Spiele und Spielzeug

Autor: Alois Senti | Stand: 31.12.2011

Spielutensilien aus Liechtenstein sind in Form von Spielsteinen erstmals in römischer Zeit belegt. Ein auf Gutenberg gefundener Spielwürfel stammt aus dem Mittelalter. Aus dem 13. bis 16. Jahrhundert sind Spielfigürchen erhalten. Der liechtensteinische Landsbrauch (früheste datierte Abschrift 1664) verbot das Glücksspiel mit Karten und Würfeln. Spiele hingegen, die «zu übung des leibs dienen», wie z.B. das Kegeln, waren erlaubt.

Im 19. Jahrhundert versammelten sich Knaben und Mädchen am Sonntagnachmittag auf den sogenannten Spielwiesen zu Ball-, Lauf-, Fang- und Hüpfspielen. Zum traditionellen Spielvorrat gehörten ferner das Seilziehen, das Sackhüpfen und mehrere Karten-, Such-, Versteck-, Rate- und Pfandspiele. Durch geschlechterspezifische Spiele wurden Geschlechterrollen vermittelt und eingeübt. Die Knaben gaben sich gerne Spielen hin, in denen sie ihre Geschicklichkeit, Kraft und Ausdauer beweisen konnten, während die Mädchen den Ball bevorzugten und Puppen umsorgten. Im Frühjahr ereiferten sich die Knaben beim Murmelspiel. Zum Spielzeug der Mädchen gehörten Puppen und aus Woll- und Stoffresten hergestellte «Huttlaballa». Die Knaben wagten sich auf Stelzen vor das Haus, spielten mit Pfeil und Bogen und liessen im Herbst Drachen steigen. Kleine Kinder ritten gerne auf dem Schaukelpferd.

Das 20. Jahrhundert brachte das Trottinett, das Dreirad und das selbst gebaute Seifenkistenauto. An Weihnachten reichte es in besser situierten Familien zu einem Holz- oder Metallbaukasten, zu einer Dampfmaschine oder zu einer Modelleisenbahn. Besonders begehrt waren aufziehbare Autos, Motorräder und Flugzeuge, optische Geräte, Zinnsoldaten und Waffen. Die Mädchen beschäftigten sich mit Puppen und den mit Miniaturmöbeln ausgestatteten Puppenstuben. In Schaan steht seit 1984 eine Ludothek (Spielzeugausleihe) zur Verfügung. Seit einigen Jahren ergänzen elektronische Geräte das inzwischen unüberschaubar gewordene Angebot an Spielwaren.

Archive

  • Bildarchiv Amt für Kultur, Abteilung Archäologie.

Quellen

Literatur

  • Adulf Peter Goop, Günther Meier, Daniel Quaderer: Brauchtum Liechtenstein. Alte Bräuche und neue Sitten, hg. von Daniel Quaderer, Schaan 2005, S. 197.
  • Emanuel Vogt: Mier z Balzers. Wie es früher bei uns war, Bd. 2: Lebensweg, Vaduz 1996, S. 34–46.
  • Alois Senti: Spiel und Spielzeug im Sarganserland, Mels 1993.
  • Karl Grunder: Vom Ritter zum Reiter. Spielzeug als Reflex gesellschaftlichen Wandels, in: 1342. Zeugen des späten Mittelalters. Festschrift «650 Jahre Grafschaft Vaduz», hg. von Hansjörg Frommelt im Auftrag des Liechtensteinischen Landesmuseums, Vaduz 1992, S. 170–182.
  • Eva Pepić, Hansjörg Frommelt: Katalog der in Liechtenstein gefundenen Terrakotta-Figuren, in: 1342. Zeugen des späten Mittelalters. Festschrift «650 Jahre Grafschaft Vaduz», hg. von Hansjörg Frommelt im Auftrag des Liechtensteinischen Landesmuseums, Vaduz 1992, S. 183–192.
  • Adulf Peter Goop: Brauchtum in Liechtenstein, Vaduz 1986, S. 361–363.
  • Edwin Nutt: Bubenspiele von gestern und vorgestern, in: Festgabe für Alexander Frick zum 75. Geburtstag, hg. von Robert Allgäuer, Schaan 1985, S. 260–263.

Von der Redaktion nachträglich ergänzt

Medien

Jassrunde in Eschen, um 1905 (GAE).

Zitierweise

<<Autor>>, «Spiele und Spielzeug», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 10.2.2025.