
Steegmann, Josef
Autor: Hanspeter Lussy | Stand: 31.12.2011
Rechtsanwalt. *8.5.1903 Saarbrücken, †1.9.1988 Vaduz, Deutscher. Sohn des Franz und der Klara, geb. Spielmann. ⚭ 2) 1934 Lea Morosani (Davoser Hotelierstochter). Dr. jur., eigene Anwaltskanzlei in Berlin, die während des Nationalsozialismus v.a. für das bedrängte jüdische Grosskapital tätig war. Beriet als Vertrauensanwalt der schweizerischen Gesandtschaft in Berlin zahlreichen Schweizer Firmen bei Deutschland-Geschäften (z.B. Georg Fischer Stahlwerke, Werkzeugmaschinenfabrik Oerlikon-Bührle & Co.). Während des Kriegs beim Oberkommando der Wehrmacht (OKW) und zweiter Mann der Finanzabteilung des Amts Abwehr, für das er im besetzten Frankreich und in der Schweiz umfangreiche Finanzgeschäfte tätigte. Half 1942 Juden bei der Flucht aus Deutschland (Aktion V7: Unternehmen Sieben). Unklar ist Steegmanns Beteiligung an Widerstandsaktionen gegen Hitler. 1944/45 massgeblich an der Überführung der Sammlungen des Fürsten von Liechtenstein nach Vaduz beteiligt, wohin er sich im März 1945 absetzte. 1945 liechtensteinisches Ehrenbürgerrecht. Die Schweiz stellte 1948 ein Militärstrafverfahren gegen Steegmann wegen Spionage ein und hob die Einreisesperre auf. Zeitweilig als Wirtschaftsberater des Fürsten tätig und 1948 an der Gründung der Elastin-Werk AG in Triesen beteiligt (Verwaltungsratspräsident). Ab 1954 Wirtschaftsanwalt in Köln, ab 1968 Ruhestand in Vaduz. Bedeutende Sammlung von Kunstwerken v.a. der Klassischen Moderne (u.a. zehn Gemälde Picassos).
Literatur
- Esther Tisa Francini: Liechtenstein und der internationale Kunstmarkt 1933–1945. Sammlungen und ihre Provenienzen im Spannungsfeld von Flucht, Raub und Restitution, Vaduz/Zürich 2005 (= Veröffentlichungen der Unabhängigen Historikerkommission Liechtenstein Zweiter Weltkrieg, Studie 4).
- Hanspeter Lussy, Rodrigo López: Finanzbeziehungen Liechtensteins zur Zeit des Nationalsozialismus, 2 Bände, Vaduz/Zürich 2005 (= Veröffentlichungen der Unabhängigen Historikerkommission Liechtenstein Zweiter Weltkrieg, Studie 3).
- Picasso, Klee, Giacometti – Die Sammlung Steegmann, hg. von Ina Conzen, Stuttgart 1998.
- Winfried Meyer: Unternehmen Sieben. Eine Rettungsaktion für vom Holocaust Bedrohte aus dem Amt Ausland/Abwehr im Oberkommando der Wehrmacht, Frankfurt 1993.
- Klaus Urner: Der Schweizer Hitler-Attentäter. Drei Studien zum Widerstand und seinen Grenzbereichen, Frauenfeld 1980.
Normdaten
GND: 120702665
Zitierweise
<<Autor>>, «Steegmann, Josef», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 17.2.2025.