
Titulaturen
Autor: Michael Autengruber | Stand: 31.12.2011
Titulaturen (von lateinisch titulus für Titel, Ehrenname) sind Standes-, Rang-, Berufs- oder Funktionsbezeichnungen. Sie umfassen Adels-, Ehren- und Amtstitel sowie Prädikate (Anreden).
Laut Hausgesetz tragen die Mitglieder des fürstlichen Hauses Liechtenstein die Titel «Fürst (Fürstin) von und zu Liechtenstein, Herzog von Troppau und Jägerndorf, Graf zu Rietberg» (der Fürst mit dem Zusatz «Regierer des Hauses von und zu Liechtenstein») bzw. «Erbprinz von und zu Liechtenstein, Graf zu Rietberg» bzw. «Prinz (Prinzessin) von und zu Liechtenstein, Graf zu Rietberg». Alle Mitglieder der fürstlichen Familie tragen das Prädikat «Durchlaucht», das Fürst Josef Wenzel 1760 von Kaiser Franz I. verliehen worden war.
Von der liechtensteinischen Verfassung bestimmte Amtstitel sind «Präsident des Landtages», «Regierungschef», «Regierungsrat» sowie «Präsident des Staatsgerichtshofes». Weitere Amtstitel sind durch Gesetze und Verordnungen geregelt. Gegenüber Botschaftern ist die Anrede «Exzellenz» gebräuchlich. Dasselbe Prädikat führt wie jeder Bischof der katholischen Kirche der Erzbischof von Vaduz.
Für die wenigen vom 19. Jahrhundert bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts durch die Fürsten von Liechtenstein vorgenommenen Erhebungen in den Adelsstand (mit dem Adelsprädikat «von») und Standeserhöhungen zum Baron (Freiherrn) oder Grafen kommen zwei historische Rechtsgrundlagen infrage: zum einen das Fürst Karl I. 1607 von Kaiser Rudolf II. verliehene «grosse Palatinat»; ob Karl I. und seine Nachkommen davon Gebrauch machten, ist unbekannt; zum anderen erlosch mit dem Ende des römisch-deutschen Reichs 1806 das kaiserliche Reservatrecht auf Standeserhöhungen (Nobilitierungen). Es wurde danach von souveränen Staatsoberhäuptern in der Nachfolge des Kaisers wahrgenommen.
1633 erhielt Fürst Gundaker von Liechtenstein von Kaiser Ferdinand II. das Privileg zur Verleihung akademischer Grade; Kaiser Karl VI. bestätigte es 1719 für Fürst Anton Florian.
Wie andere Staatsoberhäupter verleiht der Fürst für Verdienste um das Fürstenhaus oder das Land Liechtenstein Ehrentitel, wie z.B. Fürstlicher Hof-, Justiz-, Kommerzien-, Studien-, Medizinal- oder Sanitätsrat, Fürstlicher Musikdirektor, Wirklicher Justizrat, Geistlicher Rat, Professor. Die seit 1911 belegte Verleihung solcher Ehrentitel ist bis in die jüngste Zeit häufig. In der wissenschaftlichen Literatur wird z.T. die Auffassung vertreten, die Verleihung von Titeln (wie auch von Orden) bedürfe unter der Verfassung von 1921 der Gegenzeichnung des Regierungschefs, da es sich nicht um eine private Gunsterweisung seitens des Fürsten, sondern um eine von Staats wegen erteilte Auszeichnung handle. In der Praxis erfolgt keine Kontrasignatur.
Literatur
- Bernd Schneidmüller: Titularen, in: Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte, Bd. 5 (1998), Sp. 257–260.
- Adalbert Erler: Standeserhöhung, in: Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte, Bd. 4 (1990), Sp. 1914–1916.
- Christine Weber: Das Gegenzeichnungsrecht unter besonderer Berücksichtigung der Verfassung des Fürstentums Liechtenstein, Frankfurt am Main 1997, S. 67, 261f.
- Graham Martin: Das Bildungswesen des Fürstentums Liechtenstein. Nationale und internationale Elemente im Bildungssystem eines europäischen Kleinstaates, Zürich 1984, S. 186f.
- Walter Kranz: Titel, Orden, Ehrenzeichen, in: Fürstentum Liechtenstein. Eine Dokumentation, bearbeitet von Walter Kranz, Vaduz 81982, S. 165–171.
Zitierweise
<<Autor>>, «Titulaturen», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 16.2.2025.