ThyssenKrupp Presta AG

Autor: Christoph Maria Merki | Stand: 31.12.2011

Die zum deutschen Industriekonzern ThyssenKrupp gehörende ThyssenKrupp Presta AG ist ein Zulieferbetrieb der Automobilindustrie. Die ThyssenKrupp Presta AG entstand 1941 als Press- und Stanzwerk AG (Presta) in Eschen; Gründer und erster Direktor war Max Held. Hinter der Gründung der Presta stand der Schweizer Waffen- und Maschinenhersteller Oerlikon-Bührle, der in Liechtenstein billige Arbeitskräfte, tiefe Steuern, keine Kriegsgewinnsteuer, geeignetes Industrieland und genügend Strom (Vorarlberger Kraftwerke) vorfand. Im Frühjahr 1942 begann die Presta mit der Herstellung von Geschosshülsen, die via Oerlikon-Bührle v.a. an die deutsche Armee geliefert wurden. Im Juni 1943 war die Presta mit 330 Arbeitskräften der bei Weitem grösste Industriebetrieb des Lands. 1944, mit dem sich abzeichnenden Ende des Zweiten Weltkriegs, begann die Suche nach zivilen Produkten. Im Koreakrieg (1950–53) erlebte das Munitionsgeschäft eine letzte Blüte, ganz aufgegeben wurde es in den 1980er Jahren. Nach dem Krieg presste man Schrauben, später – ohne grossen Erfolg – Näh- und Stricknadeln. 1955–78 produzierte die Presta zudem Handstrickapparate (zeitweise waren es 15 000 Stück pro Jahr).

Um 1960 knüpfte die Presta, die seit 1956 ganz in den Oerlikon-Bührle-Konzern integriert war, erste Kontakte mit der Automobilindustrie, die sie mit verschiedenen Komponenten (Ölpumpen-, Lenkungs- und Getriebeteile) belieferte. Ab den 1970er Jahren fertigte sie ganze Fahrzeuglenkungen, seit 1985 Nockenwellen für die Motoren verschiedener Kraftfahrzeughersteller. 1947 beschäftigte der Betrieb 188 Personen, 1951 477, 1956 549 (davon 39% österreichisch und 10% schweizerische Grenzgänger), 1969 482 (davon 70% Ausländer, v.a. Grenzgänger), 1980 501 und 1990 643. 1991 verkaufte Oerlikon-Bührle die Presta an den Krupp-Konzern (seit 1999 ThyssenKrupp). ThyssenKrupp beschäftigte 2004 weltweit 184 000 Personen. Die ThyssenKrupp Presta AG zählte an 16 Standorten in acht Ländern 4500 Mitarbeiter, davon allein an ihrem Hauptsitz in Eschen 1300 (Produktion, Forschung und Entwicklung, Vertrieb).

Quellen

  • Jahresbericht der Liechtensteinischen Industrie- und Handelskammer, Vaduz 1961–2003.

Literatur

  • Christoph Maria Merki: Wirtschaftswunder Liechtenstein. Die rasche Modernisierung einer kleinen Volkswirtschaft im 20. Jahrhundert, Zürich/Triesen 2007.
  • Veronika Marxer, Christian Ruch: Liechtensteinische Industriebetriebe und die Frage nach der Produktion für den deutschen Kriegsbedarf 1939–1945, Vaduz/Zürich 2005 (= Veröffentlichungen der Unabhängigen Historikerkommission Liechtenstein Zweiter Weltkrieg, Studie 2), S. 61–81.
  • Press- und Stanzwerk AG Eschen. Festschrift zum 25jährigen Bestehen, hg. von der Presta AG Eschen, Eschen 1967.

Medien

Die Presta AG in Eschen, Luftaufnahme, 1966 (Liechtensteinisches Landesarchiv, Vaduz, SgAV 01 N 055/084, Fotograf: Walter Wachter/Schaan).
Fabrikhalle der Presta AG in Eschen, ca. 1960 (Liechtensteinisches Landesarchiv, Vaduz, B 65/006/005, Fotograf: Walter Wachter/Schaan).

Zitierweise

<<Autor>>, «ThyssenKrupp Presta AG», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 9.2.2025.