
Terra sigillata
Autorin: Verena Hasenbach | Stand: 31.12.2011
Terra sigillata (lateinisch: gestempelte Erde) ist ein Sammelbegriff für die rotgebrannte wie rotüberzogene und mit Töpfermarken versehene Gefässkeramik aus römischer Zeit. Dieses von den Römern als vasa arretina bezeichnete, stark standardisierte, qualitativ hochstehende Tafelgeschirr wurde mindestens 650 Jahre lang in allen Teilen des römischen Reichs verwendet. Die Produktion der Terra sigillata begann in der Mitte des 1. Jahrhunderts v.Chr. in Arezzo (I). Aufgrund der immer grösser werdenden Nachfrage nach Terra sigillata entstand eine Vielzahl von Manufakturen, die ihre Service teilweise im ganzen römischen Reich verkauften. Terra-sigillata-Geschirr wurde auf der Scheibe gedreht, wobei Schablonen («glatte Sigillata») oder eine mit Punzen verzierte Formschüssel («Reliefsigillata») zu Hilfe genommen wurden.
Ausgegrabene Terra-sigillata-Fragmente liefern aufgrund von Reliefzier, Töpfernamen (→ Paternus, → Pompeianus) oder Gefässform nicht nur für die Datierung eines Fundplatzes wichtige Indizien, sondern beleuchten auch wirtschaftliche und soziale Zusammenhänge. So nennt ein Graffito auf einem in Balzers gefundenen Teller aus Terra sigillata den bis heute ersten namentlich bekannten Einwohner von Balzers, Silvinus. Terra-sigillata-Fragmente sind fast in jedem römischen Kontext als Streufunde anzutreffen, so auch in verschiedenen liechtensteinischen Gemeinden. Das älteste, wohl italische Terra-sigillata-Fragment stammt vom Anfang des 1. Jahrhunderts n.Chr.; es wurde in Balzers gefunden. Das Gebiet Liechtensteins wurde von verschiedenen Manufakturen beliefert. Die liechtensteinischen Terra-sigillata-Funde im 1. bis zum Beginn des 2. Jahrhunderts n.Chr. stammen aus den südgallischen Töpferzentren La Graufesenque (F) und Banassac (F) und im 2. Jahrhundert aus Lezoux in Mittelgallien (F). Der grösste Teil der liechtensteinischen Terra-sigillata-Funde wurde ab der Mitte des 2. Jahrhunderts in ostgallisch-obergermanischen Manufakturen hergestellt, so etwa in Ittenweiler (F), Heiligenberg (F) und Rheinzabern (D). Dazu kam um die Mitte des 3. Jahrhunderts «helvetische Sigillata» aus Baden (AG). Werkstätten aus den Argonnen und aus Rheinzabern produzierten noch im 4. Jahrhundert Geschirr. Die jüngsten Terra-sigillata-Funde kamen im 5. Jahrhundert aus Nordafrika und fanden im Kastell Schaan Verwendung.
Literatur
- Objekt des Monats: Terra-Sigillata-Bilderschüssel aus Balzers. Aus den Sammlungen des Liechtensteinischen Landesmuseums, in: Liechtensteiner Vaterland, 7.4.1999, S. 31.
- Stefanie Martin-Kilcher: Terra sigillata, in: Römische Keramik in der Schweiz, hg. von Caty Schucany et al., Basel 1999 (=Antiqua, Bd. 31), S. 29–32.
Zitierweise
<<Autor>>, «Terra sigillata», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 16.2.2025.