaft, u.a. durch die staatlichen Gutsbetriebe der Strafanstalt Saxerriet und der 1977 eröffneten Landwirtschaftsschule Rheinhof Salez.
Literatur
- Die Kirche Salez. Ein bau- und kunstgeschichtlicher Überblick zur Erinnerung an die Gesamtrestaurierung 2003, hg. von der Evangelischen Kirchengemeinde Salez-Haag, Salez 2005.
- Sennwald, hg. von der Politische Gemeinde Sennwald, Redaktion: Hans Jakob Reich, o.O. 22001.
- Jakob Bill: Die Bronzebeile von Salez. Das 1883 gefundene Depot aus der Frühbronzezeit, in: Werdenberger Jahrbuch 1997, Jg. 10 (1996), S. 247–261.
- Werdenberger Jahrbuch. Beiträge zur Geschichte der Gemeinden Wartau, Sevelen, Buchs, Grabs, Gams und Sennwald, hg. von Historisch-Heimatkundliche Vereinigung des Bezirks Werdenberg (HHVW), Jg. 1 (1988).
- Richard Aebi: Heimatkunde Sennwald, hg. von der Gemeinnützige Gesellschaft Sennwald, Sennwald 1983.
Zitierweise
<<Autor>>, «Sennwald», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 16.2.2025.
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